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news/APA/Sonntag, 02.02.25, 14:32:31

Mutter im Fall um totes Baby in Wien zurechnungsfähig

Nach der Tötung eines Neugeborenen in Wien-Favoriten im vergangenen November hat ein Gutachter der Mutter des Babys Zurechnungsfähigkeit attestiert. Die Anwältin der Beschuldigten, Astrid Wagner, bestätigte der APA Berichte der "Kronen Zeitung" und der Tageszeitung "Kurier". Dem Gutachten zufolge seien keine Voraussetzungen für eine Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum und volle Schuldfähigkeit zum Tatzeitpunkt gegeben.
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Nach Verurteilung gilt damit eine Haftstrafe in einer Justizanstalt als wahrscheinlich. Wagner rechnete mit einer Mordanklage der Staatsanwaltschaft, betonte jedoch, dass „es durchaus Anhaltspunkte gibt, dass die Kindstötung unter Einfluss einer psychischen Ausnahmesituation geschehen ist“. Die Verteidigerin verwies in diesem Zusammenhang auf den Straftatbestand nach Paragraf 79 StGB (Tötung eines Kindes bei der Geburt). Ihre Mandantin sei mit der Situation überfordert gewesen, betonte Wagner.

Auf welcher Basis die Frau tatsächlich angeklagt werden wird, war am Sonntag noch offen. Die Staatsanwaltschaft Wien war am frühen Sonntagnachmittag vorerst nicht für eine Anfrage erreichbar.

Das damals rund eine Woche alte Mädchen war am 21. November aus der Frühchenstation der Klinik Favoriten verschwunden. Nach dem Alarm durch eine Pflegerin folgte eine groß angelegte Suchaktion durch die Polizei am Klinikgelände sowie in der Umgebung. Einen Tag später wurde das Baby tot in einem Abfallcontainer in der Kundratstraße unweit des Spitals gefunden. Die Frau wurde in der Folge als Tatverdächtige festgenommen und gestand gegenüber den Ermittlern, den Säugling getötet zu haben. Die Obduktion ergab ein massives Schädelhirntrauma, mehrfache Knochenbrüche sowie stumpfe Gewalteinwirkung als Todesursache.

Sie habe „zunächst den Plan gehabt, das Baby irgendwo im Freien abzulegen“, sagte die Frau dem Sachverständigen. Als das in einem Plastiksack verpackte Kind jedoch nicht aufhörte, zu weinen, habe sie es gewürgt. „Da bin ich in Panik geraten“, so die Mutter. Sie habe das Baby dann zu Boden geschleudert und schließlich in einen Mistkübel gelegt.

Gegenüber dem Sachverständigen sprach die Österreicherin unter anderem von einer „verpatzten Kindheit“, einer belasteten familiären Situation sowie Panikattacken und Migräneanfällen. Sie habe die Schwangerschaft damals nahezu ihrem „ganzen Umfeld verheimlicht“ und nach der Geburt nicht weiter gewusst, berichtete das Blatt mit Berufung auf das psychiatrische Gutachten der Frau.