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news/APA/Montag, 14.10.24, 14:11:32

Hisbollah setzt Beschuss Israels nach Drohnenangriff fort

Nach dem tödlichen Drohnenangriff der libanesischen Hisbollah auf einen Ausbildungsstützpunkt des israelischen Militärs hat die vom Iran unterstützte Miliz ihre Angriffe auf Israel fortgesetzt. Israels Militär fing nach eigenen Angaben am Montag mehrere Geschosse aus dem Libanon ab, in mehreren israelischen Orten wurde Luftalarm ausgelöst. Die Hisbollah erklärte, sie habe einen Marinestützpunkt in der Nähe von Haifa sowie eine Militärkaserne in Zentralisrael attackiert.
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Den israelischen Angaben zufolge wurde in den Regionen Sharon, Menashe und Wadi Ara Alarm ausgelöst. Die Hisbollah-Miliz erklärte, sie habe eine Kaserne in der Nähe der israelischen Küstenstadt Netanya nördlich von Tel Aviv angegriffen und eine „Raketensalve“ auf den Marinestützpunkt Stella Maris nahe Haifa abgefeuert. Die Miliz erklärte zudem, sie habe in mehreren Gebieten des Südlibanons israelische Soldaten angegriffen.

Bei einem Angriff der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz auf einen Ausbildungsstützpunkt in Binyamina südlich von Haifa waren am Sonntag mindestens vier israelische Soldaten getötet und mehr als 60 Menschen verletzt worden. Es war der tödlichste Hisbollah-Angriff seit der deutlichen Verschärfung des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah im September.

Nach dem Angriff am Sonntag hatte die Hisbollah gedroht, dieser sei „nur ein Vorgeschmack“ darauf, was Israel erwarte, wenn es seine Offensive im Libanon fortsetze.

Der israelische Armeechef Herzi Halevi besuchte am Montag Binyamina. „Wir befinden uns im Krieg, und ein Angriff auf einen Ausbildungsstützpunkt an der Heimatfront ist schwierig, und die Folgen sind schmerzhaft“, sagte er den Soldaten.

Seit dem Großangriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen hatte die Hisbollah mit ständigen Raketenangriffen auf den Norden Israels eine zweite Front gegen das Land eröffnet, Israel antwortete mit Angriffen auf Hisbollah-Ziele.

In den vergangenen Wochen hat Israel seine Angriffe auf die Hisbollah massiv ausgeweitet und nimmt vor allem Ziele in deren Hochburgen im Südlibanon sowie in südlichen Vororten von Beirut ins Visier. Dadurch wurden seit dem 23. September laut einer AFP-Zählung auf Grundlage von Behördenangaben mehr als 1.300 Menschen im Libanon getötet. Ende September wurden bei einem Luftangriff Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und andere hochrangige Kommandeure der Schiitenmiliz getötet.

Aufgrund des Konflikts Israels mit der Hisbollah-Miliz wurden im Libanon in den Reihen der staatlichen Armee bisher vier Soldaten getötet. Zudem seien zwölf libanesische Soldaten getötet worden, die zum Zeitpunkt ihres Todes nicht im Dienst waren, wie die dpa aus Armeekreisen erfuhr. Zuletzt seien zwei Soldaten im Einsatz an einem Militärposten im Kafra im Süden durch israelischen Beschuss getötet worden, wie die Armee mitteilte.

Die staatliche Armee im Libanon gilt als sehr schwach und unterfinanziert. Am Konflikt Israels mit der Hisbollah-Miliz ist sie nicht direkt beteiligt und hatte sich zum Beginn der israelischen Bodenoffensive auch teils von Positionen im Grenzgebiet zurückgezogen. Bei einem israelischen Angriff auf einen ihrer Stützpunkte in Bint Jubail hatte die Armee einen Beschuss Israels teilweise aber auch erwidert.

In den vergangenen Tagen gerieten wiederholt UNIFIL-Soldaten zwischen die Fronten, insgesamt fünf von ihnen wurden verletzt. Israel wirft der Hisbollah vor, die Blauhelmsoldaten und UNIFIL-Anlagen als Schutzschilde zu missbrauchen.

Am Sonntag waren laut der UN-Mission zwei israelische Panzer „gewaltsam“ in eine Stellung der Blauhelmsoldaten im Südlibanon eingedrungen. Der israelischen Armee erklärte später, nach bisherigen Erkenntnissen habe einer ihrer Panzer versucht, verletzte Soldaten zu evakuieren, während er unter Beschuss gewesen sei. Dabei habe er sich „mehrere Meter“ weit auf einen UNIFIL-Stützpunkt zurückgezogen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte die Angriffe auf die UN-Friedenstruppen am Montag. „Es ist völlig inakzeptabel, die Truppen der Vereinten Nationen anzugreifen“, sagte er am Rande eines EU-Außenministertreffens in Luxemburg. Auch die deutsche Bundesregierung forderte am Montag eine umgehende Aufklärung der Angriffe auf die UNIFIL.

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez verurteilte indes israelische Forderungen nach einem Rückzug der UN-Friedenstruppe im Libanon. „Es wird keinen UNIFIL-Rückzug geben“, sagte Sánchez am Montag bei einer Veranstaltung in Barcelona. Am Sonntag hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu UN-Generalsekretär António Guterres aufgefordert, die UNIFIL-Soldaten „sofort“ aus der Gefahrenzone zu bringen.

UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, „Angriffe auf Friedenstruppen verstoßen gegen das Völkerrecht … (und) können ein Kriegsverbrechen darstellen“. Zuvor hatte Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu die UNO aufgefordert, die Blauhelmsoldaten aus der Gefahrenzone abzuziehen.

Das israelische Militär meldete am Montag auch Beschuss aus Syrien. Zwei Drohnen, die sich dem israelischen Staatsgebiet genähert hätten, seien „erfolgreich“ von der israelischen Luftwaffe abgefangen worden, hieß es. Seit dem 7. Oktober ist Israel bereits wiederholt von durch den Iran unterstützte Milizen aus Syrien, dem Irak und dem Jemen angegriffen worden.

Die Vereinten Nationen erneuerten unterdessen ihren Aufruf zu einer Waffenruhe im Nahen Osten. „Eine Feuerpause, die von einem sinnvollen Friedensprozess getragen wird, ist der einzige Weg, den Kreislauf der Gewalt, des Hasses und des Elends zu durchbrechen“, erklärte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi.