apa.at
blog / Freitag 21.04.23

APA Check Avatar Fake-Angebote immer schwerer zu erkennen

APA/dpa/Symbolbild

Angebliche Gewinnspiele haben in sozialen Medien gerade eine Hochphase. Normalerweise sind diese Maschen eher kein Thema für einen APA-Faktencheck. Das Faktencheck-Team beobachtet allerdings gerade eine Verschärfung beim Vorgehen einiger Akteure, weshalb mehrere Menschen als bisher Opfer werden könnten. Auch die große Reichweite der aktuellen Fakes (1,2,3,4,5) legt eine gesellschaftliche Relevanz nahe. APA-Faktencheck zeigt, worauf bei betrügerischen Angeboten zu achten ist.

Einschätzung: Aktuelle Fake-Gewinnspiele und vermeintliche Angebote arbeiten immer mehr mit authentisch gefakten Webseiten und Bildern. User sollten sich die Anbieter genau ansehen und auf verschiedene Kriterien achten.

Überprüfung: Fake-Gewinnspiele und gefälschte Angebote sind an sich nichts Neues. Sie geistern seit Jahren in sozialen Netzwerken herum und schaffen es immer wieder, einige User zur Herausgabe von persönlichen Daten oder zum Abschluss kostenpflichtiger Abos zu bringen (6). Für gewöhnlich sind sie jedoch schnell zu entlarven und erzielen wenig Reichweite, weshalb sie kaum relevant sind.

Worauf zu achten ist
User können auf folgende Auffälligkeiten achten: Wurde ein Social-Media-Account erst am Tag des Gewinnspiels oder nur wenige Tage davor erstellt? Befinden sich abseits des lockenden Angebots lediglich wenige andere Postings in der Timeline? Das könnte dafür sprechen, dass es sich nicht um den offiziellen Auftritt des Unternehmens handelt.

Man sollte vorsichtshalber selbst suchen, welche Accounts die tatsächlichen Unternehmen führen. Meistens sind sie über Verifiziert-Häkchen neben dem Accountnamen zu erkennen und werden oft auch auf der Unternehmens-Webseite verlinkt.
Außerdem sind Unternehmen dazu verpflichtet, bei Online-Präsenzen ein Impressum anzugeben. Dies ist etwa im Unternehmensgesetzbuch (7) festgelegt, wonach ins Firmenbuch eingetragene Unternehmer sowie inländische Zweigniederlassungen eines ausländischen Unternehmens etwa Firmenbuchnummer, Rechtsform und Sitz auf ihren Webseiten angeben müssen. Die Gewerbeordnung (8) verpflichtet Gewerbetreibende ohne Firmenbuch-Eintrag, Namen und Standort auf ihren Websites offenzulegen.

Die Impressumspflicht ist auch im Mediengesetz (9) geregelt. Eine Informationspflicht wurde auch im E-Commerce-Gesetz (10) verankert, wodurch Dienstanbieter Informationen wie Name und Adresse den Nutzern stets leicht und unmittelbar zur Verfügung stellen müssen.

Neue Erscheinungsformen gefälschter Angebote
Oftmals leiten dubiose Angebote oder Profile auf mit wenig Mühe gefälschte Unternehmensseiten weiter, in vielen Fällen werden dafür Google-Seiten verwendet (11). Diese billigen Fälschungen scheinen in letzter Zeit vermehrt durch authentisch wirkende Unternehmensseiten ersetzt zu werden. Aktuelle Angebote (1,2,3,4,5) verweisen auf professionell erscheinende internationale Unternehmens-Webseiten.

In manchen Fällen scheint ein Aufruf der Seite aus dem Inland zu einem gefakten Gewinnspiel für Österreich zu führen (12). Doch Archivierungen oder Abrufe aus dem Ausland zeigen ein anderes Erscheinungsbild, nämlich eine normale Unterseite des vermeintlichen Unternehmens (13).

Die Trickserei ist hier jedoch noch nicht zu Ende. Tatsächlich handelt es sich zwar um echte Abbildungen von Unternehmens-Webseiten, jedoch unter einer falschen Domain. Hier wurden nämlich für alle angeführten Webseiten (14,15,16,17,18) einfach Kopien der offiziellen Internetpräsenzen angefertigt (19,20,21,22,23).

Die Gewinnspiel-Seiten selbst führen meistens zu Teilnahmeformularen. Dabei kann aus einer versprochenen Kaffeemaschine um wenige Euro ein teures Abonnement (24) werden, etwa für angebliche Web-Programmierkurse.
Eine andere Gefahr für User lauert in Bildfälschungen. Bei den obigen Angeboten wurden existierende Bilder (25) so gefälscht, dass sie sehr realistisch wirken und zur Erzählung des Angebots passen (26).

Die Verbreitung von manipulierten Bildern nimmt auch bei bereits bekannten Maschen zu, etwa wenn Prominente angeblich für gewisse Produkte, etwa Kryptowährung, Werbung machen. Hier konnten zuletzt vermehrt manipulierte Bilder beobachtet werden (27,28,29).

Links
(1) Fake-Angebot auf Facebook: http://go.apa.at/2iyev3PK (archiviert: https://archive.is/7jw59)
(2) Fake-Angebot auf Facebook: http://go.apa.at/VwtXeOjg (archiviert: https://archive.is/KObIS)
(3) Fake-Angebot auf Facebook: http://go.apa.at/zraACPTh (archiviert: https://archive.is/oiQlB)
(4) Fake-Angebot auf Facebook: http://go.apa.at/kR5CHkCk (archiviert: https://archive.is/P1uMl)
(5) Fake-Angebot auf Facebook: http://go.apa.at/EkqsTMN3 (archiviert: https://archive.is/Ab7WH)
(6) Info über Fake-Gewinnspiele auf onlinesicherheit.at: http://go.apa.at/Mg97fYCK (archiviert: http://go.apa.at/4Ruj6E3B)
(7) Unternehmensgesetzbuch: http://go.apa.at/bLPgNilp (archiviert: https://perma.cc/Z45B-5YKG)
(8) Gewerbeordnung: http://go.apa.at/Oz7iX9WU (archiviert: https://perma.cc/JB4R-STGD)
(9) Mediengesetz: http://go.apa.at/fl5BQMIq (archiviert: https://perma.cc/V2D6-93RS)
(10) E-Commerce-Gesetz: http://go.apa.at/bTFso4Ro (archiviert: https://perma.cc/TE4C-UB67)
(11) Gefälschte SPAR-Seite: http://go.apa.at/woFvzgLS (archiviert: https://archive.is/cYLzX)
(12) Gefälschte MediaMarkt-Seite: http://go.apa.at/BDM7eghe (archiviert: https://perma.cc/CS3K-HFR3)
(13) Archivierung des obigen Links: https://archive.ph/g1php
(14) Fake-Unternehmensseite: http://go.apa.at/BDM7eghe (archiviert: https://perma.cc/B7YA-FYQ2)
(15) Fake-Unternehmensseite: http://go.apa.at/LovzT3l4 (archiviert: https://perma.cc/N8HJ-XQNX)
(16) Fake-Unternehmensseite: http://go.apa.at/F6QWEdGI (archiviert: https://perma.cc/F8ET-49L2)
(17) Fake-Unternehmensseite: http://go.apa.at/98FhKONb (archiviert: https://perma.cc/5YKP-BT94)
(18) Fake-Unternehmensseite: http://go.apa.at/QexGVL6x (archiviert: https://perma.cc/YF33-V84D)
(19) Original-Unternehmensseite: http://go.apa.at/Za6rGLuG (archiviert: https://perma.cc/5R54-9WJF)
(20) Original-Unternehmensseite: http://go.apa.at/YIH6AMAt (archiviert: https://perma.cc/ERB5-MZ5X)
(21) Original-Unternehmensseite: http://go.apa.at/QABcpJkW (archiviert: https://perma.cc/G4DX-EVX3)
(22) Original-Unternehmensseite: http://go.apa.at/2Of1zWF2 (archiviert: https://perma.cc/CXE6-A7ZN)
(23) Original-Unternehmensseite: http://go.apa.at/QexGVL6x (archiviert: https://perma.cc/33M8-TB35)
(24) Beispiel für Abo-Falle: http://go.apa.at/e3DMGBi8 (archiviert: https://perma.cc/4SX5-WE4V)
(25) Original-Bild: http://go.apa.at/rSzzPjjw (archiviert: https://archive.is/ewDQ8)
(26) Gefälschtes Bild: http://go.apa.at/oBOCWC00 (archiviert: https://archive.is/ewDQ8)
(27) Facebook-Posting von Barbara Karlich: http://go.apa.at/668V5RQj (archiviert: https://archive.is/p2EVN)
(28) Tweet von Armin Wolf: http://go.apa.at/ZXj65zd7 (archiviert: https://archive.is/fS0p7)
(29) Originalbild von Karlich-Foto: http://go.apa.at/WOQrK3O1 (archiviert: https://perma.cc/27YB-WTXZ)

Wenn Sie zum Faktencheck-Team Kontakt aufnehmen oder Faktenchecks zu relevanten Themen anregen möchten, schreiben Sie bitte an faktencheck@apa.at. Die Texte vieler deutschsprachiger Faktencheck-Teams finden Sie auf der Seite des German-Austrian Digital Media Observatory (GADMO) unter: www.gadmo.eu

Florian Schmidt / Stefan Rathmanner