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blog / Donnerstag 02.11.23

APA Check Avatar „WirWasser“-Brunnen in Wien kostete 1,8 Mio. Euro

APA/Jaeger

In einer Zeit, in der die Bevölkerung durch globale Krisen und Inflation einen großen Druck spürt, schaut sie besonders auf die Ausgaben der Bundesregierung. Daher sorgt etwa ein neu eröffneter Brunnen in Wien für Diskussionen. In sozialen Medien verbreitet sich eine Behauptung über die Kosten des Brunnens sogar im Ausland mit enormer Reichweite (1).

Einschätzung: Der Brunnen kostete mitsamt aller relevanten Kosten etwa 1,8 Millionen Euro und somit weit weniger als in sozialen Medien behauptet. Er stößt dennoch aufgrund der Summe und der künstlerischen Umsetzung auf Kritik.

Überprüfung: Woher die Behauptung, dass der Brunnen 22 Millionen Euro kostete, ursprünglich stammt, lässt sich nicht genau zurückverfolgen. Fest steht nur, dass zwei Postings einer Person aus Polen auf Facebook und X (ehemals Twitter) zusammen ungefähr 450.000 Aufrufe bekommen haben und somit zur Verbreitung der Falschinformation beigetragen haben (1,2). Eine Anfrage der APA blieb unbeantwortet.

Die genannte Summe ist weit weg von der Realität. Laut Informationen der Stadt Wien kostete der Brunnen 1,8 Millionen netto. „Darin inkludiert sind die Planung, der künstlerische Wettbewerb, die Projektumsetzung, die künstlerische Gestaltung, der Bau sowie die technische Ausstattung“, heißt es in der Presseaussendung von Anfang des Sommers (3).

Der sogenannte „WirWasser“-Brunnen wurde am 24. Oktober 2023 zum 150-Jahr-Jubiläum von Wiener Wasser eröffnet (4). An diesem Tag wurde im Jahr 1873 die I. Wiener Hochquellenleitung beim Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz in Betrieb genommen, mit der Trinkwasser aus den niederösterreichischen Alpen nach Wien gebracht wurde. Der neue Brunnen wurde allerdings an der Ecke Gudrunstraße/Sonnwendgasse im Wiener Gemeindebezirk Favoriten errichtet (5).

Natürlich sorgen selbst die 1,8 Millionen Euro für Kritik. So kritisierte etwa die FPÖ auf Facebook den „Luxus-Brunnen“ in Zeiten der „Mega-Teuerung“(6).

Auch die künstlerische Umsetzung gefällt nicht jedem. Die Installation zeigt 33 Figuren, die Seite an Seite im Kreis sitzen und somit das Wasser in ihrem Rücken in Schach halten. Auf Twitter/X verbreiten sich bereits Memes, die den „WirWasser“-Brunnen des Künstlerkollektivs „Gelatin“ mit den prunkvollen Brunnen des frühen 20. Jahrhunderts verglichen. Entsprechende Beiträge des Accounts „Culture Critics“ erreichten dabei in kürzester Zeit bereits mehrere Millionen Aufrufe (7,8).

 

Links

(1) Beitrag auf Facebook: https://go.apa.at/pERsVcLL (archiviert: https://perma.cc/PBY5-JYB6)

(2) Beitrag auf X/Twitter: https://go.apa.at/pkBC2AVG (archiviert: https://perma.cc/4QQF-2DHD)

(3) Stadt Wien-Aussendung: https://go.apa.at/AbAYufze (archiviert: https://perma.cc/A5UQ-STDD)

(4) Presseaussendung Stadt Wien zur Eröffnung: https://go.apa.at/JwxTUX3d (archiviert: https://perma.cc/5WJ5-S39V)

(5) Standort Brunnen: https://go.apa.at/ofu0Fd0G (archiviert: https://archive.ph/B1ZKP)

(6) Kritik der FPÖ: https://go.apa.at/uqbRL1nh (archiviert: https://perma.cc/2H4D-P6XC)

(7) Beitrag auf X/Twitter: https://go.apa.at/SNnOCSsx (archiviert: https://perma.cc/VVT5-4TA5)

(8) Beitrag auf X/Twitter: https://go.apa.at/VERETqeo (archiviert: https://perma.cc/QJ4Z-TA3F)

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Florian Schmidt / Valerie Schmid