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news/APA/Freitag, 10.05.24, 13:46:36

Dominic Thiem setzt im Herbst seinen Karriere-Schlusspunkt

Dominic Thiem wird im Herbst seine Karriere beenden. Auf einem Tennis-Court sitzend hat der Tennisstar am Freitag in einem Kurzvideo über Social Media mit emotionalen Worten diese Entscheidung verlautbart. "Ich habe eine sehr wichtige, traurige, aber auch sehr schöne Mitteilung. Die Saison 2024 ist meine letzte. Ich werde meine Karriere mit Saisonende beenden", teilte der 30-Jährige mit. Er habe lange darüber nachgedacht. "Diese Entscheidung ist die einzig richtige."
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Nach seinem Triumph bei den US Open 2020 kam der auf der Tour 17-fache Turniersieger nie wieder so richtig in Form, auch wegen seiner im Juni 2021 erlittenen Handgelenksverletzung. Das Handgelenk bereitete ihm zuletzt wieder Probleme. „Es ist nicht ganz so, wie es sein sollte und nicht ganz, wie ich es will“, gab Thiem nun bekannt. Als weiteren Grund für seine Rücktrittsentscheidung nannte er sein „inneres Gefühl. Ich habe darüber sehr lange nachgedacht, und sehr sorgfältig.“

Dabei sei ihm auch seine gesamte Reise als Tennisspieler durch den Kopf gegangen. „Die war unglaublich. Ich hatte Erfolge, ich habe Trophäen gewonnen, von denen ich nie geträumt habe. Die Reise war unglaublich, all diese Aufs und Abs. Es waren unglaubliche Erlebnisse, für die ich so dankbar bin. Aber am Ende bin ich zum Entschluss gekommen, dass diese Entscheidung, meine Karriere zu beenden, die einzig richtige ist.“ Nun sei er „damit sehr glücklich und super-aufgeregt“, was als nächstes komme.

Seit einigen Tagen war ein Statement von Österreichs Sportler des Jahres 2020 erwartet worden, die Gerüchte über den nun vollzogenen Schritt hatten sich verdichtet. Es wird angenommen, dass Thiem sein letztes Service auf der ATP-Tour im Oktober beim Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle geben wird. Näheres über seinen weiteren Turnierplan soll demnächst verkündet werden. Am Samstag in seinem „Vlog“ soll es nach Info seines Bruders und Managers Moritz Thiem neue Infos über seinen Werdegang geben.

Thiem hatte schon Ende Jänner angekündigt, dass er bei weiterer Stagnation den Schläger an den Nagel hängen wolle. Das damalige Ziel Top 50 mit Jahresende ist theoretisch zwar für ihn noch erreichbar, aber realistisch scheint es nicht – vor allem wohl für Thiem selbst. Der Niederösterreicher nimmt in der Weltrangliste derzeit Rang 117 ein, im Liveranking ist er am Freitag nur noch auf Position 129 gelegen. Einen Platz im French-Open-Hauptbewerb wird es nur über die Quali oder per Wildcard geben.

Die Ankündigung Thiems wird in den nächsten Tagen – nicht nur – in der internationalen Tenniswelt noch einiges an Reaktionen hervorrufen. Der Weltranglistenerste Novak Djokovic hatte schon am Mittwoch nur positive Worte über den von ihm in zwölf Duellen „nur“ siebenmal besiegten „Dominator“ gefunden. „Ein toller Mensch, jemand, der sehr gute Manieren und gute Werte hat. Er hat auf dem Platz immer Respekt gezeigt und sich immer Zeit für ein Hallo genommen. Ich mag Dominic wirklich.“

In Roland Garros reagierte man auf X (vormals Twitter) mit „Gratulation zu einer wunderbaren Karriere und genieße deine letzte Saison auf der Tour“. Beim Grand Slam in Paris hatte Thiem zweimal das Halbfinale und zweimal das Finale erreicht, ehe er in New York den Major-Titel holte. Auch bei den Australian Open stand der Lichtenwörther im Endspiel. Bei den Heim-Turnieren in Kitzbühel und Wien sicherte sich die ehemalige Nummer drei der Welt jeweils den Siegespokal.

Vom Internationalen Tennis-Verband (ITF) hieß es „Du wirs vermisst werden“. Die tschechische Topspielerin Karolina Muchova erinnerte an die Umstände von Thiems Grand-Slam-Triumph vor leeren Rängen in Flushing Meadows: „Es ist traurig, dass er seinen einzigen Slam während der Covid-Zeit geholt hat und niemand dabei war.“

Auch die österreichische Politik meldete sich zu Wort, wie Karl Nehammer (ÖVP): „Ein großer Sportler verlässt die internationale Tennisbühne. Dominic Thiem hat für seinen Sport und für Österreich viel geleistet, ich hab allergrößten Respekt für seine außergewöhnliche Karriere. Alles Gute für die Zukunft und das Leben nach dem Sport!“, schrieb der Bundeskanzler. Sportminister Werner Kogler (Grüne): „Danke für so viele sportliche Heldentaten und inspirierende Momente.“

Thiems Ex-Manager Herwig Straka kann sich darauf vorbereiten, dass er als Wien-Turnierdirektor Thiem zum Showdown eine große Bühne bereiten darf. „Natürlich ist das für das Tennis ein großer Verlust. Aber es geht hier um ihn selbst“, meinte der Steirer am Freitag in der Tiroler Tageszeitung. „Die Öffentlichkeit hat kein Recht zu sagen, ob er das darf oder nicht. Stars kommen und gehen, da müssen wir uns anpassen. Aber für ihn wird es richtig schwierig, er hat das 20 Jahre seines Lebens tagtäglich gemacht.“