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news/APA/Sonntag, 16.02.25, 19:22:37

Attentat in Villach laut Karner islamistischer Anschlag

Die Messer-Attacke in Villach Samstag Nachmittag war ein islamistisch motivierter Terror-Anschlag. Das gab Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Sonntagvormittag bei einer Pressekonferenz in der Kärntner Stadt bekannt. Der Täter, ein Asylberechtigter aus Syrien, hatte sich innerhalb kurzer Zeit über das Internet radikalisiert. Ein 14-Jähriger starb bei dem Anschlag, drei Personen werden aktuell intensivmedizinisch betreut.
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Der 23-jährige Tatverdächtige habe nach seiner Festnahme bei einer ersten Einvernahme erklärt, im Namen der radikalislamistischen Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) gehandelt zu haben, hieß es aus dem Sicherheitsapparat gegenüber der APA. Bei einer inzwischen erfolgten Hausdurchsuchung an der Adresse des Mannes wurden IS-Flaggen sichergestellt. Der Mann dürfte sich innerhalb weniger Wochen auf TikTok radikalisiert haben, er dürfte Anhänger eines radikalislamistischen Influencers gewesen sein.

Innenminister Karner nahm dies zum Anlass, eine rechtliche Weiterentwicklung zu fordern. Der Staatsschutz müsse die nötigen Möglichkeiten bekommen, um einzuschreiten. Die ÖVP fordert schon seit langem dringend die Einführung einer Messenger-Überwachung. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, der mit Karner vor die Presse trat, zeigte sich entsprechenden Überlegungen gegenüber offen.

Als Sofortmaßnahme kündigte der Innenminister eine „anlasslose Massenüberprüfung“ in vielen Bereichen an. Darunter fielen „bestimmte Zielgruppen“ wie Asylberechtigte mit syrischem und afghanischem Hintergrund. Dies dürfte eine schwierige Aufgabe werden. Alleine in den vergangenen fünf Jahren erhielten mehr als 81.000 Menschen aus diesen beiden Ländern Asyl oder subsidiären Schutz, wie ein Blick in die Asylstatistik zeigt.

Der Täter kam laut Innenministerium im Jahr 2020 nach Österreich. Ihm wurde Asyl gewährt. Dass der Verdächtige noch einen aufrechten Asylstatus hatte, liege an der weiterhin unüberschaubaren Lage in Syrien. Nach dem Sturz des Assad-Regime im Dezember 2024 wurden zahlreiche Aberkennungsverfahren eingeleitet. „Allerdings ist die Lage in Syrien noch nicht abschließend geklärt“, so das Ministerium. Daher könne das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) vorerst keine endgültigen Entscheidungen, wie etwa die Aberkennung des Schutzstatus, treffen. Im konkreten Fall ist die Lage aber eindeutig: „Der betroffene Syrer hat eine schwere Straftat begangen – einen Mord sowie mehrere Mordversuche. Sein Schutzstatus wird ihm daher selbstverständlich entzogen. Bevor jedoch eine Abschiebung erfolgen kann, muss er zunächst seine Haftstrafe verbüßen“, so das Innenministerium.

Der Mann hatte am Samstagnachmittag offenbar wahllos auf Menschen im Zentrum von Villach eingestochen. Er verwendete dabei ein Messer mit einer zehn Zentimeter langen Klinge. Gestoppt wurde er von einem Landsmann. Der Essensauslieferer hatte den Täter angefahren und damit gestoppt. „Das zeigt, wie eng das Gute und das Böse, auch bei der selben Staatsangehörigkeit, beieinander liegen“, betonte Landeshauptmann Kaiser.

Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß betonte erneut, dass es vom ersten Notruf bis zur Festnahme des Täters durch zwei Streifenpolizistinnen sieben Minuten gedauert hatte. Bei der Festnahme mussten die Beamtinnen auch Körperkraft einsetzen. Auf Nachfrage, ob sich der Täter erschießen lassen wollte, meinte sie, laut erstem Ermittlungsstand hätte er wohl auch eine Erschießung in Kauf genommen.

Der Terrorismusexperte Peter R. Neumann vom King’s College in London klassifiziert den Anschlag als Teil einer jihadistischen Welle, „die sich seit Monaten angekündigt hat“. Die Täter repräsentierten einen „neuen Typus“. Bei der Radikalisierung stehe das Internet im Mittelpunkt.

Aus Niederösterreich wurde am Sonntag bekannt, dass alleine dort gegen 25 bis 50 Personen wegen Verdachts auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt werde. Der Leiter des Landesamts Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE), Roland Scherscher, sagte, dass es sich dabei vornehmlich um den IS handle.

Die Messer-Attacke löste in ganz Österreich Betroffenheit aus. Die Islamische Glaubensgemeinschaft sprach von perfidem Vorgehen und einer abscheulichen Tat. „Diese Gewalttaten, die unter missbräuchlicher Berufung auf den Islam begangen werden, haben mit den wahren Werten unseres Glaubens nichts gemein“, betonte IGGÖ-Präsident Ümit Vural. Der Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz und der evangelische Superintendent Manfred Sauer riefen bei allem Entsetzen zur Besonnenheit auf.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprach von einer entsetzlichen Tat: „Kein Wort kann das Leid, den Schrecken, die Angst ungeschehen machen.“ Regierungschef Alexander Schallenberg (ÖVP) zeigte sich „tief erschüttert“. Hass, Intoleranz und Extremismus hätten in einer offenen, pluralistischen Gesellschaft keinen Platz.

Grünen-Bundessprecher Werner Kogler meinte, der Täter müsse „mit der vollen Härte des Gesetzes“ zur Rechenschaft gezogen werden. Dies ist für FPÖ-Chef Herbert Kickl ohnehin eine Selbstverständlichkeit. Der FPÖ-Chef fordert einmal mehr eine „Festung Österreich“, um den „Schutz der eigenen Bevölkerung“ umzusetzen. Dafür müsse aber das Innenministerium freiheitlich geführt werden.

Extremismus und Irrsinn dürfe „kein Millimeter Platz“ gegeben werden, erklärte wiederum NEOS-Obfrau Beate Meinl-Reisinger: „Als Politik und Gesellschaft ist es unsere Aufgabe, für ein gutes Miteinander zu sorgen und die Sicherheit aller zu gewährleisten.“

Vonseiten der Stadt Villach wurde am Sonntag eine Trauerwoche ausgerufen und eine Gedenkveranstaltung angekündigt. Der genaue Zeitpunkt dafür stand noch nicht fest. Die Stadt selbst hat ihre eigenen Veranstaltungen in der kommenden Woche abgesagt und bat alle Organisatoren in der Stadt, es ebenso zu halten. An der Stadtbrücke wurde ein Gedenkplatz eingerichtet, an dem Kerzen und Blumen abgestellt werden können, teilte die Pressestelle der Stadt mit.

Ab Montag, 8.00 Uhr, können sich Anteilnehmende auch in das Trauerbuch der Stadt eintragen. Die Möglichkeit besteht auch online unter . Für die Mitschülerinnen und Mitschüler der Opfer werden in den Bildungseinrichtungen Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes vor Ort sein und bei Bedarf unterstützen, das Geschehene aufzuarbeiten.