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APA-Value / Donnerstag 27.06.24

APA-Taskforce AI: mission accomplished?

Eine eigene Taskforce innerhalb der APA analysiert seit 2023 Potenziale, Auswirkungen und Grenzen von KI-Anwendungen für den Medien- und Kommunikationsmarkt. APA-Value hat bei Taskforce-Leiterin Verena Krawarik nachgefragt, wie das interdisziplinäre Team von Expertinnen und Experten die jüngsten Entwicklungen bewertet, welche Herausforderungen und Learnings sie sieht und welche Ziele die Taskforce verfolgt.
APA
"Mit dem Konzept der Generative AI Search, die Antworten aus verschiedenen Quellen zusammenfasst, ändert sich viel im Nutzungsverhalten von User:innen. Unternehmen und Behörden sollten sich damit auseinandersetzen, was das für ihr Angebot und ihren Webauftritt heißt."

Verena Krawarik

Leitung Innovationsmanagement & APA-Taskforce AI

APA-Value: Was war der ursprüngliche Auftrag der APA-Taskforce AI, und wie hat sich dieser rückblickend entwickelt?

Verena Krawarik: Die APA-Taskforce AI startete im Februar 2023 mit dem Ziel, an strategisch wichtigen Punkten schnell Fahrt aufnehmen zu können. Die zentralen Aufgaben der Taskforce waren und sind, die APA-Strategie ‚Trusted AI‘ weiterzuentwickeln, Innovationspotenziale sowie das Produktportfolio zu schärfen und durch ein Weiterbildungsprogram die AI Literacy von Mitarbeiter:innen zu stärken.

Wir sind dann sehr schnell in verschiedene Workstreams gestartet und haben unter anderem erkannt, dass wir auch unsere AI Guidelines, die wir erst knapp ein Jahr davor erstellt hatten, um den Bereich der generativen AI updaten müssen. Für unsere AI-Produkt-Suite im Bereich Text, Bild und Sprache hatten wir damals schon viele kleine Bausteine, die wir relativ rasch zu einem Ganzen zusammengefügt haben. Aufgrund unserer Investitionen in Forschung und Entwicklung konnten wir auch neue Felder erschließen, die KI-Modelle rund um unseren Contentschatz heben. Was relativ schnell kam, waren zahlreiche Auftritte auf Kongressen und nationalen Podien, die wir allesamt besetzen konnten, weil wir dafür innerhalb der Taskforce ausreichend Expert:innen an der Hand hatten.

APA-Value: Mit welchen Themen hat sich die Taskforce im vergangenen Jahr besonders intensiv beschäftigt?

Im Bildbereich ist der Launch unserer KI-gestützten Bildmanagement-Software APA-PIX hervorzuheben, in die wir unsere selbst entwickelte Bild-KI integriert haben. APA-PIX bietet dadurch im Zuge des Bildimports eine teil-automatisierte Zusatz-Beschlagwortung, im Falle von Personen öffentlichen Interesses erfolgt diese mittels KI-Gesichtserkennung. Zudem wurden zahlreiche KI-unterstützte Features in den neuen APA-NewsDesk integriert. Dieser bündelt sämtliche Content-Formate der APA-Gruppe auf einer Plattform, der Einsatz von KI-Technologien sorgt dabei unter anderem für stark verbesserte Such- und Rechercheergebnisse. Diese Features sowie der ebenfalls KI-unterstützte APA-Text-Assistant sollten Workflows bei Kommunikator:innen und Journalist:innen erleichtern, was auch bestens gelungen ist.

Unser „Speech-To-Text“-Tool liefert wiederum ein für Österreich optimiertes Sprachmodell und kann für die Transkription von Interviews, Podcasts oder Pressekonferenzen sowie für die automatisierte Erstellung von Protokollen oder Untertiteln für Videos eingesetzt werden.

Mit all diesen Maßnahmen ist uns eine sehr gute Positionierung und Vernetzung der APA als KI-Pionierin im Medienbereich – auch international – gelungen.

APA-Value: Was waren die größten Herausforderungen innerhalb der Taskforce, und welche wichtigen Learnings gab es seit der Gründung?

Wichtig war für uns eine genaue Definition, was „Trusted AI“ langfristig und konkret bedeuten soll, also diesen Begriff mit Leben zu erfüllen. Ohne einen Bezugsrahmen, gegen den man die Entwicklungen prüft, geht es nicht. Das ist natürlich auch eine Herausforderung, Governance zu operationalisieren ist wichtig. Im Bereich der Produktentwicklung war und ist es essenziell, bei der Fülle der Möglichkeiten den Fokus zu bewahren und einen gangbaren Weg zu finden zwischen frühem Kund:innenonboarding, Testing und Productizing. Auch das Tool-Screening war jener Bereich, wo wir schnell eingesehen haben, dass wir wohl nicht fünf neue Tools pro Woche auf deren Tauglichkeit für unsere Tätigkeit prüfen können.

APA-Value: Was steht in der Taskforce als nächstes an, woran arbeitet man?

Unsere Abteilung Forschung & Entwicklung hat sich in den letzten Monaten sehr intensiv mit den Themenfeldern Semantische Suche, Retrieval Augmented Generation (RAG) und Chat beschäftigt. Die neue Recherche-Qualität in Form des dem aktuellen Stand der Forschung entsprechenden RAG-Ansatzes wurde etwa in die Angebotspalette der APA-Gruppe eingebaut. Hier bieten wir also Trusted-AI-Modelle und Expert:innen für AI-Projekte rund um neue Formen der Interaktion mit Inhalten. Entscheidend ist in allen Bereichen unser Trust-Prinzip – das fängt schon bei den Daten an, mit denen trainiert wird, also z.B. den eigenen APA-Inhalten, die geprüft und gesichert und perfekt dafür geeignet sind, um Österreichisch zu verstehen. Das heißt aber auch, in Forschung zu investieren, die sich mit Guardrails, also strategischen Leitplanken, für so ein neues Interaktionserlebnis auseinandersetzt.

Im Rahmen der F&E-Projekte, die wir in Konsortien durchführen, kommen dann noch Aspekte wie Fairness in der Trainingsdaten-Erstellung, die Entwicklung von neuen, europäischen Infrastrukturen für den Handel oder Austausch von Inhalten hinzu sowie der Aspekt KI und Gesellschaft im Spannungsfeld von AI-Literacy und Deepfake-Detection. Und dann gibt es da noch die Vision eines „Austria Media Large Language Model“, das die Potenziale von KI speziell für die österreichische Medienlandschaft erschließt.

APA-Value: Das klingt vielversprechend. Was sind denn aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten AI-Zukunftstrends, die die Branche nicht versäumen sollte?

Mit dem Konzept der Generative AI Search, die Antworten aus verschiedenen Quellen zusammenfasst, ändert sich viel im Nutzungsverhalten von User:innen. Unternehmen und Behörden sollten sich damit auseinandersetzen, was das für ihr Angebot und ihren Webauftritt heißt. Ein weiteres Thema ist die Idee der „KI-Agenten“, also Softwareprogramme, die darauf ausgelegt sind, mit ihrer Umgebung zu interagieren, Informationen zu sammeln, Entscheidungen zu treffen und Aktionen basierend auf vordefinierten Zielen oder Aufgaben durchzuführen. Einmal auf den Geschmack gekommen, neigen Menschen dazu, möglichst viel zu automatisieren. Problematisch ist die Varianz an Methoden, mit denen sich heute Falschinformation generieren und verbreiten lässt. Um hier gegenzusteuern, braucht es nicht nur eine Risikobetrachtung, sondern auch ein proaktives Vorgehen.

APA-Value: In der APA ist das ungeprüfte Übernehmen von KI-generierten Inhalten in das journalistische Endprodukt bislang ein No-Go. Wo und wie nutzt die APA aktuell KI und generative KI, und wie geht es aus Sicht der Taskforce weiter? 

Nur ein Beispiel: Wir bieten etwa in unserem journalistischen Bilderdienst und in unserer Bildagentur APA-PictureDesk bewusst keine KI-generierten Bilder an, weil unsere Qualitätskriterien jegliche Bildmanipulation verbieten. Zudem müssen sich APA-Kund:innen darauf verlassen können, dass die Rechtslage eines Bildes geklärt ist. Wir beherrschen aber gleichzeitig stets die aktuellen Werkzeuge, um bei gemäß unserer KI-Leitlinie erlaubten use cases das Beste aus Midjourney & Co herauszuholen, und das Faktencheck-Team der Redaktion ist auf das Erkennen KI-generierter Bilder spezialisiert. Wir schulen in diesem Bereich bzw. insgesamt rund um KI und Fact Checking auch sehr stark, um unser Wissen aktiv weiterzutragen, und sind intensiv in Forschungsinitiativen eingebunden.

Mit dem Release unseres neuen APA-Text-Assistant findet KI in assistierender und modifizierender Form Eingang in die Produktionsprozesse – von Menschen verfasste Texte können auf die gewünschte Länge gekürzt und Titelvarianten generiert werden, auch Lektorat wird in Kürze möglich. Hier unterstützt z.B. die Lektorats-Funktion die APA-Redaktion assistierend und zusätzlich zu bestehenden Qualitätssicherungsstrategien. Da stehen wir kurz vor dem Rollout. Was das für unsere Leitlinie heißt: Es wird auch 2024 ein Update geben!