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news/APA/Dienstag, 01.10.24, 19:40:35

Biden ordnet Abschuss iranischer Raketen durch US-Armee an

Angesichts der Raketenangriffe aus dem Iran auf Israel hat US-Präsident Joe Biden die Armee seines Landes angewiesen, Israel zu Hilfe zu kommen und iranische Raketen abzuschießen. Das erklärte das Weiße Haus am Dienstag in Washington. Der Iran hatte zuvor begonnen, Israel mit Raketen zu beschießen, auch die Metropole Tel Aviv. Nach den Worten eines hochrangigen Vertreters des Iran gab das Oberhaupt des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, den Befehl für den Raketenbeschuss.
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Man sei zu jedem Vergeltungsschlag bereit, sagte er. Khamenei sei nach dem Angriff an einem sicheren Ort untergebracht. Der Angriff sei eine Vergeltung für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija, Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah sowie eines iranischen Generals, hieß es im Staatsfernsehen. Eine dpa-Korrespondentin berichtete, in Tel Aviv seien starke Explosionen zu hören.

Die Luftstreitkräfte der Revolutionsgarden zielten nach eigener Darstellung auf wichtige militärische Ziele. Gleichzeitig drohten die Revolutionswächter mit weiteren, „vernichtenden und zerstörerischen Angriffen“, sollte Israel auf den iranischen Schlag reagieren.

Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom teilte laut „Times of Israel“ mit, zwei Menschen seien durch Granatsplitter leicht verletzt worden. Mehrere andere wurden demnach wegen leichter Verletzungen nach einem Sturz oder wegen akuter Angstzustände behandelt.

Dem israelischen Militärradio zufolge wurden knapp 200 Raketen auf Israel abgefeuert. Wie außerdem die israelische Flughafenbehörde mitteilte, sind auf allen Flughäfen in Israel Starts und Landungen ausgesetzt.

Aufgrund der aktuellen Lage umfliegt die AUA den iranischen, irakischen und jordanischen Luftraum bis einschließlich 2. Oktober. Das bedeutet, dass der Austrian Airlines Flug von und nach Erbil am Mittwoch gestrichen wird. Die Verbindungen von und nach Tel Aviv bleiben bis einschließlich 31. Oktober ausgesetzt. Nach Teheran finden bis einschließlich 14. Oktober keine Flüge statt, teilten die Austrian Airlines der APA Dienstagabend mit.

Davor hatte die US-Regierung vor einem „unmittelbar bevorstehenden“ Raketenangriff des Irans auf Israel gewarnt. Ein solcher direkter Angriff werde schwerwiegende Folgen für den Iran haben, hieß es in einer Mitteilung eines Regierungsvertreters. Nach der Warnung vor dem Raketenangriff hatten die israelischen Behörden die Menschen im Großraum Tel Aviv angewiesen, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben.

Der iranische Angriff könne groß angelegt sein, warnte Armeesprecher Daniel Hagari noch vor dem Angriff. Die Luftabwehrsysteme seien vollständig vorbereitet und Flugzeuge der israelischen Luftwaffe patrouillierten am Himmel. Verteidigungsminister Yoav Gallant hatte am Abend mit Generalstabschef Herzi Halevi und hochrangigen Beamten über die Lage beraten.

Schon im April hatten Irans Revolutionsgarden (IRGC) zum ersten Mal in der Geschichte der Islamischen Republik einen direkten Angriff auf Israel ausgeführt. Dabei feuerten die IRGC-Luftstreitkräfte mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf ihren Erzfeind. Der Angriff wurde erfolgreich abgewehrt. Der Iran reagierte damit auf die Tötung hochrangiger Generäle, die davor bei einem mutmaßlich israelischen Angriff in Syrien getötet worden waren.

Israels Militär und Geheimdienste hatten zuletzt Irans Verbündete in der Region erheblich geschwächt. Ende Juli wurde der Auslandschef der islamistischen Hamas in Teheran getötet. Irans Staatsführung schwor daraufhin Rache. Am vergangenen Freitag wurde mit Nasrallah, dem Chef der libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah, ein weiterer und zentraler Verbündeter Teherans getötet. Zuvor hatten explodierende Funkempfänger, sogenannte Pager, Hunderte Hisbollah-Funktionäre verletzt und etliche auch getötet. Es war seither unklar, ob und wie Irans militärische Führung darauf reagiert.

Am Dienstag kam ein weiterer Schritt des israelischen Militärs hinzu: Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten drangen israelische Bodentruppen wieder in den Libanon ein. Rund ein Jahr nach Beginn des Gazakriegs verlagerte sich damit der Schwerpunkt der Kämpfe in Richtung des nördlichen Nachbarlandes. Die Armee sprach von „begrenzten“ Angriffen in Grenznähe auf Ziele der schiitischen Hisbollah, die eng mit dem Iran verbündet ist.

Seit der Revolution von 1979 gelten die USA und Israel als Erzfeinde der Islamischen Republik. Mit Ausbruch des Gaza-Kriegs vor knapp einem Jahr drohte mehrfach, dass sich der Schattenkonflikt zu einem Flächenbrand entwickelt. Irans Revolutionsgarden sind die Elitestreitmacht des Landes und gelten als deutlich schlagkräftiger als die reguläre Armee.