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news/APA/Mittwoch, 12.03.25, 16:10:04

EU und Kanada erheben Gegenzölle im Handelsstreit mit USA

Die Europäische Union hat unmittelbar nach Inkrafttreten von US-Sonderzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte Gegenmaßnahmen angekündigt. Die europäischen Zölle würden US-Waren im Wert von 26 Milliarden Euro betreffen, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch. Es sei eine rasche und angemessene Reaktion. Auch Kanada gab Gegenzölle in Höhe von 29,8 Mrd. kanadischen Dollar (19 Mrd. Euro) bekannt. Die US-Regierung wiederum kündigte Zölle auf Kupfer an.
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Die USA werden nach Darstellung von Handelsminister Howard Lutnick neue Zölle auf Kupfer einführen. Nichts werde die von US-Präsident Donald Trump bereits eingeführten Aufschläge auf Aluminium und Stahl beenden, bis die einheimische Herstellung gestärkt sei, sagte Lutnick dem Sender Fox Business Network.

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen sprach am Mittwoch von einer raschen und angemessenen Reaktion. „Unsere Gegenmaßnahmen werden in zwei Schritten eingeführt. Sie beginnen am 1. April und sind ab dem 13. April vollständig in Kraft“, erklärte sie. Ihren Angaben nach werden 2018 ausgesetzte Zölle wieder in Kraft gesetzt.

Von Kanadas Gegenzöllen entfielen 12,6 Mrd. kanadische Dollar auf Stahlprodukte, 3 Mrd. auf Aluminiumprodukte und 14,2 Mrd. auf weitere US-Güter, wie Finanzminister Dominic LeBlanc am Mittwoch bekannt gab. Zu der letzten Kategorie gehören demnach Computer, Sportausrüstung und Gusseisenprodukte.

Brasilien und Großbritannien hingegen verzichten zunächst auf US-Gegenzölle. Brasiliens Finanzminister Fernando Haddad zufolge strebt sein Land zunächst Verhandlungen mit der US-Regierung an. Großbritanniens Premierminister Keir Starmer erklärte vor dem Parlament, er sei zwar enttäuscht von den US-Maßnahmen, man werde jedoch einen „pragmatischen Ansatz“ verfolgen, und verwies auf Verhandlungen mit der Regierung in Washington über ein Handelsabkommen.

„Europa muss sich nicht fürchten, weder vor den USA noch vor Donald Trump. Europa muss jetzt selbstbewusst auftreten“, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) am Mittwoch. Er begrüße die Reaktion der EU-Kommission auf die in der Nacht in Kraft getretenen US-Zölle auf Aluminium und Stahl als „harte, faire Reaktion“. Ein Zollkrieg bringe aber niemandem etwas.

Ein eskalierender Handelsstreit dürfte die exportabhängige deutsche Wirtschaft besonders treffen. Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte am Rande der Handwerksmesse in München zu Journalisten, es seien herausfordernde Zeiten. Die Wirtschaft treffe immer öfter auf geschlossene Märkte. Daher seien die Gegenzölle der EU folgerichtig und konsequent. Man dürfe sich der neuen US-Regierung von Präsident Trump nicht unterwerfen. Die EU müsse vielmehr geschlossen und entschlossen sein.

Ähnlich äußerte sich Frankreichs Europaminister Benjamin Haddad: Ein Handelskrieg sei nicht im Interesse beider Seiten. Die EU könnte zur Not aber noch weitergehen, sagte er dem TV-Sender TF-1. Als Beispiele nannte er digitale Dienstleistungen oder geistiges Eigentum der USA. Hattmannsdorfer schlug in eine ähnliche Kerbe: „Wenn ich an die Tech-Industrie, an die Social-Media-Plattformen denke, da hat Europa einen Hebel. Entscheidend ist, die USA jetzt zu Verhandlungen zu bringen“, bekräftigte er.

Die EU-Zölle betreffen Produkte von Booten über Bourbon bis hin zu Motorrädern. Die EU-Kommission will zudem in zweiwöchigen Beratungen weitere Produktkategorien für Zölle auswählen. Von der Leyen zeigte sich zugleich aber bereit zu Verhandlungen mit den USA, um die Streitigkeiten auszuräumen: „Wir sind bereit, einen sinnvollen Dialog zu führen. Ich habe Handelskommissar Maros Sefcovic damit beauftragt, seine Gespräche wieder aufzunehmen, um bessere Lösungen mit den USA zu finden.“

Trump hatte die Zölle verhängt und mit dem Schutz von US-Stahl- und Aluminiumproduzenten begründet. Sie sind am Mittwoch wirksam geworden. Betroffen sind alle Exporteure dieser Metalle. Mit den Abgaben belegt werden auch Produkte aus diesen Metallen, etwa Schrauben oder Getränkedosen.

Bei Kupfer hatte Trump eine Prüfung von neuen Aufschlägen angeordnet. Die Kupferpreise haben am Mittwoch mit 9.780 Dollar je Tonne den höchsten Stand seit Mitte Oktober erreicht. Experten zufolge ist ein Grund, dass sich Händler wegen möglicher US-Zölle mit dem Metall eindeckten.

Seit seinem erneuten Amtsantritt im Jänner überzieht Trump zahlreiche Länder mit Zöllen oder droht damit. Er stört sich an den Handelsdefiziten seines Landes, will Unternehmen zu Investitionen in den USA bewegen und für mehr Schutz an den US-Grenzen sorgen. Zuletzt waren an der Wall Street aber Sorgen aufgekommen, er könnte es übertreiben und die weltgrößte Volkswirtschaft womöglich sogar in eine Rezession stürzen.

Auch in Australien sind die Zölle auf scharfe Kritik gestoßen. Der australische Ministerpräsident Anthony Albanese kritisierte die US-Zölle zwar als völlig ungerechtfertigt, schloss aber Vergeltungszölle aus.

Am stärksten von den Zöllen betroffen ist Kanada, der größte ausländische Stahl- und Aluminiumlieferant der USA. Trump hatte Kanada zunächst angedroht, die Zölle auf diese Produkte aus dem Nachbarland sogar auf 50 Prozent zu verdoppeln. Später machte er aber einen Rückzieher, als der Regierungschef der kanadischen Provinz Ontario, Doug Ford, sich bereit erklärte, einen 25-prozentigen Aufschlag auf Stromlieferungen in die US-Bundesstaaten Minnesota, Michigan und New York auszusetzen.

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft kalkuliert derzeit nur mit geringen Auswirkungen auf Europas Wirtschaftsleistung. Der negative Effekt dürfte demnach nur bei 0,02 Prozent liegen. Nur ein kleiner Teil der Produkte werde in die USA exportiert.

Dazu passen auch Äußerungen des deutschen Stahlkonzerns Klöckner & Co: „Die Zölle sind für uns zunächst positiv“, sagte Firmenchef Guido Kerkhoff. Sie führten dazu, dass die Preise stiegen und die Kunden ihre Lager auffüllten. „Wir haben auch keine Mengen, die wir von Deutschland in die USA verschiffen.“ Daher seien die Auswirkungen mit Blick in das zweite und dritte Quartal positiv.

Der deutsche Stahlkonzern Salzgitter betonte, die Trump-Zölle kämen zur Unzeit. Die USA seien der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie. „Allein aus Deutschland wird jedes Jahr rund eine Million Tonnen meist Spezialstähle in die USA exportiert.“ Die US-Zölle dürften zu Mengenumleitungen nach Europa führen. Hier gebe es bereits Probleme mit Überkapazitäten aus China.