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news/APA/Mittwoch, 24.07.24, 22:08:12

Israel zielt laut Netanyahu nicht auf Zivilisten in Gaza ab

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat vor dem US-Kongress in Washington Vorwürfe zurückgewiesen, Israel ziele im Gazakrieg absichtlich auf Zivilisten ab. "Die israelische Armee hat Millionen von Flugblättern abgeworfen, Millionen von SMS, Hunderttausende Telefongespräche geführt, um Schaden an palästinensischen Zivilisten zu verhindern", sagte Netanyahu. Anti-Israel-Demonstranten bezeichnete er als Irans nützliche Idioten.
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Gleichzeitig habe die islamistische Palästinenserorganisation Hamas „alles in ihrer Macht Stehende getan, um palästinensische Zivilisten in Gefahr zu bringen“. Sie hätten etwa Raketen aus Schulen, Krankenhäusern und Moscheen abgefeuert. Er warf der Hamas vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. „Was für eine monströse Bosheit. Für Israel ist jeder Tod eines Zivilisten eine Tragödie – für die Hamas ist es eine Strategie.“

Er sagte zudem, im Gazakrieg habe es verhältnismäßig wenig zivile Opfer gegeben, im Vergleich zu Kriegen in Wohngebieten in anderen Ländern. Besonders niedrig seien zivile Verluste in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifen gewesen. Dies widerspricht den Zahlen des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums. Diese unterscheiden allerdings nicht zwischen getöteten Zivilisten und Kombattanten.

Der Chefankläger vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, Karim Khan, hatte im Mai Haftbefehle gegen Netanyahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant sowie drei Anführer der palästinensischen Terrororganisation Hamas wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit beantragt. Das Gericht muss über diese Anträge erst entscheiden.

Die Anti-Israel-Demonstranten stünden auf der Seite des Bösen, „sie stehen auf der Seite der Hamas, sie stehen auf der Seite von Vergewaltigern und Mördern“, sagte Netanyahu in einer Ansprache weiter. Direkt an Demonstranten gerichtet, die während seiner Ansprache in der Nähe des Parlamentsgebäudes protestierten, schimpfte Netanyahu mit Blick auf die Verbindungen zwischen der Hamas und dem Iran: „Ihr seid offiziell zu nützlichen Idioten des Iran geworden.“

Der israelische Ministerpräsident kritisierte, viele Demonstranten hätten nicht die geringste Ahnung, wovon sie sprächen. „Einige dieser Demonstranten halten Schilder hoch, auf denen ‚Schwule für Gaza‘ steht.“ Sie könnten genauso gut Schilder hochhalten, auf denen stehe: „Hühner für KFC“, also für Kentucky Fried Chicken, spottete er.

Vor Netanyahus Rede im amerikanischen Parlament hatten sich zahlreiche Demonstranten rund um das Parlamentsgebäude in Washington versammelt. Bei einer propalästinensischen Kundgebung forderten Rednerinnen und Redner die US-Regierung von Joe Biden unter anderem dazu auf, die militärische Hilfe für Israel komplett einzustellen. Sie warfen Israel einen „Genozid“ im Gazastreifen vor und beschuldigten Biden, seine Stellvertreterin Kamala Harris und die Spitzen im US-Parlament, sich daran zu beteiligen. Es wurden zahlreiche Palästina-Flaggen gezeigt.