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news/APA/Mittwoch, 29.01.25, 10:59:22

Kika/Leiner-Konkurs – Möbelkette schließt heute endgültig

Nach 115 Jahren endet die Firmengeschichte des Möbelhändlers Leiner. Kika/Leiner sperrt am Mittwoch nach Geschäftsschluss die zuletzt verbliebenen 17 Standorte zu. Rund 1.350 Beschäftigte verlieren ihren Job. Die ehemals größte Möbelkette Österreichs befindet sich seit längerem in der Krise: Seit 2013 gab es drei Eigentümerwechsel und zwei Insolvenzen. Weil kein neuer Investor gefunden wurde, meldete die Kette Anfang Dezember Konkurs an.
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Seit vergangenen Dezember läuft der Ausverkauf bei Kika/Leiner, seit 24. Jänner bietet die Möbelkette 90 Prozent Rabatt auf alle verfügbaren Waren. Der St. Pöltener Anwalt Volker Leitner kümmert sich als Insolvenzverwalter um die Abwicklung des Unternehmens.

In der Leiner-Filiale Wien West in der Hadikgasse tummelten sich nach Geschäftsöffnung am Mittwoch um 09.30 Uhr über 50 Einkaufswillige und Schaulustige. Verkauft werden nur mehr verpackte Einzelstücke im Erdgeschoss, die weiteren Etagen waren bereits gesperrt und ausgeräumt. „Es gibt fast nichts mehr“, sagte ein erfolgloser Schnäppchenjäger beim Verlassen der Filiale zur APA. Aus Rücksicht auf die Mitarbeiter hat der Insolvenzverwalter den Medien keine Foto- und Filmgenehmigung in den Kika/Leiner-Häusern am letzten Öffnungstag erteilt.

Alle 1.350 Beschäftigten verlieren in den nächsten Monaten ihre Arbeit. Betroffene in Niederösterreich und Wien können bei Bedarf eine Arbeitsstiftung in Anspruch nehmen und sich aus- und weiterbilden. Langjährige Kika/Leiner-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden aufgrund längerer Kündigungsfristen aber erst im Sommer oder Herbst ohne Gehalt dastehen. Die Möbelkette hat viele Mitarbeiter, die mehr als zehn Jahre mit an Bord sind. Ab fünf Jahren Betriebszugehörigkeit können Beschäftigte im Handel nur quartalsweise gekündigt werden.

Im Konkursverfahren der Möbelkette wurden bis zur Berichtstagsatzung am Landesgericht St. Pölten Mitte Jänner Forderungen in Höhe von 265 Mio. angemeldet. Darin sind laut Gläubigerschützern bedingte Mieten-Schadensersatzforderungen von Supernova – dem Eigentümer der Kika/Leiner-Immobilien – in Höhe von 190 Mio. Euro enthalten. „Nach der operativen Abwicklung der Möbelhäuser erfolgt die rechtliche Aufarbeitung der Insolvenz“, so der Kreditschützer Stephan Mazal von Creditreform am Mittwoch in einer Aussendung. „So soll bis Februar mittels Gutachten die Frage geklärt werden, wann die Zahlungsunfähigkeit eingetreten ist.“

1973 startete Leiner mit Kika den ersten Möbel-Abholmarkt in Österreich und wurde über die Jahre zu Österreichs größter Möbelkette. Der Niedergang des 1910 gegründeten Möbelhändlers begann mit der aggressiven Expansionspolitik des heimischen Mitbewerbers XXXLutz in den 1990er- und 2000er-Jahren. Im Jahr 2013 erwarb die südafrikanische Steinhoff-Gruppe von der damaligen Eigentümerfamilie Koch den heimischen Möbelriesen. Damals war Kika/Leiner mit rund 7.500 Beschäftigten an 73 Standorten in Österreich und in Osteuropa sowie einem Umsatz von 1,2 Mrd. Euro noch der zweitgrößte Möbelhändler nach XXXLutz.

Steinhoff verkaufte 2018 in einem Notverkauf die Möbelkette an die Signa-Gruppe rund um den Tiroler Investor René Benko. Der neue Eigentümer veräußerte die Kika-Filialen in Osteuropa an XXXLutz. 2023 verkaufte Benkos Signa die Kika/Leiner-Immobilien an die Grazer Immobilienentwickler Supernova und das operative Möbelgeschäft an den Handelsmanager Hermann Wieser. Kurz darauf meldete das Unternehmen zum ersten Mal Insolvenz an. Nach der zweiten Insolvenz im November 2024 konnte Wieser weder frische finanzielle Mittel noch einen Investor auftreiben.

Die Supernova als Eigentümer der Kika/Leiner-Möbelhäuser bereitet nun den Verkauf oder die langfristige Vermietung der Immobilien vor. „Mehr können wir dazu leider aktuell noch nicht sagen, der Prozess wird sicher mehrere Monate in Anspruch nehmen“, sagte ein Supernova-Sprecher auf APA-Anfrage.

Die Stadt Salzburg hätte auf dem Leiner-Areal im Süden der Landeshauptstadt gerne neue Wohnungen. Es sollen ausschließlich geförderte Wohnungen entstehen, davon 80 Prozent als Miet- und der Rest als Eigentumswohnungen. „Mit diesen Vorgaben habe ich den Eigentümer vor Weihnachten konfrontiert. Er hat nach wie vor Interesse, und jetzt wird es darum gehen, das detaillierter auszuarbeiten“, sagte Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ). Noch keine konkreten Vorstellungen hat hingegen der Eugendorfer Bürgermeister Robert Bimminger (ÖVP) mit der Verwertung der Kika-Liegenschaft. Er schließt in dieser Lage direkt neben der Autobahn aber eine Umwidmung für den Wohnbau aus. Derzeit ist das Areal nur für Möbelhandel, einen Bau- oder Gartenmarkt gewidmet. Wenn ein Eigentümer mit einem stimmigen, schlüssigen Konzept komme, das einen Mehrwert bringe, wäre eine Umwidmung möglich.

Die beiden Standorte der Möbelkette in Graz – das Kika-Haus beim Verteilerkreis Webling in der Nähe des Shopping Center West – sowie das Leiner-Haus am Beginn der früheren prächtigen Einkaufsmeile Annenstraße beim Hauptbahnhof – dürften weiter genutzt werden. Die Restaurants der beiden Standorte sind seit Jahresende 2024 geschlossen. Möbelhandel soll es im Kika in Webling weiterhin geben, Details dazu fehlen noch. Im Leiner in der Annenstraße könnte es künftig eine gemischte Geschäfte-Struktur geben.

In Niederösterreich waren bis zuletzt noch fünf Kika/Leiner-Standorte geöffnet – in St. Pölten, Vösendorf, Wiener Neustadt, Krems und Langenrohr (Bezirk Tulln). In der Landeshauptstadt, wo die Konzernzentrale den Sitz hat, gab es nach Auskunft des Rathauses bereits Gespräche mit möglichen Interessenten. „Es gibt diverse Ideen/Überlegungen dazu – einige bereits sehr konkret, sowohl zum Lager in St. Pölten als auch zum Filialstandort“, hieß es vonseiten des Magistrats auf APA-Anfrage. Die Stadt sei aber nicht Eigentümer, wurde betont. Die ÖVP St. Pölten hatte im Dezember 2024 eine Prüfung vorgeschlagen, ob das Lager des Möbelhändlers in der Zdarskystraße ein alternativer Standort zu dem im Stadtteil St. Georgen geplanten Rewe-Logistikzentrum sein kann. Das würde den Bodenverbrauch für das Bauvorhaben deutlich minimieren, auch der Hochwasserschutz wäre hier kein Thema, hieß es von der Volkspartei.

An der bisherigen Kika-Filiale in Dornbirn könnte der Möbelkonzern Ikea Interesse haben. Der schwedische Möbelriese hat in Vorarlberg bisher keinen eigenen Standort. Laut Medienberichten hat es bereits Kontakt zwischen Ikea und dem Eigentümer der Immobilie gegeben, fix ist freilich noch nichts. Ikea wollte sich schon vor einigen Jahren nur wenige Kilometer vom Kika-Standort in Lustenau ansiedeln. Dort gab es aber wegen der zu erwartenden Verkehrsbelastung Widerstand in der Bevölkerung, eine Volksabstimmung wurde angesetzt. Ikea sagte daraufhin die Expansion nach Vorarlberg noch vor Abhaltung der Abstimmung zurück.

In das Kika-Gebäude in Eisenstadt ist im Sommer 2024 ein Fitnessstudio eingezogen, das seine Fläche nun noch erweitern will. Die Filiale in Unterwart (Bezirk Oberwart) wurde von XXXLutz erworben – hier soll mittelfristig ein Möbelix etabliert werden. Ein Teil der Fläche soll anderwertig genutzt werden, wie ist noch offen, hieß es aus dem Rathaus.