news/APA/Mittwoch, 09.07.25, 18:17:50

F1-Team Red Bull Racing trennt sich von Teamchef Horner

Knalleffekt bei Red Bull Racing: Der österreichisch-britische Formel-1-Rennstall hat den Langzeit-Teamchef Christian Horner am Mittwoch vom Dienst freigestellt. Der 51-jährige Brite war seit 2005 Chef des Teams. Der Rennstall gewann in seiner Ära acht Fahrer-WM-Titel (vier Sebastian Vettel, vier Max Verstappen) und sechs bei den Konstrukteuren. Horners Nachfolger wird Laurent Mekies (48), bisher Teamchef beim RB-Zweitteam Racing Bulls, wie Red Bull bekannt gab.
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„Wir möchten Christian Horner für seine außergewöhnliche Arbeit in den letzten 20 Jahren danken. Mit seinem unermüdlichen Einsatz, seiner Erfahrung, seinem Fachwissen und seinem innovativen Denken hat er maßgeblich dazu beigetragen, Red Bull Racing als eines der erfolgreichsten und attraktivsten Teams der Formel 1 zu etablieren“, erklärte Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. „Danke für alles, Christian, du wirst für immer ein wichtiger Teil unserer Teamgeschichte bleiben.“

Horner war der längstdienende Teamchef im F1-Business. Sein letztes Rennen sollte sein „Heimrennen“ in Silverstone am vergangenen Wochenende sein. Von den Angestellten im Werk in Milton Keynes soll sich Horner bereits verabschiedet haben. Er war im Team seit einer Affäre um angeblich unangemessenen Umgang mit einer Mitarbeiterin seit dem Vorjahr nicht mehr unumstritten. Er war nach einer Untersuchung eines unabhängigen Anwalts von den Vorwürfen freigesprochen worden und durfte mit der Unterstützung der thailändischen Red-Bull-Mehrheitseigentümer als Teamchef im Amt bleiben. Die Sache soll jedoch im nächsten Jahr noch vor Gericht gehen.

Die sportliche Krise der jüngsten Monate erhöhte den Druck auf den Engländer. Weltmeister Verstappen konnte in dieser Saison nur zwei der bisher zwölf Saisonrennen gewinnen, die Konkurrenz von McLaren ist zumeist überlegen. 69 Punkte liegt der Niederländer bereits hinter Leader Oscar Piastri. In der Konstrukteurswertung ist Red Bull mit 172 Punkten gegenüber 288 von McLaren sogar nur Vierter. Dies führte auch zu anhaltenden Spekulationen um einen vorzeitigen Abschied von Verstappen, dessen Vater Jos zuvor vergeblich für die Absetzung Horners votiert hatte.

In dem schwelenden Machtkampf bei dem Rennstall stand auch der langjährige Red-Bull-Berater Helmut Marko auf der Seite der Verstappens und Mintzlaffs, der Horner nach Aufkommen der Vorwürfe seiner Ex-Assistentin am liebsten sofort loswerden wollte. Angesichts der aussichtslosen WM-Rennen und der Unruhe um Verstappen, um den sich hartnäckig Gerüchte um einen Wechsel zu Mercedes ranken, dürfte Horner die Unterstützung aus Thailand jetzt verloren haben.

Eher schmucklos zählte die Red-Bull-Führung in der knappen Erklärung noch einmal die Erfolge auf, die unter Horners Regie seit der Übernahme des damaligen Jaguar-Teams eingefahren wurden. Die acht Fahrertitel, die Vettel und Verstappen gemeinsam besorgten. Sechs Team-Weltmeisterschaften, die viel Geld aus dem Vermarktungstopf der Formel 1 in die Kassen spülten. 124 Rennsiege, 107 Pole Positions und 287 Stockerlplätze.

„Wir haben unglaubliche Erfolge miteinander geteilt. Unvergessliche Rennen gewonnen und unzählige Rekorde gebrochen. Danke für alles, Christian!“, hieß es in einem Drei-Satz-Post auf Verstappens Konten in den sozialen Netzwerken. Man sei vorher von Red Bull über den Personalwechsel informiert worden, ließ sein Manager Raymond Vermeulen die niederländische Zeitung De Telegraaf wissen. Zu den Gründen müsse sich Red Bull äußern, Verstappen fokussiere sich auf den Weg zurück an die Spitze.

Von 2026 an greift ein stark reformiertes Regelwerk. Bei Red Bull war nun offenbar das Vertrauen, dass Horner den Umbruch erfolgreich moderiert, nicht mehr ausreichend vorhanden. Mit Mekies steht der Nachfolger bereits fest. Der Franzose verfügt über viel Erfahrung in der Motorsport-Königsklasse und arbeitete von 2018 bis 2023 als Sportdirektor bei Ferrari. Er war auch schon in verschiedenen Funktionen beim internationalen Automobilverband FIA tätig. Sein Nachfolger bei den Racing Bulls wird Alan Permane, zuvor Racing Director des Teams.