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news/APA/Freitag, 21.02.25, 13:30:55

Sparsame Kunden bescherten Handel 2024 einen Umsatzrückgang

Der Handel blickt zum dritten Mal in Folge auf ein schwieriges Jahr zurück. Unter Berücksichtigung der Inflation ging der Absatz um 1,6 Prozent zurück, nach 1 Prozent im Jahr 2023 und 3,6 Prozent 2022. In Summe wurden im Vorjahr 307,4 Mrd. Euro netto umgesetzt. Wobei der Einzel- und Autohandel deutlich besser lief als der Großhandel. Insbesondere der Möbel-, Zeitschriften- und Schmuckhandel mussten Federn lassen. Für heuer gibt sich der Handel etwas optimistischer.
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„Wir sind noch immer in der Krise, das kann man nicht wegreden“, so Handelsobmann Rainer Trefelik. Ein Kernproblem sei die rückläufige Rentabilität. Ebenfalls zurückgehen würde die Beschäftigtenzahl, bei hohen Insolvenzzahlen. Die Pleiten legten 2024 um 18 Prozent zu, 1.085 Firmen wurden insolvent. Ein Lichtblick sei das vierte Quartal 2024 gewesen, diesen Schwung wolle man mitnehmen. „Der Handel hat sehr viel mit Stimmung zu tun“, so Trefelik.

Ein genauerer Blick auf die Erlöse im Handel zeigt die Unterschiedlichkeit der Branche. So gab es im Großhandel real einen Rückgang von 3,4 Prozent. Im Einzelhandel und in der Kfz-Wirtschaft gab es inflationsbereinigt Zuwächse von 0,5 bzw. 0,6 Prozent, erläuterte Handelsforscher Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft (iföw).

Sowohl der Lebensmittelhandel als auch der Non-Food-Bereich bilanzierten im Gesamtjahr leicht positiv. „Im Vergleich mit den EU-27 allerdings hinkt die österreichische Einzelhandelskonjunktur hinterher“, so Voithofer. Hier nimmt Österreich lediglich Platz 20 von 27 EU-Ländern ein.

Innerhalb des Einzelhandels gab es im Elektrohandel (2,4 Prozent), Onlinehandel (2,4 Prozent), Bekleidungshandel (2,1 Prozent), Bau- und Heimwerkerbedarf (1,9 Prozent), Lebensmittel- (1,7 Prozent) und Blumenhandel (0,9 Prozent) ein reales Umsatzplus – hingegen verzeichneten Bücher- und Zeitschriftenhandel (-11,5 Prozent), Möbelhandel (-9,5 Prozent) sowie Schmuckhandel (-5,3 Prozent) starke Rückgänge. Aber auch Schuh-, Sport- und Spielwarenhandel sowie Apotheken und Drogerien waren real im Minus.

Die Zahl der Beschäftigten im heimischen Handel ging 2024 um 0,8 Prozent oder knapp 4.500 Personen auf 567.835 zurück. Insbesondere im Schuh- und Möbelhandel wurde kräftig Personal abgebaut. Grundsätzlich lasse sich sagen, dass der Handel auch 2024 in der Rezession gesteckt sei. Wobei die Konsumentinnen und Konsumenten durchaus liquid wären, allerdings fehle die Kauflust. Dazu käme der Onlinehandel mit wenig Wertschöpfung in Österreich.

Für Trefelik ist die Politik gefordert, ein klares Signal zu schicken: „Wir tun, wir packen an“ müsse die Botschaft sein. Der Handel präsentierte ein Forderungspaket, wie etwa eine „Adaptierung“ des Einkommensteuersystems für mehr Anreize zur Vollzeitarbeit, ein flexiblerer Pensionsantritt und Goodies für Arbeiten in der Pension sowie eine Aufnahme des Handels in die Saisonnieregelung. „Wir brauchen 2025 als Jahr der Action“, so Trefelik.

Bei den Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst 2024 haben Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Handel einen zweijährigen Abschluss vereinbart, der aufgrund der anziehenden Inflation hinfällig sein könnte. Denn bei einer rollierenden Inflation von 3 Prozent wird neu verhandelt, zuletzt lag die Teuerung bei 3,3 Prozent. Fällt die rollierende Inflation auf 2,9 Prozent, dann gibt es für 2026 keine Gehaltserhöhung. Erst darunter steigen die Einkommen über die Inflation.

Trefelik gab sich heute vor Journalisten zuversichtlich, dass die Teuerung wieder sinken wird. Und er verweist darauf, dass die Berechnung für den Zeitraum von Oktober 2024 bis September 2025 gilt und die Inflation zum Jahresende 2024 niedriger als jetzt war.

Dringenden Handlungsbedarf sieht Trefelik bei der Indexierung von Energiepreisen und Mieten. „Diese Kostendynamik muss gestoppt werden“, betonte der Handelsobmann. Wenig Begeisterung löst der Black Friday im Handel aus, der mittlerweile zu einer „Black Week“ geworden sei. Denn durch die hohen Rabatte wäre kaum Marge zu lukrieren, obendrein werde dann eben im Weihnachtsgeschäft weniger verkauft.