apa.at
news/APA/Sonntag, 16.03.25, 14:14:09

59 Tote bei Disco-Brand in Nordmazedonien

Bei einem verheerenden Brand in einer Diskothek in Nordmazedonien sind 59 Menschen ums Leben gekommen und weitere rund 150 verletzt worden. Das sagte der nordmazedonische Innenminister Pance Toskovski bei einer Pressekonferenz in der Kleinstadt Kocani, in der sich die Tragödie ereignet hatte. Zuvor hatte der Politiker von 51 Todesopfern und mehr als 100 Verletzten gesprochen.
APA/APA/AFP/ROBERT ATANASOVSKI

Nach den Worten des Ministers brach das Feuer um etwa 2.30 Uhr in der Nacht zum Sonntag aus, als die im Land beliebte Band DNK in der Diskothek „Puls“ ein Konzert gab. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen löste eine für Lichteffekte eingesetzte Funkenmaschine den Brand aus. Die Funken hätten die aus leicht entflammbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet, fügte er hinzu. Vier Personen seien im Zusammenhang mit dem Unglück festgenommen worden, unter ihnen Organisatoren des Konzerts.

Zum Zeitpunkt der Katastrophe sollen sich 1.500 hauptsächlich junge Leute in der Diskothek aufgehalten haben. Medien in Nordmazedonien berichteten von dramatischen Szenen. Verzweifelte Eltern würden mit Fotos in sozialen Medien nach ihren Kindern suchen. Bürger halfen mit ihren eigenen Autos aus und folgten den Rettungswagen, um Schwerverletzte in die Krankenhäuser zu bringen. Das Krankenhaus in der 25.000-Einwohner-Stadt Kocani erwies sich schnell als überfordert. Rettungswägen brachten Verletzte auch in die größere Stadt Stip sowie in die Hauptstadt Skopje.

„Jeder versuchte, sich selbst zu retten“, sagte die 22-jährige Überlebende Marija Taseva dem lokalen Sender TV 5. Als Taseva versuchte zu fliehen, stürzte sie zu Boden und Menschen liefen über sie hinweg, wobei sie eine Verletzung an der Wange davontrug, wie die Frau berichtete. In der Panik verlor sie den Kontakt zu ihrer Schwester, die noch immer vermisst wird. „Wir können sie in keinem Krankenhaus finden“, sagte sie. Etwa 148 Menschen seien in Skopje, Kocani und umliegenden Städten in Krankenhäuser gebracht worden, sagte Gesundheitsminister Arben Taravari. 18 Menschen seien schwer verletzt.

Ministerpräsident Hristijan Mickoski schrieb auf Facebook: „Dies ist ein schwerer und sehr trauriger Tag für Mazedonien! Der Verlust so vieler junger Leben ist nicht wiedergutzumachen, der Schmerz der Familien, Angehörigen und Freunde ist unermesslich.“ Präsidentin Gordana Siljanovska Davkova besuchte Verletzte in einem Krankenhaus in Skopje, schwarz gekleidet und mit den Tränen kämpfend. Den Betroffenen sicherte sie die Hilfe der Behörden zu. „Ich kann das einfach nicht begreifen … was für eine Katastrophe, was für eine Tragödie.“

Papst Franziskus bekundete den Betroffenen des Brandes sein Mitgefühl. Er spreche den Familien der Verstorbenen, bei denen es sich überwiegend um junge Menschen handelt, sein aufrichtiges Beileid und den Verletzten seine geistige Nähe aus, heißt es laut „Kathpress“ in dem am Sonntag veröffentlichten Telegramm an den Bischof von Skopje, Kiro Stojanov. Er bete für die Opfer und erbitte himmlischen Trost für diejenigen, die eine so schwere Prüfung zu bestehen hätten, so Franziskus in dem Schreiben, das von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichnet ist.

Österreichs Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) twitterte auf X, dass er den Kummer der nordmazedonischen Freunde teile, die den Verlust so vieler junger Menschen in Kocani zu beklagen hätten. „Österreich steht den Menschen von Nordmazedonien bei, und wir wünschen den Verletzten eine schnelle Genesung“, so Stocker.

Toskovski versicherte vor der Presse, dass jeder, der eine strafrechtliche Verantwortung trage, auch zur Verantwortung gezogen werde. „Jeder von uns sollte eine moralische Verantwortung spüren. Ich kenne keinen normalen Menschen, der keine moralische Verantwortung hätte“, fügte er hinzu. Der nordmazedonische Generalstaatsanwalt Ljupco Kocevski sagte, derzeit sei die Beweisaufnahme in vollem Gang, einige Personen würden befragt.

Massenunglücke sind in Südosteuropa nicht selten. In fast allen Fällen werden sie durch menschliches Versagen, Nichtbeachtung von Sicherheitsvorschriften und die Komplizenschaft von korrupten staatlichen Aufsichtsbehörden verursacht. Zugleich ziehen sie oft politische Erschütterungen nach sich.

So löste der Einsturz eines frisch renovierten Bahnhofsvordachs in der serbischen Stadt Novi Sad mit 15 Toten im November vergangenen Jahres eine der größten Protestwellen in der Geschichte Serbiens aus. In der Hauptstadt Belgrad waren gerade am Samstag Hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die korrupten Verhältnisse im Land zu demonstrieren.

Das Unglück in Kocani erinnert aber vor allem an die Brandkatastrophe im Oktober 2015 im Bukarester Nachtlokal „Colectiv“. Bei dem Feuer und der anschließenden Massenpanik waren 64 Menschen getötet und 147 weitere verletzt worden. Der damalige rumänische Ministerpräsident Victor Ponta erklärte wenig später nach massiven Protesten seinen Rücktritt.