news/APA/Mittwoch, 02.04.25, 16:08:17

Israel will „große Gebiete“ des Gazastreifens besetzen

Israel will nach Angaben von Verteidigungsminister Israel Katz seinen Militäreinsatz im Gazastreifen ausweiten und "große Gebiete" des Palästinenser-Gebiets besetzen. Ziel sei es, gegen "Terroristen" vorzugehen und "terroristische Infrastruktur" zu zerstören, erklärte Katz am Mittwoch. "Große Gebiete" des Gazastreifens sollten zu "israelischen Sicherheitszonen" werden. Bei israelischen Luftangriffen in Gaza wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 53 Menschen getötet.
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Katz forderte die Bewohner des Gazastreifens auf, die Hamas zu beseitigen und israelische Geiseln zurückzugeben. Dies sei der einzige Weg, den Krieg zu beenden. Die deutsche Regierung ließ unterdessen 19 Deutsche aus dem palästinensischen Küstenstreifen herausbringen. Laut Angaben des Außenministeriums in Wien befinden sich derzeit keine Österreicherinnen und Österreicher im Gazastreifen.

Katz sagte, der Einsatz werde Militante und Infrastruktur beseitigen „und große Gebiete einnehmen, die den Sicherheitszonen des Staates Israel hinzugefügt werden“. Das israelische Militär hatte bereits Evakuierungen in einigen südlichen Bezirken angeordnet. Palästinensische Radiosender berichteten, das Gebiet um Rafah sei nach den Evakuierungsbefehlen fast vollständig verlassen. Das von der radikal-islamischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium in Gaza teilte mit, dass am Mittwoch 53 Menschen bei israelischen Angriffen getötet wurden. Allein 19 Menschen seien bei einem Angriff auf ein UNO-Spital, die als Unterkunft für Vertriebene genutzt wurde, ums Leben gekommen, darunter seien auch Kinder.

Das israelische Militär erklärte, es habe ein Gebäude angegriffen, das früher als Spital genutzt worden sei und nun als Hamas-Kommando- und Kontrollzentrum zur Planung von Angriffen gedient habe. Das Militär habe Überwachungsmaßnahmen eingesetzt, um das Risiko für Zivilisten zu verringern. Die Hamas bestritt, das Gebäude zu nutzen, und bezeichnete die israelische Anschuldigung als „offensichtliche Erfindung“. Reuters-Videoaufnahmen von den Folgen des Angriffs zeigten Blut auf dem Boden, während Rettungskräfte Leichen auf Tragen abtransportierten.

Aus der Erklärung von Katz ging nicht hervor, wie viel Land Israel besetzen will und ob es sich um eine dauerhafte Annexion handelt. Dies würde den Druck auf eine Bevölkerung weiter erhöhen, die bereits in einem der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt lebt. Nach Angaben der israelischen Menschenrechtsgruppe Gisha hat Israel bereits etwa 62 Quadratkilometer oder rund 17 Prozent der Gesamtfläche des Gazastreifens unter seine Kontrolle gebracht. Dies geschah im Rahmen einer Pufferzone um die Ränder des Küstenstreifens.

Gleichzeitig haben israelische Regierungsvertreter erklärt, sie wollten die freiwillige Ausreise von Palästinensern aus dem Gebiet erleichtern. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor gefordert, den Gazastreifen dauerhaft zu evakuieren und unter US-Kontrolle zu einem Küstenresort umzugestalten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu forderte eine Entwaffnung der Hamas. Militärischer Druck sei der beste Weg, die verbliebenen 59 israelischen Geiseln im Gazastreifen zurückzubekommen.

Ermutigt wird Israel, da es im Gazastreifen zuletzt zu palästinensischen Protesten gegen die Hamas gekommen war. Die militante Gruppe kontrolliert das Gebiet seit 2007. Die ausgeweitete Operation scheint zumindest teilweise darauf abzuzielen, den zivilen Druck auf die Hamas-Führung zu erhöhen. „Ich rufe die Bewohner des Gazastreifens auf, jetzt zu handeln, um die Hamas zu beseitigen und alle Entführten zurückzubringen“, sagte Katz. „Dies ist der einzige Weg, den Krieg zu beenden.“

Israel hatte vergangenen Monat die Luftangriffe auf den Gazastreifen wieder aufgenommen und erneut Bodentruppen in Marsch gesetzt. Zuvor hatte es zwei Monate eine Waffenruhe gegeben, die den Austausch von Hamas-Geiseln gegen palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen ermöglicht hatte. Seit der Wiederaufnahme der Angriffe wurden Hunderte Palästinenser getötet. Israel hat auch die Hilfslieferungen in das Gebiet unterbrochen mit der Begründung, dass ein Großteil davon von der Hamas beschlagnahmt werde.

Israel war im Oktober 2023 in den Gazastreifen einmarschiert, nachdem Tausende von der Hamas angeführte Bewaffnete in einer beispiellosen Aktion den Süden Israels angegriffen hatten. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1.200 Menschen getötet und 251 als Geiseln genommen. Der israelische Feldzug hat nach Angaben palästinensischer Gesundheitsbehörden mehr als 50.000 Palästinenser getötet und den Gazastreifen verwüstet. Fast die gesamte Bevölkerung von 2,3 Millionen Menschen wurde aus ihren Häusern vertrieben.