So ist am 7. September im Burggarten bei freiem Eintritt und unter freiem Himmel ein Konzert angesetzt, bei dem einander Publikumslieblinge wie Elīna Garanča, Jonas Kaufmann, Benjamin Bernheim oder Sonya Yoncheva abwechseln, was von ORF III und Arte live übertragen wird. Ihn habe immer schon gestört, dass die Staatsoper ihren Neustart nach der Sommerpause nicht feierlich begehe, was sich nun ändere, so Roščić.
Die Barrierefreiheit sei dabei zentral. „Die Staatsoper ist nicht das Spielzeug der gehobenen Stände und schon gar nicht der Auskenner – sie hat für alle da zu sein“, machte der Hausherr am Freitag bei einem Mediengespräch deutlich. Das Programm sei dabei das entscheidende Gericht – „nicht der Intendanten-Käse, der dann drübergerieben wird“, griff Roščić zu einer Gastrometapher.
Kulinarisch den Premierenauftakt macht jedenfalls am 28. September eine auf Deutsch gespielte „Verkaufte Braut“ von Bedřich Smetana, wobei Regisseur Dirk Schmeding sein Hausdebüt feiert. Am 16. Dezember wird dann Otto Schenks traditionsreiche „Fidelio“-Inszenierung aus 1970 ersetzt – mit einer Neuinterpretation unter musikalischer Leitung von Franz Welser-Möst und in einer Inszenierung von Puppenmagier Nikolaus Habjan, der damit ebenfalls sein Hausdebüt gibt.
Am 7. Februar folgt dann Verdis „Luisa Miller“, die im Graben von Michele Mariotti gestaltet wird, während der exilrussische Regisseur Philipp Grigorian die Bühnentechnik vor Herausforderungen stellt. „Er hat einen Mechanismus gefunden, wie sich die Bühne blitzartig verwandeln kann“, zeigte sich Roščić beeindruckt.
Der neue Da-Ponte-Zyklus von Barrie Kosky ist bekanntlich abgeschlossen. „Jetzt widmen wir uns den noch schwierigeren Werken von Mozart“, wozu der Staatsopernchef die letzte Oper des Komponisten zählt, die „Clemenza di Tito“, die von Jan Lauwers inszeniert wird.
Eine Hauspremiere steht dann schließlich am Ende des Premierenreigens, wenn Georges Bizets „Les Pêcheurs De Perles“ erstmals am Ring erklingt. „In unseren postkolonialen Zeiten will ja kaum ein Regisseur hingreifen“, spielte Roščić auf den Spielort des alten Ceylon an. Regie-Shootingstar Ersan Mondtag traut sich und greift hin, wobei er mit Juan Diego Flórez und Ludovic Tézier eine Topbesetzung zur Verfügung hat.
Topbesetzungen gibt es auch bei mancher Repertoirevorstellung. So feiert etwa Nina Stemme ihr persönliches Rollendebüt als Klytämnestra in der „Elektra“, Anna Netrebko ist in der „Tosca“ und der „Nabucco“ zu erleben, Jonas Kaufmann erstmals szenisch als Eisenstein in der „Fledermaus“ und Asmik Grigorian im „Eugen Onegin“.
Ihren ersten Auftritt als neue Ballettchefin hatte Alessandra Ferri, die zwei Premieren am Ring im Angebot hat. „Kallirhoe“ in der Choreografie von Alexei Ratmansky im Oktober und dann im März 2026 den Abend „Visionary Dances“ mit Arbeiten von Justin Peck, Wayne McGregor und Twyla Tharp. Bezüglich der Wiederaufnahmen und des Repertoires gelte jedenfalls neben jungen Künstlern: „Wir erweisen unsere Ehrerbietung denjenigen, die das Ballett im 20. Jahrhundert geprägt haben.“
Zu den Einsätzen in der Staatsoper kommen noch zwei weitere Premieren in der Volksoper, wo man im Dezember „Marie Antoinette“ von Thierry Malandain und im Mai 2026 „American Signatures“ zeigt. Unter diesem Titel verbergen sich Choreografien von Jerome Robbins, Pam Tanowitz, Lar Lubovitch und Jessica Lang.
Noch geheim indes ist der Spielplan für den neuen Standort Nest, der dem Kinder- und Jugendtheater sowie kleineren/avantgardistischen Projekten gewidmet ist. Am 26. Mai ist hier die Präsentation angesetzt.
Aber bereits jetzt zufrieden mit den schieren Zahlen der neuen Spielstätte zeigte sich Geschäftsführerin Petra Bohuslav. So kam man im Nest von Dezember bis März auf Kartenerlöse in Höhe von 244.515 Euro beziehungsweise Auslastung von 94,03 Prozent.
Noch besser steht das Haupthaus da. In den Kernformaten komme man hier in der laufenden Saison bis einschließlich März auf eine Auslastung von 99,79 Prozent, womit man unwesentlich unter der Rekordsaison 2023/24 mit ihren 99,94 Prozent sowie einem Umsatz von 42,7 Mio. Euro liege. „Es zeichnet sich ab, dass wir dieses Rekordergebnis nochmals toppen können“, zeigte sich auch Bohuslav optimistisch – auch hier zumindest bis zum 30. Juni 2026.
Angesichts ausufernder Budgetlöcher im Bund zeigte sich Roščić kämpferisch, sollten Einsparungsideen auch auf sein Haus zurückschlagen: „Man muss der österreichischen Politik die Illusion abschminken, dass hier noch etwas zu holen ist. Bis der Arzt kommt, kann ich Ihnen das auch gerne mit Zahlen belegen.“ Man habe in der Staatsoper bereits jede denkbare Einsparung lukriert: „Wir haben alle niedrig- und hochhängenden Früchte gepflückt.“ Die einzige Option sei noch die massive Leistungseinschränkung und das „Feuern“ von Leuten. „Wir harren der Dinge.“
Für das breite Publikum stellt Bogdan Roščić seine Vorhaben für die nahende Saison nochmals am Sonntag ab 11 Uhr im Rahmen einer Matinee vor, für die er auf die Bühne der Staatsoper lädt. Neben dem vorausschauenden Programmfokus sind Künstlergespräche vorgesehen, zu denen sich unter anderen die Regisseure Nikolaus Habjan und Ersan Mondtag angesagt haben. Überdies gibt es Liveauftritte von Größen wie Benjamin Bernheim, Malin Byström, Günther Groissböck oder Camilla Nylund, die vom Staatsopernorchester unter Patrick Lange begleitet werden. Wer nicht live vor Ort sein kann, für den überträgt ORF III die Veranstaltung, die auch auf der Streamingplattform respektive dem Youtube-Kanal der Staatsoper gestreamt wird.
(S E R V I C E – )