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news/APA/Samstag, 22.02.25, 22:33:04

Berlinale: „Dreams (Sex Love)“ holte den Goldenen Bären

Der Coming-of-Age-Film "Drømmer" (Dreams (Sex Love)) des norwegischen Regisseurs Dag Johan Haugerud wurde am Samstag mit dem Goldenen Bären der 75. Berlinale ausgezeichnet. Das Werk handelt von der 17-jährigen Johanne, die sich in ihre Lehrerin verliebt. Die österreichische Regisseurin Johanna Moder ging mit ihrem Psychothriller "Mother's Baby" leer aus. Den Großen Preis der Jury erhielt Gabriel Mascaro ("The Blue Trail"), der Regiepreis ging an Huo Meng ("Living the Land").
APA/APA/dpa/Sebastian Gollnow

„Das hätte ich mir in meinen wildesten Träumen nicht vorstellen können“, zeigte sich Haugerud gerührt und dankte auch der internationalen Jury unter Vorsitz von US-Filmemacher Todd Haynes, die über die Preise im Wettbewerb zu entscheiden hatte. „Der Film handelt vom Schreiben und Lesen. Beides ist unglaublich wichtig. Daher sage ich nur: Schreiben Sie mehr und lesen Sie mehr. Es erweitert die Sinne und ist sehr gut für Sie.“

Einen Silbernen Bären gab es neben Mascaro und Meng auch für Iván Fund, dessen „El mensaje“ (The Message) über ein Kind in der argentinischen Provinz mit dem Preis der Jury bedacht wurde. Für ihre intensive Darbietung in Mary Bronsteins unkonventionellem Werk „If I Had Legs I’d Kick You“ wurde die Australierin Rose Byrne für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle geehrt. Mit der Trophäe in der Hand, sagte sie: „Meine Kinder können es nicht erwarten, den Bären kennenzulernen.“ Die beste Leistung in einer Nebenrolle lieferte der irische Mime Andrew Scott in Richard Linklaters „Blue Moon“.

Ein alter Bekannter bei der Berlinale ist der rumänische Filmemacher Radu Jude, für den Berlin schon in den vergangenen Jahren ein gutes Pflaster war. Heuer erhielt er einen Silbernen Bären für das beste Drehbuch („Kontinental ’25“), was ihn nicht nur zu einer launigen Dankesrede animierte („Ich bin ein schlechter Drehbuchautor, daher ist das ein lustiger Preis für mich.“), sondern auch in einem Plädoyer für die Kulturszene seiner Heimat gipfelte. In Europa erwarte er sich wiederum „mehr Solidarität angesichts des Drucks, der von allen Seiten kommt“.

Ebenfalls preiswürdig war das gesamte Team von „La Tour de Glace“ (The Ice Tower), das für die herausragende künstlerische Leistung geehrt wurde. Den Preis nahm Regisseurin Lucile Hadžihalilović stellvertretend entgegen. „Auch wenn der Film vielleicht ein wenig kalt ist, wurde uns hier in Berlin vom Publikum ein sehr warmer Empfang bereitet“, freute sie sich. Den Preis für das beste Spielfilmdebüt in der heuer neu geschaffenen Reihe Perspectives holte sich „The Devil Smokes (and Saves the Burnt Matches in the Same Box)“ von Ernesto Martínez Bucio, bester Dokumentarfilm wurde „Holding Liat“ von Brandon Kramer. Der Film erzählt von der durch die Hamas entführten Lehrerin Liat Beinin Atzili und ihrer Familie.

Und auch wenn Moder im Hauptwettbewerb keine Auszeichnung abholen durfte, so gab es dennoch Grund zur Freude für das rot-weiß-rote Filmschaffen, das bei der Jubiläumsausgabe der Berlinale stark vertreten war. Die junge österreichische Autorin Marie Luise Lehner („Im Blick“) erhielt für ihr Regiedebüt „Wenn du Angst hast nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst“, das im Forum zu sehen war, zwei Auszeichnungen von unabhängigen Jurys. Im Rahmen der Teddy Awards erhielt sie den Jury-Preis, zudem gab es den CICAE Art Cinema Award für das Werk über ein zwölfjähriges Mädchen in Wien, das mit ihrer gehörlosen Mutter in einer kleinen Wohnung in einem Sozialbau lebt. Der Coming-of-Age-Film überzeugt als gesellschaftspolitisches Statement, das ohne Drama auskommt.

Festivalleiterin Tricia Tuttle zog ein positives Resümee ihrer ersten Ausgabe und hob allen voran den Publikumszuspruch hervor. 330.000 Tickets wurden über die gesamte Festivallaufzeit verkauft. „Aber es ist nicht nur diese Zahl. Es war faszinierend, die Menschen zu treffen, die nach Berlin gekommen sind.“ Sie sei begeistert, „dass unser Publikum tatsächlich auch mutig ist. Das Kino ist mutig und abenteuerlustig.“ Moderatorin Désirée Nosbusch erinnerte eingangs auch an das Opfer des mutmaßlich antisemitisch motivierten Angriffs am Berliner Holocaust-Mahnmal Freitagabend. „Alles Gute für denjenigen, der am Holocaust-Memorial hier in Berlin vor Kurzem attackiert, angegriffen wurde“, sagte Nosbusch.

(S E R V I C E – )