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news/APA/Dienstag, 18.03.25, 10:27:31

Israel ruft Bewohner der Grenzgebiete in Gaza zur Flucht auf

Nach den tödlichen Luftangriffen auf Ziele der Hamas im Gazastreifen hat Israels Armee Bewohner der dortigen Grenzgebiete zur Flucht aufgerufen. Sie warnte am Dienstag besonders die Bewohner einiger Stadtteile von Khan Younis im Süden sowie Beit Hanun im Norden des Küstenstreifens. Sie habe dort begonnen, gegen die Islamistenorganisation Hamas vorzugehen. Nach palästinensischen Angaben wurden bisher rund 330 Menschen getötet, darunter hochrangige Hamas-Funktionäre.
APA/APA/AFP/OMAR AL-QATTAA

„Diese Gebiete sind gefährliche Kampfgebiete“, hieß es in einem in arabischer Sprache veröffentlichten Aufruf. Die Menschen sollen sich demnach zu ihrer eigenen Sicherheit in den Westen der Stadt Gaza sowie in den Westen der Stadt Khan Younis begeben. Die Zeitung „Times of Israel“ mutmaßte, dies könne auf die Absicht der Armee hindeuten, ihre Offensive auszuweiten.

Im Rahmen des am 19. Jänner in Kraft getretenen Waffenruhe-Abkommens waren viele Vertriebene im Gazastreifen erst kürzlich wieder in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Diese Waffenruhe ist durch die Angriffe nun offenbar beendet worden. Der Hamas zufolge war am Dienstag ein Austausch mit den Vermittlern im Gange. Sie sei daran interessiert, die Vereinbarung einer Waffenruhe im Gazastreifen umzusetzen, erklärt die Hamas.

Bei den neuen Angriffen Israels im Gazastreifen sind Hamas-Insidern zufolge mindestens fünf Hamas-Funktionäre und ihre Angehörigen getötet worden, darunter Mohammed al-Jmasi, der dem Politbüro der Hamas angehörte. Nach den nächtlichen Luftangriffen stieg die Zahl der Todesopfer nach Angaben der militanten Palästinenserorganisation weiter: Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde in Gaza meldete am Dienstag in der Früh mehr als 330 Tote.

Auch Familienangehörige Jmasis seien ums Leben gekommen, hieß es den Insidern zufolge. Unter den Toten seien Jmasis Enkelkinder, die sich in seinem Haus in Gaza-Stadt aufgehalten hätten. Eine ganze Anzahl von Opfern liege noch unter den Trümmern begraben. Die Angaben ließen sich unabhängig zunächst nicht überprüfen.

Auch der Leiter des Hamas-Innenministeriums wurde den Informationen zufolge getötet: Auch General Mahmoud Abu Watfa sei bei einem Angriff auf die Stadt Gaza umgekommen, hieß es. Watfa führte die Polizei und die Sicherheitsdienste im Gazastreifen an.

Es sind die schwersten Luftangriffe Israels seit Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas vor rund zwei Monaten. Sie erfolgten auf die „wiederholte Weigerung der Hamas, unsere Geiseln freizulassen, sowie auf ihre Ablehnung aller Vorschläge, die sie vom Gesandten des US-Präsidenten (Donald Trump, Anm.), Steve Witkoff, und von den Vermittlern erhalten hat“, hieß es in einer Mitteilung des Büros des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Ziel sei die Erreichung der Kriegsziele. Dazu gehört die Freilassung der Geiseln und die Zerschlagung der Hamas.

Israel will laut eigenen Angaben seine Angriffe im Gazastreifen fortsetzen, bis alle Geiseln zurückgekehrt sind. „Wir werden nicht aufhören zu kämpfen, bis nicht alle Geisel nach Hause zurückgekehrt und alle unsere Kriegsziele erreicht sind“, erklärte Verteidigungsminister Israel Katz am Dienstag.

Die Houthi-Miliz im Jemen hat nach den verstärkten israelischen Angriffe im Gazastreifen mit einer weiteren Eskalation gedroht. „Wir verurteilen die Wiederaufnahme der Aggression gegen den Gazastreifen durch den zionistischen Feind“, erklärte die Miliz am Dienstag. „Das palästinensische Volk wird in diesem Kampf nicht allein gelassen, der Jemen wird seine Unterstützung und seinen Beistand fortsetzen und die Konfrontation eskalieren“, hieß es weiter. Zuvor hatten die USA erstmals seit dem Amtsantritt von US-Präsident Trump im Jänner Angriffe auf Houthi-Stellungen im Jemen geflogen. Nach Angaben der Houthis wurden dabei mindestens 53 Menschen getötet.

Der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in den besetzten Palästinensergebieten, Muhannad Hadi, fordert die sofortige Wiederherstellung der Waffenruhe im Gazastreifen. „Seit den frühen Morgenstunden kam es im gesamten Gazastreifen zu Wellen von Luftangriffen“, erklärt Hadi. „Das ist unverantwortlich. Eine Waffenruhe muss sofort wiederhergestellt werden.“

China hat nach den nächtlichen Luftangriffen Israels gegen die islamistische Hamas Sorge über die Lage im Gazastreifen geäußert. Die Volksrepublik sei „höchst beunruhigt“ und hoffe, dass alle Seiten eine wirksame Umsetzung der Waffenruhe unterstützten, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning in Peking. Die Parteien sollten Handlungen vermeiden, welche die Lage eskalieren lassen könnten, und eine humanitäre Katastrophe größeren Ausmaßes verhindern, erklärte sie.