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news/APA/Samstag, 25.01.25, 11:00:12

Hamas ließ vier israelische Geiseln im Gazastreifen frei

Die islamistische Hamas hat im Rahmen der vereinbarten Waffenruhe im Gazastreifen eine weitere Gruppe von Geiseln freigelassen. Vier freigelassene Geiseln seien in Empfang genommen worden, teilte das israelische Militär am Samstag mit. Auf Live-Bildern des Nachrichtensenders Al-Jazeera war zuvor zu sehen, wie vier Frauen in Militäruniform von Hamas-Kämpfern auf ein Podium gebracht wurden, ehe sie in Fahrzeuge des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz stiegen.
APA/APA/AFP/OMAR AL-QATTAA

Vor Ort waren Dutzende bewaffnete Kämpfer sowie Anhänger der Hamas zu sehen. Die vier israelischen Soldatinnen waren von Terroristen während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 verschleppt worden. Liri Albag, Karina Ariev, Naama Levy und Daniella Gilboa waren Späherinnen auf dem Stützpunkt Nahal Oz nahe der Grenze zum Gazastreifen.

Die Hamas veröffentlichte indes eine Liste mit 200 palästinensischen Häftlingen, die am Samstag aus israelischen Gefängnissen freikommen sollen. Darunter sind Personen, die zu langen Haftstrafen verurteilt wurden oder bereits seit langem einsitzen.

Die Waffenruhe, auf die sich Israel und die Hamas vor zehn Tagen geeinigt haben, soll zunächst sechs Wochen dauern. Sie trat vergangenen Sonntag in Kraft. Vor knapp einer Woche hatte die Hamas bereits drei aus Israel verschleppte Zivilistinnen freigelassen. Die nun freigelassenen Frauen sind die zweite Geisel-Gruppe, die im Rahmen des neuen Abkommens freikommt.

Sie sollten zunächst ärztlich untersucht und laut der Nachrichtenseite „ynet“ nach Ankunft auf israelischem Gebiet direkt ihre Eltern treffen. Anschließend sollen die Frauen dann in eine Klinik bei Tel Aviv gebracht werden, wo sie auch weitere Angehörige treffen. In Tel Aviv warteten zahlreiche Menschen auf die Nachricht über die Freilassung der Geiseln.

Das Abkommen sieht vor, dass Israel für jede Soldatin 50 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlässt, darunter 30 Personen, die eine lebenslange Haftstrafe verbüßen. Insgesamt sollen im Austausch für die Frauen also 200 palästinensische Häftlinge freikommen. 70 davon werden gemäß dem Abkommen wegen ihrer schweren Straftaten ins Ausland gebracht.

Unterdessen wird sich laut Israel der am Sonntag geplante Abzug seiner Armee aus dem Südlibanon verzögern. Libanons Armee rücke nicht schnell genug nach, um eine Rückkehr der Hisbollah-Miliz zu verhindern.

Vor diesem Hintergrund sprach sich die neue US-Regierung jetzt für eine Verlängerung der zunächst für 60 Tage vereinbarten Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah über die am Sonntag angesetzte Frist hinaus aus. Die Miliz warnte zuvor vor einer Verzögerung des Abzugs der Israelis. Das sei ein Bruch der Vereinbarung.

Die USA hatten mit Katar und Ägypten monatelang zwischen Israel und Hamas vermittelt, bis schließlich der Durchbruch für die Waffenruhe gelang. Die USA gehören außerdem zu einer Gruppe von Ländern, die die Einhaltung der Ende November vereinbarten Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon überwachen soll.

Der Libanon habe seinen Teil der Vereinbarung jedoch bisher nicht vollständig umgesetzt, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu mit. Das Abkommen sei so formuliert, dass eine Verlängerung für den Abzug der israelischen Armee möglich sei. Alle Parteien teilten das Ziel, sicherzustellen, dass die Hisbollah das libanesische Volk oder seine Nachbarn nicht weiter bedrohe, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses. Daher sei eine kurze, vorübergehende Verlängerung der Waffenruhe „dringend erforderlich.“

Derweil forderte Israel das UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA erneut auf, seine Arbeit in Jerusalem zum Monatsende einzustellen. UNRWA sei „verpflichtet, seine Tätigkeit in Jerusalem einzustellen und alle Räumlichkeiten, in denen es in der Stadt tätig ist, bis spätestens 30. Jänner 2025 zu räumen“, forderte der israelische UN-Botschafter Danny Danon in einem Brief an UNO-Generalsekretär António Guterres. Das Schreiben lag der Deutschen Presse-Agentur vor. Damit könnte es schwierig bis unmöglich für das Hilfswerk werden, die Zivilbevölkerung im verwüsteten Gaza oder im Westjordanland zu versorgen.

Israel wirft dem UNO-Palästinenserhilfswerk vor, dass einige seiner Mitarbeiter an Terroraktivitäten der Hamas beteiligt gewesen seien. Israel will humanitäre Hilfe für Gaza fortan mittels anderer Organisationen gewährleisten.

Vergangenes Wochenende hatte die Hamas die erste Geisel-Liste verspätet überreicht und damit den Beginn der sechswöchigen Waffenruhe am Sonntag um Stunden verzögert. Damals kamen drei verschleppte israelische Zivilistinnen frei. Im Austausch entließ Israel 90 Palästinenser aus der Haft. Die Hamas verpflichtete sich laut Medienberichten, Israel heute Informationen über den Zustand der restlichen Geiseln zu liefern. Im Zuge der ersten Phase des Waffenruhe-Abkommens sollen insgesamt 33 Geiseln freikommen. Laut der israelischen Nachrichenseite „ynet“ dürften acht von ihnen nicht mehr leben.

Israel wiederum soll laut dem Abkommen ab Samstag vertriebenen Palästinensern erlauben, zu Fuß aus dem Süden des abgeriegelten Küstenstreifens in ihre Wohnorte im zerstörten Norden zurückzukehren. Zwei US-Sicherheitsfirmen sowie eine dem ägyptischen Geheimdienst angegliederte Sicherheitsfirma sollen laut dem „Wall Street Journal“ die Rückkehrer dabei auf Waffen kontrollieren. Die Sicherheitsfirmen sollen dabei am Netzarim-Korridor kontrollieren, der den Gazastreifen südlich von Gaza-Stadt in zwei Hälften teilt.