Konkret gewann Trump die Wahlleute von Florida (30), Ohio (17), Indiana (11), Tennessee (10), South Carolina (9), Alabama (9), Kentucky (8), Louisiana (8), Oklahoma (7), Mississippi (6), Arkansas (6), West Virginia (4), North Dakota (3), South Dakota (3), Wyoming (3) sowie Nebraska (zwei von fünf). Harris konnte die Stimmen von New York (28), Illinois (19), New Jersey (14), Massachusetts (11), Maryland (10), Connecticut (7), Rhode Island (4), Delaware (3) und Vermont (3) auf ihr Konto buchen, ergab eine Auswertung der Nachrichtenagentur Associated Press.
Weil die 24 Staaten Hochburgen der jeweiligen Parteien sind, war der Ausgang erwartet worden. Im früheren Swing State Florida fiel Trumps Sieg aber nach Auszählung von neun Zehntel der Stimmen deutlicher aus als vor vier Jahren, als er als Amtsinhaber seinem damaligen demokratischen Herausforderer Joe Biden um drei Prozentpunkte unterlegen war. Das Zwischenergebnis zeigte Trump um 13 Prozentpunkte vor Harris. Um 3 Uhr MEZ war die Wahl in 40 der 50 US-Staaten beendet, darunter auch in den Swing States Pennsylvania, Georgia, North Carolina, Michigan und Wisconsin. Nach Teilergebnissen führte Harris in Pennsylvania und Michigan, Trump in Georgia und North Carolina.
Für einen Sieg sind 270 Stimmen im Wahlgremium erforderlich. Der US-Präsident wird nicht direkt gewählt, sondern von insgesamt 538 Wahlleuten der 50 Staaten und des Hauptstadtbezirks Washington DC. Offen war das Rennen laut Umfragen nur in den sieben Swing States Wisconsin, Michigan, Pennsylvania, North Carolina, Georgia, Arizona und Nevada. Vor vier Jahren hatte in diesen Staaten jeweils der Demokrat Joe Biden gewonnen.
Umfragen hatten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Kandidaten erwarten lassen. Eine Nachwahlbefragung des Instituts Edison Research ließ Vorteile für Harris erkennen. Sie zeigte mit 53 Prozent einen deutlicheren Frauen-Überhang in der Wählerschaft als vor vier Jahren (52 Prozent), was für die Demokratin sprach. 48 Prozent haben eine positive Meinung von Harris, 44 Prozent eine positive Meinung von Trump. Für 35 Prozent der Wähler war die Demokratie das wichtigste Thema bei der Stimmabgabe, gefolgt von der Wirtschaft mit 31, Abtreibung mit 14, Einwanderung mit elf und der Außenpolitik mit vier Prozent.
Detailergebnisse aus den Swing States zeigten, dass Harris in Pennsylvania, North Carolina, Georgia, Michigan und Wisconsin höhere Beliebtheitswerte hatte als Trump. Lediglich in Nevada und Arizona war es umgekehrt.
Viele Wähler gaben schon vor dem Wahltag ihre Stimme ab. Nach Angaben des „Election Lab“ der Universität Florida stimmten rund 83 Millionen US-Bürger per Brief oder in vorher geöffneten Wahllokalen ab. Das entspricht mehr als der Hälfte der 2020 bei der Präsidentenwahl insgesamt abgegebenen Stimmen.
Trump stimmte in Palm Beach im Bundesstaat Florida in der Nähe seines Wohnsitzes ab. „Ich bin sehr zuversichtlich. Wir sind mit einem sehr großen Vorsprung reingegangen“, sagte er vor Reportern. Der Wahlausgang werde alles andere als knapp sein, prognostizierte er. Bei einem fairen Wahlverlauf werde er das Ergebnis anerkennen. Doch schon kurze Zeit später säte er in sozialen Medien Zweifel am Wahlverlauf, nachdem es in der Metropole Philadelphia Probleme bei Wahlmaschinen gegeben hatte. „Es wird viel über massiven BETRUG in Philadelphia geredet. Die Strafverfolgungsbehörden kommen!!!“, schrieb er auf Truth Social.
Vizepräsidentin Harris verbrachte den Wahltag teils in ihrer Residenz in der US-Hauptstadt Washington. Dem Radiosender KDKA sagte die 60-Jährige, sie wolle im Kreise ihrer Familie Zuhause Abendessen und später zu einer demokratischen Wahlparty an ihrer ehemaligen Universität gehen. „Ich werde an meiner Alma Mater sein, der Howard University“, so Harris.
Bei der Wahl steht viel auf dem Spiel: Die innenpolitische Stabilität der USA sowie das ohnehin wackelige Gleichgewicht der Weltpolitik. Die Demokratin Harris könnte die erste Frau an der Spitze der USA werden. Trump könnte nach seiner Abwahl vor vier Jahren erneut ins Weiße Haus einziehen. Bidens 60-jährige Vizepräsidentin steht inhaltlich eher für Kontinuität und für eine stabile Außenpolitik der Weltmacht. Der Ex-Präsident hingegen ist stolz auf seinen unberechenbaren und aggressiven Kurs.
Der Ausgang der Wahl wurde nicht nur mit Spannung, sondern auch mit Sorge vor möglichen Ausschreitungen erwartet. Die Sicherheitsvorkehrungen im ganzen Land wurden hochgefahren – zunächst gab es aber nur punktuell Zwischenfälle. Zwischenzeitlich sorgten Bombendrohungen unter anderem im besonders umkämpften „Swing State“ Georgia für Unterbrechungen beim Wählen. Die US-Bundespolizei FBI sah eine Spur nach Russland: „Dem FBI sind Bombendrohungen gegen Wahllokale in mehreren Bundesstaaten bekannt, von denen viele von russischen E-Mail-Domänen zu stammen scheinen. Bisher konnte keine der Drohungen als glaubwürdig eingestuft werden“, hieß es in einer Mitteilung.
Am Besucherzentrum des US-Kapitols in Washington nahm die Polizei einen Mann fest, der nach Benzin roch und eine Leuchtpistole bei sich hatte. Das teilte die Kapitol-Polizei auf der Plattform X mit. Der Mann sei bei der Sicherheitskontrolle aufgefallen.
Viele US-Amerikaner fürchten gewalttätige Zwischenfälle rund um die Wahl. Trump antwortete auf eine entsprechende Frage, dass er nicht mit Ausschreitungen seiner Anhänger rechne. „Natürlich wird es keine Gewalt geben“, sagte er. Das müsse er seinen Unterstützern auch nicht explizit sagen. Trump hatte seine Wahlniederlage 2020 nie eingestanden. Am 6. Jänner 2021 hatte er seine Anhänger stattdessen durch unbelegte Behauptungen aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg durch massiven Betrug gestohlen worden sei. Ein gewalttätiger Mob stürmte daraufhin das Kapitol, in dem der Sieg des Demokraten Joe Biden formal bestätigt werden sollte. Infolge der Krawalle kamen fünf Menschen ums Leben.