news/APA/Freitag, 28.03.25, 17:30:00

Erster israelischer Luftangriff bei Beirut seit November

Zum ersten Mal seit Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah hat es wieder einen Luftangriff in einem Vorort der Hauptstadt Beirut gegeben. Dies sei eine Reaktion darauf, dass Stunden zuvor erneut Raketen aus dem Libanon auf Israel abgefeuert worden seien, teilte das Militär am Freitag mit. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu drohte mit weiteren Angriffen auf den Libanon. Beirut dagegen warf Israel vor, die Waffenruhe gebrochen zu haben.
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Israel hatte die Bewohner der Vororte von Beirut, die als Hochburg der islamistischen Hisbollah-Miliz gelten, zuvor aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Es seien zwei Explosionen zu hören gewesen, berichteten Reporterinnen vor Ort. Schwarzer Rauch sei aufgestiegen. Berichte zu möglichen Opfern oder Schäden gab es zunächst nicht. Von der israelischen Luftwaffe hieß es, man habe ein Drohnenlager der Hisbollah-Miliz in den als Dahieh bekannten Vororten angegriffen.

Der TV-Sender der Hisbollah, Al-Manar, meldete, dass es vor dem Angriff mehrere begrenzte Warnschläge mit Drohnen gegeben habe. Berichte, wonach die Hisbollah mit einer heftigen Reaktion auf den Angriff drohte, wurden aus Kreisen der proiranischen Organisation zurückgewiesen.

Sein Land werde weiterhin überall im Libanon angreifen, um Bedrohungen entgegenzuwirken und eine Waffenruhevereinbarung mit der Hisbollah durchzusetzen, sagte Netanyahu am Freitag. Verteidigungsminister Israel Katz forderte zugleich die libanesische Regierung auf, dafür zu sorgen, dass die Feuerpausevereinbarung zwischen Israel und der Hisbollah auf der libanesischen Seite der Grenze beachtet werde. Anderenfalls werde Israel weiter angreifen. „Ich sende der libanesischen Regierung eine klare Botschaft: Wenn Sie das Waffenruheabkommen nicht durchsetzen, werden wir es durchsetzen“, sagte Katz.

Der libanesische Präsident Joseph Aoun dagegen sagte, Israel setze den Bruch der im November vereinbarten Waffenruhe fort. Der jüngste Angriff auf südliche Vororte von Beirut belege das, postete sein Büro auf X. „Wir lehnen jeden Angriff auf den Libanon oder jeden verdächtigen, böswilligen Versuch ab, den Libanon wieder in den Kreislauf der Gewalt zu stürzen“, sagte Aoun auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron in Paris. „Was geschieht, bestärkt unsere Entschlossenheit und unser Engagement, unser Land und unsere Armee aufzubauen und unsere Kontrolle über das gesamte Land auszuweiten.“

In der Früh hatte die israelische Armee Beschuss aus dem Libanon gemeldet. Eine Rakete sei abgefangen worden, eine andere auf libanesischem Boden gelandet, hieß es. Die Hisbollah wies die Verantwortung dafür zurück. Beobachter gehen davon aus, dass keine Angriffe aus dem Südlibanon ohne die Erlaubnis der Hisbollah gestartet werden.

Von einem weiteren israelischen Militärsprecher hieß es, der Raketenangriff aus dem Libanon am Morgen sei eine eklatante Verletzung der Waffenruhe. Der Staat Libanon sei verantwortlich für die Einhaltung des Abkommens. Israel griff seinerseits daraufhin mehrere Ziele im Südlibanon an.

Zuvor hatte Israels Militär eine Warnung an die Bewohner des Gebietes bei Beirut gerichtet. Sie befänden sich in der Nähe von Einrichtungen der Hisbollah, hieß es auf dem X-Kanal des arabischsprachigen Militärsprechers. In den als Dahieh bekannten Vororten der Hauptstadt brach Augenzeugen zufolge Panik aus. Es seien Schüsse in die Luft gefeuert worden, um die Anrainer zu warnen. Eltern hätten ihre Kinder in Panik aus umliegenden Schulen abgeholt.

Eigentlich gilt seit November eine Waffenruhe. Die vom Iran unterstützte libanesische Hisbollah hatte Israel seit dem Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 mehr als ein Jahr lang mit Raketen beschossen. Sie wollte damit nach eigenen Angaben die palästinensische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen unterstützen. Israel antwortete mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.

Die USA verhängen neue Sanktionen, die sich gegen die Hisbollah richten. Ins Visier genommen wird das Finanzteam der libanesischen Miliz, „das kommerzielle Projekte und Ölschmuggelnetzwerke leitet, die der Gruppe Einnahmen verschaffen“, wie das Außenministerium mitteilte. Konkret betroffen von den Sanktionen sind demnach fünf Einzelpersonen und drei Einrichtungen, darunter Familienmitglieder und enge Vertraute prominenter Hisbollah-Vertreter. In Österreich ist die Hisbollah – und damit auch die Verwendung ihrer Abzeichen und Symbole – verboten.