news/APA/Dienstag, 08.04.25, 20:31:56

Dornhelm hält fest: Serie „Hunyadi“ ist „nicht tendenziös“

Die Serie "Hunyadi - Aufstieg zur Macht" erzählt die Geschichte des titelgebenden ungarischen Feldherrn und seinen Kampf gegen die Osmanen. Sie beruht auf einer mehrteiligen Romanreihe des ungarischen Autors Bán Mór, der auch am Drehbuch mitschrieb. Das ungarische Nationale Filminstitut (NFI) finanzierte einen großen Teil des Budgets. Propaganda-Vorwürfen tritt Robert Dornhelm, der einige Folgen inszenierte, entschieden entgegen.
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Das Drehbuch „war nicht tendenziös“, bei politischer Einflussnahme wäre er „ausgestiegen“, betonte der 77-Jährige am Dienstag bei der Präsentation des TV-Mehrteilers im APA-Interview. „Ich glaube nicht an Schwarz-Weiß“, so der Regisseur. „Sultan Murad II. (der Gegenspieler von Hunyadi, Anm.) wird nicht als Bösewicht, sondern als Mensch dargestellt. Unabhängig, ob er sich in seinem Harem politisch korrekt oder unkorrekt verhält, er hat eine menschliche Seite.“

Der ORF ist an der europäischen Großproduktion mitbeteiligt und zeigt sie ab 21. April (20.15 Uhr, ORF 1). Im Voraus kann man sie auf ORF ON ab 14. April gesamt streamen (aus Jugendschutzgründen tagsüber gesperrt).

APA: Herr Dornhelm, es gab also keinerlei Einflussnahme, Hunyadis Kampf gegen die osmanischen Eindringlinge auf eine bestimmte Weise zu inszenieren?

Robert Dornhelm: Im Gegenteil, die Vorgabe war, aus den Türken keine Karikatur zu machen – das hätte ich sowieso nicht. Die beiden Seiten werden sehr ausgewogen dargestellt. Es sind die grauslichen Seiten der Ungarn und Serben genauso zu sehen wie die der Türken. Krieg ist nie schön.

APA: „Hunyadi“ wurde in verschiedenen Sprachen gedreht. Für Sie eine neue Erfahrung?

Dornhelm: Nein, das habe ich bei fast allen Filmen. Ganz selten ist es mir gelungen, die Produktion in einer einzigen Sprache zu drehen. Synchronisiert werden muss sowieso bei historischen Filmen. Schon wegen der Geräusche muss vieles im Soundstudio ausgebessert werden.

APA: Die Technik beim Synchronisieren hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert.

Dornhelm: Ja, mittlerweile gibt es unwahrscheinlich gute Methoden. Du kannst die Stimme exakt über die Lippen legen, indem du die Geschwindigkeit um Zehntelsekunden änderst. Es muss natürlich auch der Übersetzer gut arbeiten. Die Lippenbewegungen kannst du aber wissenschaftlich korrigieren.

APA: Wie zufrieden sind Sie mit der Synchronisation der „Hunyadi“-Serie?

Dornhelm: Ich bin nie zufrieden, vor allem, wenn ich etwas nicht selbst gemacht habe. Aber ich respektiere die Arbeit derer, die dafür verantwortlich sind, und weiß, welcher Aufwand dahinter steckt. Viele Stimmen finde ich gut. Ich habe die erste Folge jetzt zum ersten Mal gesehen.

APA: Wie hat sie Ihnen gefallen?

Dornhelm: Ich bin nicht aus der Haut gesprungen. Aber ich bin ein kritischer Mensch. Ich denke über meine eigenen Sachen immer: Um Gottes willen, was hab ich da schon wieder angestellt. Ich bin also sehr selbstkritisch. Ich bin allerdings für meine Verhältnisse (bei der Vorführung) recht ruhig sitzen geblieben.

APA: Sie haben u.a. die ersten beiden Folgen, also den Auftakt, inszeniert. War Ihnen das wichtig, um der Serie Ihren Stempel aufzudrücken?

Dornhelm: Ich würde es respektieren, mit Folge vier oder sechs zu beginnen, wenn das funktionieren würde, wenn es eine einheitliche Linie hätte. Aber es ist ein anderer Beruf, wenn ich die Form nicht selbst mitbestimmen kann. Da kennen die Schauspieler bereits ihre Charaktere, der Kameramann verwendet dieselben Linsen, da braucht es keinen Regisseur mehr, sondern einen Showrunner. Daher hab ich gesagt, wenn ich die ersten Folgen nicht machen kann, interessiert es mich nicht.

APA: Der Regisseur der ersten Folgen gibt also den Look vor.

Dornhelm: So sollte es sein. Bei „Hunyadi“ gab es zwei Kameraleute, die sehr unterschiedlich waren, einer mehr konservativ. Einer war federführend, der andere eine starke Persönlichkeit, der hat seine Sachen ein bisschen anders gemacht. Die Regieassistenten sind bei so einer Serie das Allerwichtigste, fast wichtiger wie der Regisseur. So eine Produktion zu koordinieren, das ist eine gewaltige Aufgabe.

APA: Was gibt es da zum Beispiel zu beachten?

Dornhelm: Die Komparsen müssen da und angezogen sein, das Timing stimmen, die Pferde müssen ruhen, weil sie am Vortag bis Mitternacht geritten wurden … Wenn der Regieassistent diese militärische Operation so bedient, dass du keine Zeit verschwendest und mehr Drehzeit zur Verfügung hast, machst du bessere Bilder und vielleicht die eine oder andere Einstellung, die bei knapper Zeit nicht mehr möglich sind.

APA: Aber Sie haben auch selbst Routine.

Dornhelm: Ich möchte die Dinge immer so machen, als wäre es meine erste Arbeit. Daran liegt mir sehr viel. Erfahrung ja, Routine nein. Bei Routine fällt der Spaß und die Inspiration weg.

(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)