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blog / Mittwoch 30.09.20

APA Check Avatar Gemälde sagte Corona-Pandemie nicht voraus

Immer wieder werden Gemälde aus vergangenen Jahren, die angeblich Corona-spezifische Elemente enthalten, als Beleg dafür genommen, dass die Corona-Pandemie geplant war. So etwa bei einem Wandgemälde, das oft geteilten Facebook-Postings (Beispiel 1Beispiel 2) zufolge am Flughafen in Denver, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Colorado, hängt und 1994 gemalt wurde. „Sag mir, das ist nicht seltsam. Wie weit planen sie dieses Zeug im Voraus?“, heißt es in den Beiträgen.

Das Bild zeigt Kinder unterschiedlicher Nationalitäten, welche alle Masken tragen. Auf den Masken sind verschiedene Länderflaggen zu sehen.

Zu überprüfende Information: Dieses Bild hängt am Flughafen in Denver und wurde 1994 gemalt. Es steht in Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie.

Einschätzung: Das Gemälde hängt nicht am Flughafen Denver und wurde nicht im Jahr 1994, sondern im Februar 2020 gemalt. Es bezieht sich tatsächlich auf die Corona-Pandemie. Am Flughafen hängt ein ähnliches Bild des Künstlers Leo Tanguma, welches nichts mit Corona zu tun hat.

Überprüfung: Das Gemälde stammt vermutlich vom philippinischen Künstler CJ Trinidad, welches er nach eigenen Angaben im Februar 2020 für einen Kunst-Wettbewerb zu malen begann. Am 25. Februar 2020 postet er das Bild, das den Namen „Maskcommunication“ trägt, auf Facebook. Am 18. März 2020 postete er das Bild auch auf seinem Instagram-Kanal.

Das bestätigt auch ein philippinischer Artikel in dem Online-Portal „Central Luzon Press Time“ vom 4. März 2020. Dem Artikel zufolge stammt der Künstler, dessen vollständiger Name Christian Joy Trinidad ist, aus der philippinischen Provinz Bulacan und malte das Bild, um Bewusstsein für Covid-19 zu schaffen und die Bedeutung von Kommunikation in der Bekämpfung der Coronakrise hervorzuheben. Den Kunst-Wettbewerb in Tarlac City habe er zwar nicht gewonnen, das Gemälde erreichte aber trotzdem eine große Öffentlichkeit. Auf Facebook wurde es über 6.000 Mal geteilt, auf Instagram erhielt es 250 Gefällt mir-Angaben.

Auf Instagram machten mehrere User den Künstler unter dem geposteten Bild auf die kursierende Theorie, das Bild sei schon viel früher entstanden und hänge am Denver Flughafen, aufmerksam. Auf die Frage, wann das Bild letztlich entstanden sei, antwortete der Künstler in einem Kommentar: „Ich begann es (Anm. das Bild) letzten Februar für einen Kunst-Wettbewerb zu malen. (…) Wie gibt’s das, dass jemand das Bild nun für sich beansprucht? Das ist kein guter Witz“.

Bild: APA (Instagram)

Der Flughafen Denver legt offenbar viel Wert auf Kunst, so gibt es etwa auf dessen Website flydenver.com eine Auflistung aller Kunstwerke, die am Flughafen ausgestellt sind. Das Bild von Trinidad ist nicht darunter, dafür aber ein ähnlich buntes Gemälde, das ebenfalls viele Kinder zeigt. Das Kunstwerk heißt “Children of the World Dream of Peace” und stammt vom Künstler Leo Tanguma, wie auch die Website denverpublicart.org informiert.

Dieses Bild ist wirklich aus dem Jahr 1994, hat aber nichts mit Corona zu tun. Laut der Beschreibung auf der Website bringe das Gemälde den Wunsch des Künstlers zum Ausdruck, die Gewalt in der Gesellschaft abzuschaffen: „Ein Teil des Kunstwerks zeigt die Tragik und Verwüstung des Krieges und seine Auswirkungen auf die Menschheit. Ein anderer Teil zeigt lächelnde Kinder, die traditionelle Kleidung aus aller Welt tragen und den Frieden feiern, der über den Krieg siegt“. Derzeit befände sich das Bild aufgrund von Bauarbeiten in einem Zwischenlager, Ende 2021 würde es aber wieder auf dem Flughafen zu sehen sein.

Keines der beiden Kunstwerke sagte also die Corona-Pandemie voraus oder kann gar als Beleg dafür dienen, dass sie geplant war. Das Gemälde, das sich auf Corona bezog, entstand, als das Virus in einigen Teilen der Erde bereits ausgebrochen war. Zu dem Thema gibt es bereits einen Faktencheck von „Mimikama“.

 

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Valerie Schmid/Florian Schmidt