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news/APA/Donnerstag, 13.02.25, 15:30:00

Wäschehersteller Palmers ist insolvent, Sanierung geplant

Der Wäschehändler Palmers ist insolvent. Das Unternehmen stellte am Donnerstag einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Durch die Sanierung und den Einstieg eines Investors soll die Fortführung gesichert werden, teilte Palmers mit. Wer der Investor sein könnte, ist nicht bekannt, es seien aber Gespräche im Gange. Betroffen sind mehr als 500 Beschäftigte in Österreich. Stellenabbau ist vorerst keiner geplant. Gutscheinmünzen nimmt die Firma nicht mehr an.
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Die Insolvenz musste angemeldet werden, „weil erforderliche Kapitalzuflüsse nicht zeitgerecht erfolgten“, so Palmers. „Für eine positive Fortbestandsprognose per Ende Jänner 2025 wären zeitnahe erhebliche liquide Mittel notwendig gewesen“. Weitere Insolvenzgründe waren laut den Gläubigerschützern KSV1870 und AKV der starke Wettbewerb, der gesättigte Markt, die gestiegenen Zinsen sowie die Inflation, die zu Kaufkraftverlusten führte. Die Passiva liegen nach Angaben des Unternehmens bei rund 51 Mio. Euro, die Aktiva belaufen sich nach AKV-Angaben auf 11,50 Mio. Euro. KSV und AKV beziffern die Zahl der betroffenen Gläubiger mit rund 500.

„Gutscheinmünzen werden nicht mehr angenommen“, sagte ein Palmers-Sprecher zur APA. Grund ist der Schutz der Gläubiger. „Gutscheine – und die Münzen sind nichts anderes – sind eine verbriefte Forderung gegenüber einem Unternehmen. Wird dieses Unternehmen wie im Falle einer Insolvenz zahlungsunfähig, darf es die Gutscheinbesitzer von Rechts wegen weder begünstigen noch benachteiligen“, sagte AK-Konsumentenschützerin Kirstin Grüblinger am Donnerstag zur „Kronen Zeitung“. Konsumentinnen und Konsumenten können nicht eingelöste Gutscheine aber als Forderung im Sanierungsverfahren anmelden. Das kostet allerdings 25 Euro pro Anmeldung.

Um wieder aus der Insolvenz herauszukommen, braucht Palmers einen neuen Investor. Die Suche läuft schon seit längerem, allerdings konnte nicht schnell genug jemand gefunden werden, der sich an der Finanzierung beteiligt. Bereits im Protokoll der Hauptversammlung von Ende Jänner war von einem möglichen Investor die Rede, jedoch ohne genaue Angaben, wer das sein könnte oder mit welchem Anteil er in das Unternehmen einsteigen könnte.

Ohne Investor dürfte es jedenfalls schwierig werden, glaubt Karl-Heinz Götze vom KSV1870. „Es wird sehr wahrscheinlich nicht ohne neuen Investor gehen“, so Götze im Ö1-„Mittagsjournal“ des ORF. Auch in der heutigen Aussendung wurden keine näheren Details zu potenziellen Investoren bekannt gegeben, die Gespräche seien aber im Gange. Palmers ist zuversichtlich, dass diese mittelfristig erfolgreich abgeschlossen werden können. Diese Einschätzung teilt auch Götze: „Palmers ist eine sehr starke Marke, ist sehr bekannt in Österreich. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man hier interessante Investoren finden kann.“

Auch die Sanierung soll das Unternehmen „wieder auf Erfolgskurs“ bringen. Die bereits im Vorjahr gestarteten Restrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen, mit denen Kosten gesenkt, die Profitabilität erhöht und die Marke neu positioniert werden sollen, will Palmers weiterverfolgen. Damals wurde angekündigt, dass die Zahl der Filialen von 120 auf 100 reduziert werden soll. Derzeit hat das Unternehmen in Österreich noch 113 eigene Filialen und 539 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zusätzlich gibt es noch 35 Filialen, die auf Franchise-Basis betrieben werden und nicht von der Insolvenz betroffen sind.

Neben der bereits angekündigten Reduktion von 20 Filialen sollen laut dem Unternehmenssprecher im Zuge der Sanierung keine weiteren Standorte eingespart werden. Auch Personal dürfte vorerst nicht abgebaut werden. Bisher liefen die Arbeitsverhältnisse der Beschäftigten normal weiter, teilte die Gewerkschaft GPA am Donnerstag mit. Am Freitag und am Montag sollen die Beschäftigten in Online-Betriebsversammlungen über weitere Schritte informiert werden.

Anfang Februar hatte das Unternehmen noch „vorsorglich“ Kündigungen beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice (AMS) angemeldet, jedoch wurde gleichzeitig mitgeteilt, dass noch nicht klar sei, ob und in welchem Umfang es zu einem Stellenabbau kommen werde. Probleme gab es jedoch bereits mit der Auszahlung von Gehältern, seit Jänner sind die Löhne und Gehälter offen. Palmers sei mit den Arbeitnehmervertretern in Kontakt und arbeite „mit Hochdruck an einer zeitnahen Auszahlung der noch ausständigen Gehälter für die mehr als 500 Beschäftigten durch den Insolvenz-Entgelt-Fonds“, so das Unternehmen.

Im Geschäftsjahr 2023/24 hat sich der Verlust auf 14,7 Mio. Euro mehr als verdreifacht. Der Umsatz sank von 71,5 Mio. auf 66,6 Mio. Euro. Mitte des Jahres muss Palmers zudem hohe Millionenkredite refinanzieren. „Eine wesentliche Annahme für die positive Fortbestehensprognose ist die Verhandlung über die am 30.6.2025 fällig werdenden Kredite in Höhe von 14,418 Mio. Euro (COFAG)“, hieß es im Herbst im Jahresabschluss des Unternehmens.

Palmers wurde 1914 von Ludwig Palmers in Innsbruck gegründet und erregte ab den 1950er-Jahren vor allem durch seine Plakatwerbungen Aufmerksamkeit. Palmers war bis 2004 in Familienbesitz, gehörte dann bis 2015 Finanzinvestoren wie dem deutschen Fonds Quadriga und nun den Brüdern Luca und Tino Wieser sowie Matvei Hutman.

Für einen Skandal sorgte Palmers während der Coronapandemie, als das Unternehmen gemeinsam mit dem Faserhersteller Lenzing in das Geschäft für FFP2-Masken einstieg, jedoch Masken aus China als „Made in Austria“ ausgab. Vergangenen Herbst wollte sich Palmers noch frisches Geld von Kleinanlegern holen. Finanzierungsprobleme wurden da noch in Abrede gestellt.