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news/APA/Freitag, 26.07.24, 23:42:05

Paris-Spiele mit außergewöhnlicher Feier offiziell eröffnet

Es war eine Hommage an alles Französische. Knapp vier Stunden dauerte die außergewöhnliche Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am Freitag in Paris. Strömender Regen setzte den Sportlerinnen und Sportlern, die in einer Bootsparade auf der Seine zum Eiffelturm gebracht wurden, sowie den 320.000 Schaulustigen zu. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach um 22.53 Uhr die Formel, um die Spiele der XXXIII. Olympiade offiziell zu eröffnen.
APA/APA/AFP/EMMANUEL DUNAND

Macron hatte die sechs Kilometer lange Parade zum Einzug der Nationen neben IOC-Präsident Thomas Bach an deren Ziel auf dem Trocadero gegenüber des Eiffelturmes verfolgt. Dort war nur der obere Teil der Ehrentribüne überdacht. Viele prominente Gäste wurden nass, bei den Ansprachen halfen Regenschirme. „Es kann keinen besseren Platz geben als Paris, um die Magie der Olympischen Spiele zu erleben“, meinte Bach mit Hinweis auf den Geburtsort von Pierre de Coubertin, dem Vater der Spiele der Moderne.

Die bunte Show auf der Seine begann eindrucksvoll mit Wasserspielen und Projektionen auf diverse Brücken. Es war ein Streifzug durch die französische Geschichte, der die kulturelle Vielfalt des Landes zu inszenieren versuchte. Roter Faden der Zeremonie war ein mysteriöser Fackelträger, der in Filmeinlagen immer wieder zu sehen war. Die Fackel überreichte er am Ende der leibhaftigen Fußball-Legende Zinedine Zidane, der sie an Rafael Nadal weitergab. Der Eiffelturm erstrahlte währenddessen in einer spektakulären Lasershow.

Nadal trug die Flamme auf ein Boot, das er mit Tennis-Kollegin Serena Williams, Leichtathletik-Legende Carl Lewis und Turn-Ikone Nadia Comaneci teilte. Ex-Tennisspielerin Amelie Mauresmo durfte noch einmal der Seine entlanglaufen und übergab die Fackel dem früheren Basketball-Star Tony Parker. Gemeinsam mit weiteren französischen Sportgrößen und Parasport-Athleten trugen sie diese durch den Park beim Louvre. Dort entzündeten Ex-Leichtathletin Marie-Jose Perec und Judo-Größe Teddy Riner das Olympische Feuer, das sich mit einem stilisierten Heißluftballon in den Nachthimmel erhob.

Auch künstlerisch wurden Weltstars aufgeboten. Als Erster davon war Lady Gaga am Ufer der Seine aufgetreten – ihre Hommage an die Pariser Revue-Theater fand laut Medienberichten allerdings nicht live statt. Die französische Nationalhymne trug Mezzosopranistin Axelle Saint-Cirel vom Dach des Grand Palais vor. Emotionaler Höhepunkt: Die an einer schweren Nervenkrankheit leidende kandische Pop-Größe Celine Dion sang zum Abschluss der Feierlichkeiten auf dem Balkon des Eiffelturms die „Hymne a l’amour“ (Hymne an die Liebe) von Edith Piaf.

Die 206 teilnehmenden Nationen waren Stunden zuvor auf 85 Boote verteilt worden. Österreich befand sich dem französischen Alphabet gemäß im ersten Block – auf dem Oberdeck eines Vehikels gemeinsam mit den Sportlern aus Aserbaidschan und von den Bahamas. Die Delegation umfasste 30 Athletinnen und Athleten sowie 36 Betreuerinnen und Betreuer. An ihrer Spitze befanden sich Judoka Michaela Polleres und Kanute Felix Oschmautz als Fahnenträger. Wegen der schlechten Wettervorhersage nahmen weniger ÖOC-Sportler als geplant teil. „Ich will nicht krank werden“, erklärte etwa Badminton-Spieler Collins Filimon.

Andere ließen sich das Spektakel nicht entgehen, darunter die Schwimm-Hoffnungen Simon Bucher und Martin Espernberger, die Beach-Volleyballer Julian Hörl und Alexander Horst, Tennisspieler Sebastian Ofner oder Bogenschützin Elisabeth Straka, die am Vortag bereits ihren ersten olympischen Auftritt absolviert und sich als Zehnte der Platzierungsrunde in eine gute Ausgangsposition gebracht hatte. Auch Taekwondo-Kämpferin Marlene Jahl, Tischtennis-Europameisterin Sofia Polcanova, Turnerin Charlize Mörz oder Kitesurfer Valentin Bontus waren vertreten.

Mit Fortdauer des Abends überwogen die Regenponchos. Die Niederschläge ließen auf dem Trocadero eine große Leinwand und teilweise den Strom ausfallen. Der Euphorie der Teilnehmer tat dies keinen Abbruch. „Ich habe fast dauerhaft eine Gänsehaut gehabt“, verriet Bontus. „Es war unfassbar geil. Ich würde behaupten, dass es die geilste Eröffnungsfeier aller Zeiten war“, ergänzte Seglerin Lara Vadlau. Das französische Publikum hätte den Sportlern trotz des Dauerregens zugejubelt. „Es war atemberaubend. Ich kann es immer noch nicht in Worte fassen, es ist unglaublich gewesen.“

Die erste Olympia-Eröffnung, die nicht in einem Stadion über die Bühne ging, fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Etwa 45.000 Sicherheitskräfte und 15.000 Soldaten waren im Einsatz. Tagsüber war es auf französischen Bahnstrecken zu verschiedenen gezielten Brandanschlägen gekommen. Österreichische Athleten waren auf der Anreise nicht von den Ausfällen betroffen.

Paris ist zum dritten Mal nach 1900 und 1924 Olympia-Gastgeber. „Wir haben Sie vermisst“, sagte Organisationschef Tony Estanguet an die Gäste. Die ersten 14 von insgesamt 329 Medaillenentscheidungen gehen am Samstag über die Bühne. Österreichs größte Hoffnung zum Auftakt ist Schwimm-Europameister Felix Auböck über 400 m Kraul. Die Objekte der Begierde präsentierte einer der Größten seiner Zunft: Rekord-Olympiasieger Michael Phelps aus den USA stand mit Frankreichs Biathlon-Legende Martin Fourcade und den Medaillen-Sets, in die pro Abzeichen 18 g schwere Stücke des Eiffelturms eingearbeitet sind, am Seine-Ufer.