apa.at
news/APA/Sonntag, 16.03.25, 18:17:55

Vorarlberg-Wahlen: SPÖ wieder Nummer 1 in Bregenz

Die politische Farbe von Vorarlbergs Landeshauptstadt Bregenz hat am Sonntag von Schwarz auf Rot gewechselt. Die Sozialdemokraten erreichten erstmals seit 1995 wieder die Mehrheit in der Bregenzer Stadtvertretung, Michael Ritsch bleibt Bürgermeister, ohne in die Stichwahl zu müssen. Auch in anderen Gemeinden zeichneten sich bei den Vorarlberger Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen Überraschungen ab.
APA/APA/ELISABETH GUT/ELISABETH GUT

Ritsch überflügelte in der Bürgermeister-Direktwahl seinen Herausforderer Roland Frühstück (ÖVP) deutlich. Während Ritsch auf 5.478 Stimmen (50,94 Prozent) kam, musste sich Frühstück mit 3.222 Stimmen (29,96 Prozent) begnügen. Dass sich Ritsch schon im ersten Wahlgang durchsetzte, ist eine Überraschung. In der Stadtvertretung schaffte die SPÖ 42,70 Prozent (2020: 29,58), die ÖVP verlor über neun Prozentpunkte (30,14, 2020: 39,37). In einer ersten Stellungnahme sagte Ritsch, er könne jetzt „nochmal fünf Jahre Vollgas geben“.

In anderen Gemeinden tat sich ebenfalls Unerwartetes: In Bludenz – wo auch allseits eine Stichwahl erwartet worden war – hielt Bürgermeister Simon Tschann (ÖVP) SPÖ-Landesparteichef Mario Leiter auf Distanz und bleibt ebenfalls ohne Stichwahl Stadtchef. Die SPÖ erlitt zudem in der Stadtvertretung Verluste.

In Nenzing (Bez. Bludenz) verlor die FPÖ nach jahrzehntelanger Dominanz ihre Mehrheit an die ÖVP. Kornelia Spiß, die aus FPÖ-Sicht Langzeitbürgermeister Florian Kasseroler nachfolgen soll, schaffte es gerade noch in die Stichwahl gegen Michael Hartmann (ÖVP). Dabei hat Hartmann mit einem Stimmenanteil von 49,70 Prozent das Bürgermeisteramt vorerst hauchdünn verfehlt. In Lustenau blieb die FPÖ hinter der ÖVP, ihr Kandidat Martin Fitz hatte ebenfalls Glück, in die Stichwahl gegen Patrick Wiedl (ÖVP) zu kommen. Auch in Feldkirch wurde das FPÖ-Ziel, die ÖVP zu überholen, um über elf Prozentpunkte klar verfehlt. Kandidatin Andrea Kerbleder hat auf Bürgermeister Manfred Rädler (ÖVP) für die Stichwahl einen deutlichen Rückstand. In Satteins und Vandans hingegen wurden die FPÖ-Bürgermeister Andreas Dobler und Florian Küng wiedergewählt, im Kleinwalsertal der Bürgermeistersessel erobert (Joachim Fritz).

Stichwahlen wird es außer in Lustenau, Nenzing, Feldkirch und Lochau (Bez. Bregenz) wohl auch in Vorarlbergs größter Stadt Dornbirn – Julian Fässler (ÖVP) gegen Markus Fäßler (SPÖ) – und in Götzis (Bez. Feldkirch) geben. In Götzis lautet das Polit-Duell Manfred Böhmwalder (ÖVP) gegen Christoph Längle („Bürger-Bewegung Götzis“).

Im Verlauf des Sonntagnachmittags trudelten fortlaufend Ergebnisse aus den 96 Gemeindevertretungs- und den 61 Bürgermeisterwahlen ein. Ausständig waren vorerst noch die (Detail-)Ergebnisse aus einigen Städten.

Am Sonntag stand als erstes weibliches Gemeindeoberhaupt Alexandra Schalegg (Ludesch, Bez. Bludenz) fest. Katharina Wöß-Krall (Rankweil, Bez. Feldkirch) bleibt Bürgermeisterin, um eine riesengroße Blamage kam sie aber nur knapp herum. Als einzige Wahlwerberin angetreten, musste sie sich mit 53 Prozent „Ja“-Stimmen begnügen. In den Kommunen ohne Direktwahl wird das Gemeindeoberhaupt von der neu gewählten Gemeindevertretung bestimmt. Vor dem Wahlsonntag stellte die ÖVP 48 der 96 Bürgermeister und damit genau die Hälfte. Fünf Gemeindechefs werden der FPÖ zugerechnet, vier den Sozialdemokraten. 2020 wurde auch erstmals ein Grüner Bürgermeister, ein zweiter kam während der Periode dazu.

Hinsichtlich der Zusammensetzungen der Gemeindevertretungen werden am Wahlsonntag landesweit 1.839 Mandate vergeben – um 33 mehr als vor fünf Jahren. Je nach Gemeindegröße sind neun bis 36 Sitze zu besetzen. Die 307.891 Wahlberechtigten müssen sich zwischen (landesweit in Summe) 198 Listen entscheiden. In wie vielen Kommunen dabei die Landtagsparteien antreten, ist nicht immer klar ersichtlich, da sie sich in manchen Gemeinden als Namenslisten zur Wahl stellen. Als offizielle Parteiliste ist die FPÖ in 35 Gemeinden wählbar, die ÖVP in 24 Kommunen. Die Grünen stehen in 26 Orten auf dem Wahlzettel, die Sozialdemokraten in 19. Die NEOS treten in zwölf Gemeinden an. Zwar hat die ÖVP inzwischen in zahlreichen Gemeindevertretungen ihre absolute Mehrheit verloren, sie hat aber nach wie vor die Nase vorne – beispielsweise in 13 der 15 größten Gemeinden. Relative FPÖ-Mehrheiten bestanden vor dem Wahlsonntag in drei Kommunen, in zwei Gemeinden ist die SPÖ stärkste Kraft.