news/APA/Donnerstag, 27.03.25, 13:27:54

US-Autozölle schüren Angst vor Eskalation im Handelsstreit

Die geplanten US-Einfuhrzölle von 25 Prozent auf Autos lösen in Deutschland und weltweit große Sorgen über eine Eskalation in dem von US-Präsident Donald Trump entfesselten Handelsstreit aus. Politiker, Verbände und Unternehmen warnten vor den schädlichen Folgen für die exportstarke deutsche Wirtschaft, mit der auch die österreichische Wirtschaft stark verwoben ist, wie auch für die Vereinigten Staaten selbst.
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Der scheidende deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte am Donnerstag, die Europäische Union (EU) müsse mit „Stärke und Selbstbewusstsein“ reagieren und zugleich weiter um Verhandlungslösungen mit den USA ringen. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen kündigte noch in der Nacht an, entsprechende Schritte zu prüfen.

Trump verkündete die Zölle, die auch Autoteile mit gewissen Ausnahmen einschließen, mit harten Worten am Mittwoch im Oval Office: „Wir werden die Länder dafür belangen, dass sie in unserem Land Geschäfte machen und uns unsere Arbeitsplätze, unseren Wohlstand wegnehmen.“ Bisherige „Freunde“ sind aus seiner Sicht „oft viel schlimmer als der Feind.“ Der Republikaner sieht in den Zöllen ein Mittel, um Einnahmen für Steuersenkungen zu erzielen. Die ausländischen Autobauer und Zulieferer sollen gezwungen werden, noch mehr in den USA zu investieren und die schrumpfende Industrie dort wiederzubeleben.

Die USA sind das wichtigste Exportland für die deutsche Autoindustrie. Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz oder Daimler Truck sind ebenso wie die großen Zulieferer Bosch, Continental oder ZF Friedrichshafen mit ihrer Produktion vor Ort große Arbeitgeber in den USA. Porsche ist auf seinem wichtigsten Markt mangels eigener Fertigung komplett auf Importe angewiesen. Autoaktien verloren an der Börse drei bis fünf Prozent. Die Verzehnfachung des bisherigen US-Importzolls bedeutete orkanartigen Gegenwind für ausländische und, da viele Teile in die USA importiert werden, auch für die US-Autobauer selbst, schrieben die Analysten von Wedbush.

Die Unternehmen bereiten sich schon eine Weile auf die Zölle vor – sie müssen kurzfristig entscheiden, wie viel sie auf die Kunden abwälzen können, ohne dass der Absatz zu stark leidet. Analysten rechnen mit deutlichen Gewinneinbußen. Langfristig stellt sich die Frage nach weiteren Investitionen in die US-Produktion.

Trotz der unerbittlichen Rhetorik Trumps setzen Industrie und Politik auf Verhandlungen, da es bei der ersten Amtszeit Trumps auf diesem Weg gelungen war, den Zollhammer abzuwenden. „Die von den USA angekündigten zusätzlichen Zölle auf Importe von Fahrzeugen und Automobilkomponenten sind eine Belastung für die gesamte, global aufgestellte Automobilindustrie – diese lebt von offenen Märkten und Export“, erklärte der weltweit größte Autozulieferer Bosch. „Wir setzen darauf, dass politische Entscheidungsträger den Dialog fortsetzen, um in der aktuellen komplexen Lage gemeinsam eine Lösung zu finden.“ So sieht es auch ZF Friedrichshafen: „Wir hoffen auf eine baldige Einigung, denn eine neue Welle des Protektionismus schafft nur Verlierer.“

Der deutsche Außenhandelsverband BGA wird die ohnehin schon negative Prognose für deutsche Exporte von einem Rückgang um 2,7 Prozent nun deutlich senken. „Es wird zu einem erheblichen Einbruch des Wirtschaftswachstums, zu einer höheren Inflation und zu Arbeitsplatzverlusten in Europa und den USA führen“, sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. Ein Handelskrieg kenne nur Verlierer. Die EU müsse dagegen vorgehen, was auch eine Reaktion auf die marktbeherrschende Rolle amerikanischer Digitalkonzerne in Europa einschließen sollte.

Eine Digitalsteuer hält auch der Präsident des Ifo-Instituts Clemens Fuest für ratsam. Die EU solle eine Doppelstrategie verfolgen: mit Gegenmaßnahmen wie der für die Tech-Konzerne in den USA schmerzhaften Digitalsteuer drohen, und zugleich mit der US-Regierung weiter über eine Rücknahme der Zölle verhandeln. Wirtschaftsforscher erwarten vor allem für die Autoindustrie in Deutschland einen Schaden, halten anders als der BGA die Folgen für die Gesamtwirtschaft aber für überschaubar.

Viele Handelsexperten gehen davon aus, dass die Autopreise zunächst steigen und die Nachfrage sinken wird. Das schade der Autoindustrie weltweit, die bereits unter der Unsicherheit durch Trumps Stakkato von Zolldrohungen leidet. Der Verband ausländischer Autohersteller in den USA, Autos Drive America, warnte, die Zölle verteuerten Autos, was die US-Verbraucher treffe und zu Arbeitsplatzabbau in den USA führen werde. Die US-Automobilarbeitergewerkschaft UAW applaudierte hingegen, weil sie Investitionen in die US-Automobilproduktion und steigende Beschäftigung erwartet.

Trump drohte unterdessen schon die nächste Verschärfung an: Die Zölle für die EU und Kanada will er noch weiter erhöhen, wenn beide sich gegen die USA zusammentun sollten, erklärte er auf seinem Portal Truth Social. Die Autozölle sollen am 3. April in Kraft treten, einen Tag nachdem der US-Präsident noch weitere Zollanhebungen ankündigen will.