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news/APA/Mittwoch, 24.04.24, 12:39:45

2 Mrd. Euro Forderungen gegen Benko, 47 Millionen anerkannt

Im Konkursverfahren über das Vermögen des Signa-Gründers René Benko hat Mittwochvormittag die erste Prüfungstagsatzung am Landesgericht Innsbruck stattgefunden. Ein Paukenschlag erfolgte noch vor der nicht öffentlichen Verhandlung: Benko erschien persönlich vor Gericht. Nach der Verhandlung erklärte Masseverwalter Andreas Grabenweger gegenüber Journalisten, dass von 30 Gläubigern rund 2 Mrd. Euro an Forderungen geltend gemacht wurden. 47,3 Mio. Euro davon wurden anerkannt.
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Die restlichen rund 1,95 Mrd. Euro wurden hingegen bestritten. Diese Gläubiger hätten die Möglichkeit in einem separaten Zivilprozess ihre Ansprüche geltend zu machen beziehungsweise einzuklagen, erklärten Grabenweger sowie die beiden Gläubigerschutzverbände KSV1870 und AKV Europa. Der Kreditschutzverband von 1870 sprach allerdings in dem Fall von einem hohen Prozessrisiko im Sinne hoher Gerichtskosten. Denn gehe das separate Verfahren für die Gläubiger verloren, hätten diese die gesamten Kosten des „Feststellungsprozesses“ zu tragen – und zwar sowohl ihre eigenen als auch jene der Insolvenzmasse.

Der Masseverwalter betonte, dass aber noch eine Reihe von Unterlagen nachgereicht werden könnten bzw. nachzureichen seien. Würden diese als ausreichend befunden, könnten entsprechende Forderungen von Gläubigern auch noch nachträglich anerkannt werden. Der überwiegende Teil der angemeldeten und vom Insolvenzverwalter teilweise bestritten gebliebenen Forderungen stamme von Gläubigern der Signa-Gruppe, die nunmehr ihre Forderungen auch gegen Benko persönlich geltend machen, verlauteten die Gläubigervertreter.

Das Konkursverfahren bezog sich auf das Beratungsunternehmen Benkos und sein gesamtes Privatvermögen, auch jenes im Ausland. Ebenjenes Beratungsunternehmen wurde allerdings im Laufe der rund einstündigen Tagsatzung „geschlossen“, wie die Kreditschützer der APA mitteilten.

Das Unternehmen habe in der Vergangenheit Verträge mit verschiedenen Unternehmen der Signa-Gruppe unterhalten. Benko habe dadurch rund 20 bis 30 Mio. Euro jährlich erwirtschaften können. Aufgrund der finanziellen Situation würde all das aber auf Eis liegen, es gebe aktuell keine Aufträge. Daher der Beschluss auf Schließung des Unternehmens.

Benko sei derzeit „unselbstständig“ tätig hieß es. Und zwar sei er bei einer Gesellschaft „aus der Sphäre der Laura-Privatstiftung-Gruppe“ beschäftigt, einer Stiftung benannt nach Benkos Tochter. An Aktiva sollen derzeit noch rund 1,2 Mio. Euro bei Benko vorhanden sein, hieß es gegenüber der APA.

Der Betroffene selbst absolvierte am Mittwoch den ersten öffentlichen Auftritt seit der finanziellen Schieflage der Immobiliengruppe und den Insolvenzen von zahlreichen Signa-Gesellschaften. Der Unternehmer, mit Anzug und Krawatte, gab sich vor den zahlreichen anwesenden Journalisten, Fotografen und Kamerateams schweigsam. Fragen wollte er nicht beantworten, vielmehr eilte er in Begleitung seines Anwaltes in den Gerichtssaal. Nach der Verhandlung eilte er ebenso schnell und ohne Stellungnahme wieder in Richtung Gerichtsausgang.

Benko hätte von Gesetzes wegen eigentlich nicht persönlich zu der Tagsatzung in seiner Heimatstadt erscheinen müssen. Zuletzt war aber davon ausgegangen worden, da er sich für den ebenfalls am Mittwoch stattfindenden parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Wien eben wegen des Gerichtstermins in Innsbruck hatte entschuldigen lassen.