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news/APA/Donnerstag, 30.01.25, 14:48:50

Acht Geiseln im Gazastreifen freigelassen

Im Zuge des Waffenruheabkommens zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas haben islamistische Kämpfer im Gazastreifen acht weitere Geiseln freigelassen. Bei der Übergabe des 80-jährigen Gadi Moses und der 29-jährigen Arbel Yehud an das Rote Kreuz in Khan Younis kam es am Donnerstag allerdings zu chaotischen und bedrohlichen Szenen. Israel setzte daraufhin die für Donnerstag geplante Freilassung palästinensischer Gefangener "bis auf Weiteres" aus.
APA/APA/AFP/EYAD BABA

Die insgesamt drei Israelis und fünf Thailänder wurden nach mehr als 15-monatiger Gefangenschaft bei zwei Übergabe-Aktionen in Jabaliya im Norden und in Khan Younis im Süden des Palästinenser-Gebiets an das Internationale Rote Kreuz übergeben und anschließend von israelischen Spezialeinheiten nach Israel gebracht.

Die Übergabe der deutsch-israelischen Geiseln Moses und Yehud am Mittag verzögerte sich um eineinhalb Stunden und verlief chaotisch. Von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete und vermummte Kämpfer der militanten Palästinenser-Organisation Islamischer Jihad schoben die Geiseln durch eine schreiende und bedrohlich drängelnde Menschenmenge zu den Rot-Kreuz-Fahrzeugen. Der 80-jährige Moses wurde hin und her geschubst, Yehud wirkte stark verängstigt. Fernsehkommentatoren sprachen von einer „Via Dolorosa“.

Kurz darauf ordnete die israelische Regierung an, die für Donnerstag geplante Freilassung palästinensischer Gefangener bis auf Weiteres auszusetzen. Dies gelte, bis die „Freilassung unserer Geiseln in aller Sicherheit während der nächsten Runden garantiert ist“, teilte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanyahu nach dem Chaos bei der Geiselübergabe mit. Ursprünglich war geplant, dass im Gegenzug für die acht Geiseln 110 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen, darunter 30 Minderjährige.

Netanyahu sprach von „schockierenden Szenen“, die ein „weiterer Beweis für die unvorstellbare Grausamkeit“ der Islamisten seien. Er rief die Staaten, die das Waffenruhe-Abkommen zwischen Israel und der Hamas vermittelt haben, dazu auf, dafür zu sorgen, dass sich derartige Szenen nicht wiederholen und die Sicherheit der Geiseln gewährleistet wird. Der israelische Präsident Yitzhak Herzog sprach von „Szenen der Misshandlung und des Terrors“. Dennoch rühre die Rückkehr der insgesamt acht Geiseln aus der Gefangenschaft zu Tränen, so Herzog.

Die Soldatin Agam Berger war in der Früh von Hamas-Kämpfern in Jabaliya im Norden des Gazastreifens durch die Menge auf eine Bühne geführt und aufgefordert worden, den schreienden Menschen zuzuwinken, was sie zögernd tat, während sie von einem Hamas-Kämpfer gefilmt wurde. Ihre Geiselnehmer übergaben der 20-jährigen eine Tasche mit „Souvenirs“ und eine goldgerahmte Freilassungs-„Urkunde“. Die Freilassung der übrigen sieben Geiseln fand später in Khan Younis vor den Überresten des Hauses statt, in dem der im Oktober vergangenen Jahres von israelischen Soldaten getötete Hamas-Militärchef Yahya al-Sinwar aufgewachsen war.

Die Geiseln seien mittlerweile auf dem Weg zu einem israelischen Militärlager im Süden Israels, hieß es unterdessen. Die Israelis sollten dort ihre Familien treffen. Die Thailänder werden dort von thailändischen Regierungsbeamten empfangen, wie Israels Armee mitteilte. Im Gegenzug für den Austausch sollten insgesamt 110 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.

Am Samstag war eine weitere Geiselfreilassung geplant. Dann sollen laut israelischen Regierungsangaben drei Männer freikommen. Sieben weibliche Geiseln waren an den vergangenen beiden Wochenenden freigelassen worden und nach Israel zurückgekehrt. Auf dem „Platz der Geiseln“ in Tel Aviv feierten unterdessen zahlreiche Menschen begeistert und schwenkten israelische Flaggen. Der US-Sonderbotschafter für den Nahen Osten, Steve Witkoff, traf in Tel Aviv Angehörige der Geiseln.

Das am 19. Jänner in Kraft getretene Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen sieht vor, dass in einer ersten Phase innerhalb von sechs Wochen 33 israelische Geiseln im Austausch für 1.904 palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Drei Zivilistinnen und vier Soldatinnen kamen im Rahmen der Vereinbarung bereits frei. Weitere Geiseln sollen am Samstag freigelassen werden. Auf der Liste der verbleibenden Geiseln, die ebenfalls freigelassen werden sollen, ist auch der österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger Tal Shoham.