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news/APA/Sonntag, 08.09.24, 15:01:48

Schweres Thema, leichter Film: Almodóvar gewinnt in Venedig

Es gehört einiges an Kunst dazu, so leichtfüßig vom Tod zu erzählen wie Pedro Almodóvar. Mit einem ebenso mutigen wie poetischen Plädoyer für Sterbehilfe hat der spanische Star-Regisseur den Goldenen Löwen in Venedig gewonnen. Sein Drama "The Room Next Door" erzählt von einer todkranken Frau, die ihrem Leben selbst ein Ende setzen will - und dabei Unterstützung von ihrer Freundin bekommt.
APA/APA/AFP/MARCO BERTORELLO

Tilda Swinton und Julianne Moore spielen die Hauptrollen – und seien großartig darin, urteilte Jury-Präsidentin Isabelle Huppert. Über Almodóvar sagte sie: „Er bringt uns zum Nachdenken darüber, was es bedeutet, am Leben zu sein und was es bedeutet, sein Leben zu beenden.“

Wie Zuschauer es von den Filmen Almodóvars gewohnt sind, hat „The Room Next Door“ eine besondere Optik – mit leuchtenden Farben und Bildkompositionen, die wie Gemälde gerahmt sind. Das Drama ist zudem leichtfüßig, hat einige lustige Momente. „Der Film ist seltsamerweise nie wirklich sentimental“, beschrieb es Huppert.

Almodóvar erzählt von weiblicher Freundschaft – ein Thema, das in Filmen nicht besonders häufig behandelt wird, wie Julianne Moore in Venedig feststellte. Weil sie unheilbar an Krebs erkrankt ist, hat Martha (Swinton) sich im Darknet eine Pille besorgt, die sie umbringen wird. Sie blickt ihrem Tod recht aufgeräumt ins Auge, will aber in diesem Moment nicht allein sein. Daher bittet sie Ingrid (Moore), sie zum Sterben in ein gemietetes Haus auf dem Land zu begleiten – und im Zimmer nebenan zu sein, im „room next door“, wenn sie die Pille nimmt.

In der aparten Luxusvilla angekommen, verbringen Martha und Ingrid ihre Tage damit, über Bücher und Beziehungen zu sprechen, Filme zu schauen – oder es sich auf Sonnenliegen bequem zu machen, die die beiden Frauen aussehen lassen wie ein Gemälde Edward Hoppers. Von ihm hängt ein Kunstdruck im Mietshaus.

Almodóvars Film bleibt vor allem wegen dieser stilsicheren Inszenierung in Erinnerung – und weil er sich auf zwei grandios harmonierende Schauspielerinnen verlässt. Die politische Botschaft ist dem 74-Jährigen aber wichtig. „Der Mensch muss die Freiheit haben, zu leben und zu sterben“, sagt er bei der Preisverleihung.