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news/APA/Donnerstag, 06.03.25, 15:17:05

2024 deutlich mehr FSME-Infizierte im Krankenhaus

Im vergangenen Jahr mussten deutlich mehr Menschen mit einer Infektion mit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) im Krankenhaus behandelt werden. 2023 waren es noch 104, 2024 bereits 158 Hospitalisierte, machte der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller aufmerksam. Deutlich mehr Spitalsbehandlungen nach einem Zeckenbiss gab es in den Pandemiejahren 2022 und 2020, zeigt die aktuelle Virusepidemiologische Information (VEI) vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien.
APA/APA/THEMENBILD/FRANK RUMPENHORST

2022 waren es 179 und im ersten Pandemiejahr 2020 sogar 216 FSME-Fälle, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. In den Jahren vor 2017 lagen die Fallzahlen aufgrund der hohen Durchimpfungsrate deutlich darunter. Im vergangenen Jahr habe es laut dem Verband der Impfstoffhersteller wieder viele potenziell vermeidbare, schwere FSME-Fälle gegeben, vor allem bei Personen über 50 Jahre. Auch einige Kinder sind – entgegen der Annahme vieler, dass Kinder keine schweren Verläufe haben – so schwer erkrankt, dass sie hospitalisiert werden mussten. „Alles in allem eine mittelschwere Bilanz, die vermutlich besser hätte ausfallen können“, bilanzierte der Verband und appellierte an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Die jährliche Aufklärungskampagne sowie die FSME-Impfaktion haben bereits gestartet.

Insgesamt befindet sich die Anzahl der gemeldeten Erkrankungen innerhalb der üblichen jährlichen Schwankungen der vergangenen Jahre. Ein ähnliches Auf und Ab zeigt sich auch in den Nachbarländern Deutschland und der Schweiz. Zu erklären sei dies laut Verband durch verschiedene sozioökonomische, klimatische oder ökologische Ursachen.

„Wie hoch die Infektionszahlen wirklich sind, ist nur schwer abschätzbar“, erläutert Rainer Gattringer, Ärztlicher Leiter und Primar am Institut für Hygiene und Mikrobiologie am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Wahrscheinlich gibt es wesentlich mehr FSME-Erkrankungen als diese Zahlen glauben lassen. Sie verlaufen aber glücklicherweise glimpflicher und werden meist gar nicht als solche erkannt. Für die Betroffenen fühlen sie sich oft eher wie eine Grippe an.“

Wie schon in den vergangenen Jahren ist Oberösterreich wieder Spitzenreiter bei den FSME-Fallzahlen. Mit 49 hospitalisierten Patientinnen bzw. Patienten führt das Bundesland die Rangliste vor der Steiermark mit 22 und Salzburg mit 19 Fällen an. Die Steiermark ist damit im Ranking im Vergleich zu den Jahren davor nach vorne gerückt.

Die meisten Erkrankungen gab es wie bisher in den warmen Sommermonaten. Ungewöhnlich war allerdings, dass der Höhepunkt der Erkrankungen schon im Juni mit 48 Fällen stattfand. Die erste FSME-Erkrankung wurde im März registriert, die letzte im Dezember. „FSME entwickelt sich also mehr und mehr zur Ganzjahreserkrankung“, betonte Gattringer. „Jahreszeitlich auf der sicheren Seite ist man also praktisch nie. Das gilt übrigens auch für den Ort, an dem man sich befindet. Ganz Österreich gilt als Endemiegebiet, die Hotspots ändern sich laufend.“

Wie schon in früheren Jahren war ein Großteil der betroffenen Personen über 50 Jahre alt (64 Prozent). „Wir werden auch immunologisch älter und die Funktion des Immunsystems lässt nach. Umso wichtiger ist es, sich mit zunehmendem Alter impfen zu lassen.“ Von den insgesamt 158 Erkrankungsfällen waren allerdings auch 21 Kinder. „Das beweist, dass man die Gefahr, die von FSME ausgeht, selbst bei Kindern nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte“, so Gattringer. 2024 war der jüngste Patient zwei Jahre alt, der älteste 86.

Von einem Großteil der dokumentierten FSME-Patienten kennt man den Schweregrad der Erkrankung. Dabei zeigt sich, wie schon in den vergangenen Jahren, dass mehr als die Hälfte der Betroffenen (53 Prozent) schwer erkrankt. Diese Patientinnen und Patienten weisen neurologische Symptome wie Hirnhautentzündung, Rückenmarksentzündung oder Nervenwurzelentzündungen auf. „Im schlimmsten Fall erholen sie sich nie mehr vollständig“, so Gattringer. Glücklicherweise wurde – wie schon 2023 – im Jahr 2024 kein Todesfall verzeichnet.

In den meisten Fällen können FSME-Erkrankungen durch regelmäßig aufgefrischte Impfungen vermieden werden. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Teilimpfungen, von denen die erste idealerweise noch in der kalten Jahreszeit durchgeführt werden sollte. Die erste Auffrischungsimpfung ist nach drei Jahren notwendig, danach muss nur noch alle fünf Jahre geimpft werden, sofern man das 60. Lebensjahr noch nicht erreicht hat. Über 60-Jährige benötigen wieder alle drei Jahre eine Auffrischung.