Nicht nur für Privatpersonen wird es immer schwieriger, faktenbasierte Behauptungen auseinanderzuhalten. Auch Medienhäuser und Nachrichtenagenturen müssen sich angesichts vielfältiger Desinformationsstrategien im Netz immer besser wappnen, um Schritt halten zu können. Durch den technischen Fortschritt und wachsende Verbreitungskanäle sehen sich Journalistinnen und Journalisten bei der Verarbeitung von Informationen mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert.
Der APA-Faktencheck soll eine zuverlässige Hilfe bieten, um beim Einschätzen und Bewerten von Informationen den Durchblick zu behalten. Der APA-Faktencheck prüft bestimmte Behauptungen auf unabhängiger Basis. Der jeweilige Verfikationsvorgang wird transparent veröffentlicht.
Die Faktenchecks ermöglichen es Leserinnen und Lesern, sich auch bei komplexen und umstrittenen Themen eine Meinung zu bilden – basierend auf rationalen Zugängen und Fakten. Durch das Aufzeigen objektiver Sachverhalte wird im Idealfall ungerechtfertigten Vorurteilen entgegengewirkt und Manipulationsversuche werden unterbunden. Zudem ist es der APA ein Anliegen, den Leserinnen und Lesern durch die Faktenchecks einen Einblick in Recherchemethoden im digitalen Zeitalter zu geben.
Die Themenauswahl für APA-Faktenchecks
APA-Faktenchecks beschränken sich nicht auf die Behauptungen von Politikern, sondern greifen aktuelle und für die Gesellschaft relevante Themen aus allen Bereichen auf. Bei der Produktion von Faktenchecks wird darauf geachtet, dass Leserinnen und Leser vor allem aus Österreich einen Nutzen davon haben, sie dadurch wichtige Informationen beziehen können oder vor Desinformation geschützt werden.
Relevant für den Faktencheck werden fragwürdige Informationen oder Behauptungen, wenn sie „viral gehen“ und somit ein gesellschaftliches Interesse entsteht bzw. wenn sie auf die Meinungsbildung einer großen Anzahl von Menschen einwirken könnten. Das können Nachrichtenthemen mit großer medialer Aufmerksamkeit sein oder auch Social-Media-Postings mit zahlreichen „Shares“. Es muss sich nicht unbedingt um nationale Themen handeln, auch internationale Themen können sich auf den Meinungsbildungsprozess der österreichischen Bevölkerung niederschlagen.
Eine gewisse Reichweite ist auf jeden Fall nötig, zweifelhafte Behauptungen in geschlossenen Online-Foren oder Postings mit fehlender Interaktion sind in der Regel nicht relevant. Aber natürlich können auch Postings mit wenig Interaktionen relevant werden. Etwa wenn sie von einer öffentlich bekannten Person geteilt werden, oder wenn sich gleich mehrere Postings mit derselben Behauptung finden lassen.
Leserinnen und Leser sowie Kundinnen und Kunden der APA haben die Möglichkeit, das Faktencheck-Team der APA zu kontaktieren. Sie können etwa Themen für Faktenchecks anregen oder Feedback zu bisherigen Faktenchecks geben.
Der Aufbau von APA-Faktenchecks
Meistens beginnt ein APA-Faktencheck mit einer Einleitung. In dieser Einleitung stellen wir Informationen zur Verfügung, sodass verständlich ist, warum wir das vorliegende Thema bzw. die zu überprüfende Information ausgewählt haben. In dieser Einleitung zeigen wir etwa Beispiele von Social-Media-Postings oder Medienberichte auf, die das Thema behandeln. Wir weisen auch auf aktuelle Entwicklungen hin, die dazu beitragen oder beitragen könnten, dass die jeweilige Behauptung eine größere Reichweite bekommt. Nach dieser Einleitung soll besser zu verstehen sein, warum wir einer Behauptung Relevanz beimessen und sie für einen Faktencheck ausgewählt haben.
Der APA-Faktencheck selbst besteht aus drei Teilen:
1) Zu Beginn wird die zu überprüfende Information wiedergegeben. Was wurde von wem behauptet?
Meistens gibt es zu jeder Behauptung ein eindeutige Quelle. In Ausnahmefällen können auch in der Gesellschaft weit verbreitete Annahmen oder Befürchtungen geprüft werden, die keine eindeutige Quelle haben, aber dennoch die Kriterien der Relevanz und Aktualität erfüllen.
(Anmerkung: Im Juni 2021 wurde der Abschnitt „zu überprüfende Information“, in dem die Falschbehauptung direkt wiedergegeben wurde, aus den APA-Faktenchecks entfernt. Dies erfolgte, damit falsche Behauptungen nicht noch einmal wiederholt werden und dadurch möglicherweise im Gedächtnis bleiben. In der Einleitung wird stattdessen meistens kurz paraphrasiert, welche Behauptungen im Raum stehen.)
2) Danach wird die Einschätzung der Information anhand des abgeschlossenen Verifizierungsprozesses vorweggenommen. Was ist richtig, was ist falsch oder was lässt sich generell über die Behauptung sagen?
Die Erkenntnisse aus dem Faktencheck der APA sollen den Leserinnen und Lesern bei der Bewertung der fragwürdigen Behauptung helfen. Im Falle von „Fake News“ im Sinne von in Fälschungsabsicht verbreiteten Behauptungen soll die Einschätzung des Faktencheck-Teams gleich zu Beginn ein Korrektiv darstellen, damit die Desinformation nicht zu lange unwidersprochen bleibt. APA-Faktencheck ist nach einiger Zeit dazu übergegangen, kein Bewertungssystem wie wahr/teilweise wahr/falsch zu verfolgen, da Einschätzungen meistens eine detailliertere Ausführung erfordern und oft keine klare Einteilung möglich ist.
3) Anschließend wird in der Überprüfung transparent offengelegt, welche Verifizierungsschritte und Recherchen zu dem Thema erfolgt sind und auf welche Fakten sich die Einschätzung des Faktencheck-Teams der APA stützt. Wie kommen wir zu unserer Beurteilung?
Nach dem Verifikationsprozess kann im Idealfall festgestellt werden, ob die Informationen eindeutig richtig oder falsch sind. Oftmals führt die Überprüfung allerdings nicht immer zu konkreten oder zweifelsfreien Ergebnissen, sodass derartig absolute Bewertungen oft nicht möglich sind. Es ist sogar das Ziel eines jeden APA-Faktenchecks, einerseits Quellen zu finden, die eine Behauptung untermauern, andererseits auch widersprüchliche Quellen gegenüberzustellen. Wir wollen mit unseren Faktenchecks keine Partei ergreifen und nicht nur eine Seite beleuchten, sondern offenlegen, welche Fakten es gibt und unsere Einschätzung aufgrund dieser recherchierten Belege treffen.
Aus diesem Grund kann in der Einschätzung einer Information nicht immer von richtig oder falsch gesprochen werden. Auch Abstufungen wie überwiegend richtig bzw. überwiegend falsch, nicht einschätzbar oder auch individuelle Bewertungen mehrerer Teile einer Behauptung sind möglich. Auf jeden Fall sollte die Einschätzung eine gute und kompakte Zusammenfassung der Ergebnisse der Überprüfung der Behauptung sein.
Transparenz, Unparteilichkeit und Qualitätssicherung
Transparenz hat bei den APA-Faktenchecks einen sehr hohen Stellenwert. Die Mitglieder des Faktencheck-Teams versuchen, ihre Arbeit so nachvollziehbar wie möglich darzustellen und wichtige Links für die Recherche mitzuliefern. Alle Leserinnen und Leser sollen mithilfe der bereitgestellten Informationen selbstständig die Schritte der Verifikation nachverfolgen können.
Die Auswahl für Faktenchecks kann in allen Themengebieten und in allen für die Gesellschaft relevanten Lebensbereichen erfolgen. Insbesondere bei politischen Faktenchecks wird darauf geachtet, bei Behauptungen verschiedener Parteien dieselben Maßstäbe anzusetzen und objektiv vorzugehen. Die APA erfüllt ihre Aufgaben unabhängig von Staat, Regierung und Parteien nach den Geboten von Zuverlässigkeit, Schnelligkeit und Ausgewogenheit und unter Vermeidung jeglicher Einseitigkeit und Parteinahme. Unter Berücksichtigung dieser Vorgaben wählt das Faktencheck-Team die zu überprüfenden Themen aus und führt den Faktencheck durch .
Bei politischen Themen wird bei der Auswahl von Behauptungen beachtet, dass eine Häufung von Faktenchecks zu einzelnen Politikerinnen oder Politikern oder zu einzelnen Parteien vermieden wird. Sollte ein politischer Akteur in der jüngsten Vergangenheit überproportional oft von APA-Faktencheck überprüft worden sein, könnten zuerst Claims von anderen Personen oder Parteien vorgezogen werden, um eine tendenziöse Gesamtauswahl zu verhindern – unter Berücksichtigung der Kriterien Relevanz, Themenlage und Aktualität. Es ist hierbei zu beachten, dass sich das Vorkommen von Desinformationen und relevanten Behauptungen in gewissen Situationen nicht gleichmäßig auf alle Parteien und/oder Politikerinnen und Politiker verteilt.
Außerdem ist es ein Ziel bei der Überprüfung von Behauptungen, die Quellen hinter einer Information zu kontaktieren. Dies ist oftmals sehr schwierig oder problematisch, wenn es um die Überprüfung von Social Media-Postings geht. Jedoch versucht APA-Faktencheck vor allem bei der Überprüfung von politischen Aussagen, mit der jeweiligen Politikerin/dem jeweiligen Politiker oder seinen Sprecherinnen und Sprechern in Kontakt zu treten und ihr/ihm die Gelegenheit zu geben, Stellung zu beziehen. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass zwar immer versucht wird, die Identität von Personen, die Informationen liefern, offenzulegen, dies in manchen Fällen aber eventuell nicht getan wird. Etwa wenn Falschinformationen von kleinen privaten Social Media-Usern geteilt werden, denen durch eine Nennung eine überproportionales Maß an Aufmerksamkeit und somit auch mögliche Risiken zugeführt würden. Hier werden nur die Postings verlinkt, ohne sie im Text zu erwähnen. Anders passiert es mit Quellen von Informationen im Faktenteil, da hier den Lesenden immer klar sein sollte, wer sich in welcher Form geäußert hat. APA-Faktencheck behält sich vor, die Identität von Quellen aus Sicherheitsgründen nicht zu offenbaren, dies kann allerdings nur passieren, wenn genügend andere rückverfolgbare Quellen eine Information untermauern oder wenn eine Person darum bittet, weil sie etwa eine Sprecherfunktion hat und die namentliche Nennung für das Wissen um die Position des Unternehmens keinen bedeutenden Mehrwert bieten würde gegenüber möglichen Risiken für die Person.
Sollte eine Quelle nicht eindeutig vom Faktencheck-Team selbst interpretiert werden können, werden meistens Expertinnen und Experten kontaktiert. Das Team investiert hier immer auch Zeit in Recherche über die Person und ob es sich um geeignete Ansprechspartnerinnen und Ansprechspartner handelt. Oft wird dabei überprüft, in welchem Forschungsgebiet die Personen in der Vergangenheit tätig waren oder welche Erfahrung sie mitbringen. Auch wird darauf Rücksicht genommen, ob eine Person oder Organisation aufgrund ihrer Tätigkeit in der Vergangenheit möglicherweise gebiased ist. In diesem Fall werden entweder Alternativen gesucht oder der mögliche Bias hervorgehoben, wenn es als notwendig angesehen wird. Dieselbe Sorgfalt wird auch angewandt, wenn es um Sekundärquellen geht, bei denen eine mögliche Verzerrung erfolgen oder ein Bias vorhanden sein könnte. Primärquellen werden wenn möglich immer gegenüber Sekundärquellen bevorzugt verwendet. Vor der Verwendung von Informationen aus Sekundärquellen werden diese überprüft.
Faktenchecks entstehen wie alle Texte der APA unter Wahrung des Vier-Augen-Prinzips und werden von jeweils mindestens zwei Personen bearbeitet, bevor sie veröffentlicht werden. Das bedeutet, dass der Text nach seiner Fertigstellung durch einen oder mehrere Autoren auch immer noch durch eine zusätzliche Prüfung geht. Hauptsächlich sind dafür die Mitglieder des APA-Faktencheck-Teams zuständig. Aber auch andere Kolleginnen und Kollegen der APA-Redaktion können bei einem Faktencheck mitwirken. Sie sind durch die laufende interne Fortbildung auch bestens mit den Verification-Tools vertraut und verrichten in ihrer täglichen Arbeit vergleichbare Aufgaben. Sorgfältige Recherche und die Überprüfung von Fakten sind unumgängliche Bestandteile und grundlegende Komponenten der journalistischen Tätigkeit.