news/APA/Montag, 24.03.25, 14:54:44

Missbrauchsprozess gegen Gérard Depardieu gestartet

Der Prozess gegen den französischen Schauspieler Gérard Depardieu wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe hat begonnen. Der 76-jährige Depardieu schritt zu Mittag leicht auf seinen Anwalt gestützt in den prall gefüllten Pariser Gerichtssaal. Verteidiger Jérémie Assous sagte vor der Presse: "Alle Anschuldigungen sind gelogen." Dies werde man nun beweisen. "Die Wahrheit ist auf unserer Seite."
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Zum Auftakt des Prozesses ging der ganz in schwarz gekleidete Depardieu langsam zur Anklagebank, bestätigte seine Personalien und erklärte, auf die Fragen des Gerichts antworten zu wollen. Der Verlesung der Anklage hörte er schweigend zu.

Zu den im Prozess geladenen Zeuginnen zählt die Schauspielerin Fanny Ardant, die als Unterstützerin Depardieus gilt. Unter den Zuschauerinnen im Gerichtssaal befand sich auch die Schauspielerin Charlotte Arnould, die Depardieu bereits 2018 wegen Vergewaltigung angezeigt hatte. Eine Entscheidung darüber, ob es in diesem Fall zu einem Prozess kommt, steht noch aus.

Ursprünglich war das Verfahren gegen Depardieu für Oktober angesetzt gewesen. Kurzfristig wurde es dann aber wegen des Gesundheitszustands des Angeklagten verschoben. Laut medizinischem Gutachten soll der Darsteller nun nur sechs Stunden am Tag in der Anhörung sitzen. Zwischendurch soll es für ihn eine 15-minütige Pause geben.

In dem Verfahren geht es konkret um Vorwürfe sexueller Belästigung bei den Dreharbeiten zum Film „Les volets verts“ (Die grünen Fensterläden) von Regisseur Jean Becker im Jahr 2021. Eine Dekorateurin und eine Regieassistentin werfen Depardieu vor, sie etwa an den Brüsten und am Po unsittlich berührt zu haben. Depardieu drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis und 75.000 Euro Geldstrafe. Der Schauspieler bestreitet die Vorwürfe.

Schon seit Jahren melden sich immer wieder Frauen zu Wort, die Depardieu sexueller Übergriffe beschuldigen. Erstmals muss er deshalb nun vor Gericht.

Der Fall erfährt in Frankreich große Aufmerksamkeit. Vor dem Gericht demonstrierten Dutzende in Unterstützung der klagenden Frauen. Der Darsteller bestreitet die Vorwürfe vollständig und bezeichnet sich als Opfer einer „medialen Lynchjustiz“. In der Zeitung „Le Figaro“ schrieb er: „Niemals, nie habe ich eine Frau missbraucht.“

Der Prozess ist für zwei Tage anberaumt. Nach der ersten Verschiebung musste Depardieu medizinische Gutachten vorlegen. Der Schauspieler, der in über 200 Filmen mitgespielt hat, darunter „Cyrano von Bergerac“ und „Asterix und Obelix“, hat seit über 25 Jahren Diabetes und erhielt einen vierfachen Bypass. Das Gericht verzichtete auf ein psychiatrisches Gutachten.