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news/APA/Mittwoch, 29.01.25, 14:28:47

Kika/Leiner-Konkurs – Möbelkette schließt heute endgültig

Nach 115 Jahren endet die Firmengeschichte der ehemals größten Möbelkette Österreichs. Kika/Leiner sperrt Mittwochabend die zuletzt verbliebenen 17 Standorte endgültig zu, die Nachnutzung der Standorte ist offen. Rund 1.350 Beschäftigte verlieren ihren Job, tausende Kunden bekommen ihre Anzahlung nicht zurück. Seit 2013 gab es bei Kika/Leiner drei Eigentümerwechsel und zwei Insolvenzen. Weil kein neuer Investor gefunden wurde, meldete die Kette Anfang Dezember Konkurs an.
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Seit vergangenen Dezember läuft der Ausverkauf bei Kika/Leiner, seit 24. Jänner bietet die Möbelkette 90 Prozent Rabatt auf alle verfügbaren Waren. Der St. Pöltener Anwalt Volker Leitner kümmert sich als Insolvenzverwalter um die Abwicklung des Unternehmens.

In der Leiner-Filiale Wien West in der Hadikgasse tummelten sich nach Geschäftsöffnung am Mittwochvormittag über 50 Einkaufswillige und Schaulustige. Verkauft werden nur mehr verpackte Einzelstücke im Erdgeschoss, die weiteren Etagen waren bereits gesperrt und ausgeräumt. „Es gibt fast nichts mehr“, sagte ein erfolgloser Schnäppchenjäger beim Verlassen der Filiale zur APA. Aus Rücksicht auf die Mitarbeiter hat der Insolvenzverwalter den Medien keine Foto- und Filmgenehmigung in den Kika/Leiner-Häusern am letzten Öffnungstag erteilt.

Alle 1.350 Beschäftigten verlieren in den nächsten Monaten ihre Arbeit. Betroffene in Niederösterreich und Wien können bei Bedarf eine Arbeitsstiftung in Anspruch nehmen und sich aus- und weiterbilden. Langjährige Kika/Leiner-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden aufgrund längerer Kündigungsfristen aber erst im Sommer oder Herbst ohne Gehalt dastehen. Die Möbelkette hat viele Mitarbeiter, die mehr als zehn Jahre mit an Bord sind. Ab fünf Jahren Betriebszugehörigkeit können Beschäftigte im Handel nur quartalsweise gekündigt werden. Mitbewerber XXXLutz will einen Teil der Kika/Leiner-Beschäftigten übernehmen. Der Welser Möbelriese hat zahlreiche offene Jobs in Verkauf, Verwaltung und Logistik. „Unsere Türen stehen offen“, sagte XXXLutz-Manager Thomas Saliger Ende 2024 zur APA. Unter anderem auch die Österreichische Post, Ikea und McDonald’s haben Kika/Leiner-Beschäftigte Jobs in Aussicht gestellt.

Im Konkursverfahren der Möbelkette wurden bis zur Berichtstagsatzung am Landesgericht St. Pölten Mitte Jänner Forderungen in Höhe von 265 Mio. angemeldet. Darin sind laut Gläubigerschützern bedingte Mieten-Schadensersatzforderungen von Supernova – dem Eigentümer der Kika/Leiner-Immobilien – in Höhe von 190 Mio. Euro enthalten. „Nach der operativen Abwicklung der Möbelhäuser erfolgt die rechtliche Aufarbeitung der Insolvenz“, so der Kreditschützer Stephan Mazal von Creditreform am Mittwoch in einer Aussendung. „So soll bis Februar mittels Gutachten die Frage geklärt werden, wann die Zahlungsunfähigkeit eingetreten ist.“

14.000 Anzahlungen haben laut Gläubigerschützern bearbeitet werden müssen. Der Insolvenzverwalter hat im Dezember und Jänner die Anzahlungen und entsprechenden Kaufverträge geprüft. Laut KSV1870 haben rund 3.000 Kundinnen und Kunden, die eine Anzahlung geleistet haben, ihr Geld bis Mitte Jänner schon zurückbekommen, da ihre Anzahlung besonders besichert (u.a. „kikaLeiner Schotter-Schutz“) gewesen sei. Etwa 4.700 bekommen demnach kein Geld zurück und müssen ihre Forderungen im Insolvenzverfahren anmelden. Weitere rund 7.000 Anzahlerinnen und Anzahler versuche man teilweise zu entschädigen. „Da der Fall so komplex ist, können trotz Fristablaufs weitere Forderungen angemeldet werden“, hieß es vom KSV. Eine Gesamtsumme könne daher noch nicht abgeschätzt werden.

1973 startete Leiner mit Kika den ersten Möbel-Abholmarkt in Österreich und wurde über die Jahre zu Österreichs größter Möbelkette. Der Niedergang des 1910 gegründeten Möbelhändlers begann mit der aggressiven Expansionspolitik des heimischen Mitbewerbers XXXLutz in den 1990er- und 2000er-Jahren. Im Jahr 2013 erwarb die südafrikanische Steinhoff-Gruppe von der damaligen Eigentümerfamilie Koch den heimischen Möbelriesen. Damals war Kika/Leiner mit rund 7.500 Beschäftigten an 73 Standorten in Österreich und in Osteuropa sowie einem Umsatz von 1,2 Mrd. Euro noch der zweitgrößte Möbelhändler nach XXXLutz.

Steinhoff verkaufte 2018 in einem Notverkauf die Möbelkette an die Signa-Gruppe rund um den Tiroler Investor René Benko. Der neue Eigentümer veräußerte die Kika-Filialen in Osteuropa an XXXLutz. 2023 verkaufte Benkos Signa die Kika/Leiner-Immobilien an die Grazer Immobilienentwickler Supernova und das operative Möbelgeschäft an den Handelsmanager Hermann Wieser. Kurz darauf meldete das Unternehmen zum ersten Mal Insolvenz an. Nach der zweiten Insolvenz im November 2024 konnte Wieser weder frische finanzielle Mittel noch einen Investor auftreiben.

Die Supernova als Eigentümer der Kika/Leiner-Möbelhäuser bereitet nun den Verkauf oder die langfristige Vermietung der Immobilien vor. „Mehr können wir dazu leider aktuell noch nicht sagen, der Prozess wird sicher mehrere Monate in Anspruch nehmen“, sagte ein Supernova-Sprecher auf APA-Anfrage. In der Stadt Salzburg drängt Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) darauf, dass auf dem Leiner-Areal im Süden der Landeshauptstadt neue Wohnungen entstehen. An der bisherigen Kika-Filiale in Dornbirn könnte der Möbelkonzern Ikea Interesse haben. Auch die konkrete Nachnutzung der im Sommer 2023 geschlossenen 23 Kika/Leiner-Filialen ist mehrheitlich noch offen. Die Supernova hatte Mitte November 2024 elf ehemalige Kika/Leiner-Standorte an die SAR Leasing GmbH der XXXLutz-Gruppe verkauft.