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news/APA/Mittwoch, 08.05.24, 14:27:40

Weiter Kämpfe am Stadtrand von Rafah

In der mit Flüchtlingen vollen Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen gehen die Kämpfe zwischen Israels Armee und der islamistischen Palästinenser-Gruppe Hamas weiter. Die israelische Armee zerstörte im Osten Rafahs Tunnel und andere militärische Einrichtungen. Bei Gefechten seien eine ungenannte Zahl von Gegnern getötet und im ganzen Gazastreifen mehr als 100 Ziele aus der Luft angegriffen worden, so die Armee. Die Hamas sprach von Gefechten in östlichen Randbezirken.
APA/APA/Israeli Army/-

Anrainer bestätigten, dass die Kämpfe noch immer in den Außenbezirken der Stadt tobten, die als letzte Bastion der Hamas im Gazastreifen gilt. Das israelische Militär teilte mit, die Streitkräfte führten gezielte Angriffe auf der Gaza-Seite des Grenzübergangs Rafah durch. Auch aus anderen Teilen des Gazastreifens wurden Kämpfe gemeldet.

Das israelische Militär hatte Einwohner des östlichen Teils Rafahs am Montag dazu aufgerufen, das Gebiet zu verlassen. Wie viele Menschen dieser Aufforderung bisher nachgekommen sind, war unklar. Eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA sagte der Deutschen Presse-Agentur, pro Stunde machten sich seit Montag im Durchschnitt schätzungsweise 200 Menschen auf den Weg nach Khan Younis und andere Gebiete. Ein leitender UNRWA-Mitarbeiter sprach im US-Sender CNN am Mittwoch allerdings von rund 50.000 Menschen, die Rafah seit Montag verlassen hätten.

Angesichts der dramatischen Lage der Bevölkerung appellierte der Bürgermeister von Rafah, Ahmed Al-Sofi, an die internationale Gemeinschaft, einzugreifen. „Die Straßen der Stadt hallen wider von den Schreien unschuldiger Menschen, die ihr Leben verloren haben, von Familien, die auseinandergerissen wurden, und vom Lärm von Häusern, die in Schutt und Asche stürzen. Wir stehen am Rande einer humanitären Katastrophe noch nie da gewesenen Ausmaßes“, warnte er. In Rafah haben mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israels Armee und der Hamas gesucht.

Unterdessen wurde der wichtige Grenzübergang für die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen Kerem Shalom nach mehrtägiger Schließung am Mittwoch wieder geöffnet. Er war am Sonntag nach einem Raketenangriff der islamistischen Hamas für humanitäre Transporte geschlossen worden. Trotz eines weiteren Raketenangriffs aus dem Gazastreifen am Dienstag seien nun wieder Lastwagen aus Ägypten mit humanitärer Hilfe am Übergang eingetroffen, teilte die israelische Armee weiter mit.

Nach einer gründlichen Sicherheitsinspektion werde die Ausrüstung auf die Gaza-Seite des Grenzübergangs gebracht, betonte die Armee. Um wie viele Lastwagen es gehe, wurde nicht gesagt. Zudem würden Hilfsgüter auch über den Erez-Kontrollpunkt im Norden in das Küstengebiet gelangen.

Nach mittlerweile sieben Monaten Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas ist die humanitäre Lage im Gazastreifen verheerend. Nach jüngsten Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) herrscht im Norden des Palästinensergebiets eine „Hungersnot, die sich immer weiter nach Süden ausbreitet“.

Die USA halten Regierungskreisen zufolge die Lieferung schwerer Bomben an Israel zurück, die für eine Großoffensive gegen Rafah genutzt werden könnten. Die US-Regierung hatte wiederholt gewarnt, sie werde eine Rafah-Offensive ohne ein glaubwürdiges Konzept zum Schutz der Hunderttausenden Zivilisten in der Stadt nicht unterstützen. Die israelische Armee war am Dienstag auf Rafah vorgerückt, nachdem Verhandlungen über eine Waffenruhe wieder einmal ins Stocken geraten waren. Mit dem Vormarsch auf Rafah will sie auch den Druck auf die Hamas erhöhen, Geiseln freizulassen, die von den Extremisten bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt wurden. Die von Ägypten und Katar vermittelten indirekten Verhandlungen sollten noch am Mittwoch in Kairo fortgesetzt werden.