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news/APA/Montag, 02.12.24, 14:06:20

Die Rezession belastet weiterhin den Arbeitsmarkt

Der negative Trend am Arbeitsmarkt hat sich angesichts der Wirtschaftsflaute im November fortgesetzt. Ende des Monats waren rund 384.000 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos oder in Schulung gemeldet, das entspricht einem Plus von gut 31.400 Personen bzw. einem Zuwachs von 8,9 Prozent zum Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,6 Prozentpunkte auf 7,1 Prozent, wie das Arbeits- und Wirtschaftsministerium am Montag mitteilte.
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Besonders stark fiel der Zuwachs in der Warenerzeugung/Industrie mit einem Plus von 16,2 Prozent aus, wobei hier vor allem die angeschlagene Automobilindustrie sowie die Lebensmittelindustrie von steigender Arbeitslosigkeit betroffen waren. „Schon seit Jänner 2024 beobachten wir, dass jeden Monat die Beschäftigung in der Industrie gegenüber dem Vorjahr sinkt“, sagte AMS-Vorständin Petra Draxl dazu. Neben der schon länger stagnierenden Gesamtbeschäftigung sei auch das ein „Zeichen für die Rezession, in der wir uns befinden“.

Kaum besser ist die Lage im Handel mit einem Plus von 10 Prozent sowie im Verkehrs- und Lagerwesen mit einem Zuwachs von 9,5 Prozent. Geringer als zuletzt fiel die Steigerung bei den Arbeitslosen indes im schwächelnden Bausektor aus, der ein Plus von 4,4 Prozent verzeichnete.

Nach Bundesländern gab es den größten Anstieg im industriestarken Oberösterreich (plus 15 Prozent), wo derzeit die Pleite von KTM mit 3.600 betroffenen Mitarbeitern für Negativschlagzeilen sorgt. Deutliche Anstiege waren auch in der Steiermark (plus 11,7 Prozent) sowie in Salzburg (plus 10 Prozent) zu verzeichnen. Dahinter folgten Wien (plus 8,1 Prozent), Vorarlberg (plus 7,8 Prozent), Burgenland (plus 7,6 Prozent), Niederösterreich (plus 7,2 Prozent) sowie Tirol (plus 6 Prozent). Den geringsten Zuwachs verzeichnete Kärnten (plus 5 Prozent).

Die schwache Wirtschaftsentwicklung macht sich auch am Stellenmarkt bemerkbar. Beim Arbeitsmarktservice waren Ende November knapp 83.000 offene Stellen als sofort verfügbar gemeldet, ein Minus von 12,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der ÖVP-Wirtschaftsbund, der in seinem Stellenmonitor alle Jobportale und damit in der Regel mehr Stellenausschreibungen als das AMS erfasst, verzeichnete rund 152.000 vakante Stellen und damit ebenso etwas weniger als zuletzt. Aus Sicht des Wirtschaftsbunds ist diese Zahl angesichts der Rezession allerdings weiter hoch und der Arbeitskräftemangel damit nach wie vor aufrecht.

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) sieht die Ursache für die weitere Verschlechterung am Arbeitsmarkt vor allem in der weltweit schwachen Konjunktur, die Österreich als Exportland besonders treffe. „Als exportorientiertes Land spüren wir die schwache weltweite Nachfrage und das niedrige Wachstum in Deutschland stärker als Länder, die geringere Exportquoten aufweisen.“

Anders beurteilen dies die Freiheitlichen, die einen „arbeitsmarktpolitischen Scherbenhaufen“ orten und Kocher dafür in der Verantwortung sehen. Die schwache Konjunktur als „Ausrede für die hohe Arbeitslosigkeit in Österreich herzunehmen“, ist für FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch eine „reine Provokation“.

SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch warnte vor einer weiteren Verschlechterung, wenn nicht „rasch und entschieden“ entgegengesteuert werde. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sei für die nächste Regierung „eine der wichtigsten Aufgaben“, es brauche ein „Programm für Wachstum und Beschäftigung“.

Kritisch äußerte sich zuvor die Arbeiterkammer (AK), die neben der internationalen Konjunkturentwicklung auch eine „verfehlte Wirtschaftspolitik“ der türkis-grünen Regierung als Grund für die aktuelle Misere ausmacht. Präsidentin Renate Anderl plädierte daher für Investitionen in die aktive Arbeitsmarktpolitik des AMS – eine Forderung, der sich auch der Gewerkschaftsbund (ÖGB) sowie das gewerkschaftsnahe Momentum Institut anschlossen.

Für eine Lohnnebenkostensenkung machten sich heute einmal mehr die Industriellenvereinigung (IV) sowie die Wirtschaftskammer (WKÖ) stark. „Das würde die Abgabenlast der Unternehmen reduzieren und auch dazu beitragen, dass sie bestehende Mitarbeiter:innen halten und Krisen besser durchtauchen können“, so WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Vor einer solchen Senkung warnte ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth mit Verweis auf den Insolvenzentgeltfonds, der auch aus den Lohnnebenkosten finanziert wird.