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blog / Freitag 14.04.23

APA Check Avatar Video zeigt brennenden Klein-Lkw mit Dieselmotor

APA/dpa/Symbolbild

Elektromobilität ist oft Gegenstand von Falschinformationen. Social-Media-Nutzer versuchen dabei, die neue Technologie zu diskreditieren. Die klimaschonenden Vorzüge von E-Autos im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor werden heruntergespielt. Ein aktuelles Beispiel dafür ist ein Video (1,2,3), das millionenfach in mehreren Ländern geklickt wurde. Es zeigt angeblich ein E-Fahrzeug, das mehrfach explodiert. „Fahrende Bomben, gut für die Umwelt“, heißt es dazu ironisch.

Einschätzung: Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Klein-Lkw mit Dieselmotor. Das Video wurde bereits im Juli 2013 in Moskau aufgenommen.

Überprüfung: In dem Video ist eine mehrspurige Autobahn zu sehen, mit ein paar Hochhäusern am linken Rand. Auf der rechten Fahrseite explodiert immer wieder ein großer Feuerball – das Fahrzeug darunter lässt sich nur erahnen. Dunkle Objekte liegen rund um die Unfallstelle verstreut, die teilweise ebenfalls brennen.

Sucht man mithilfe mehrerer Bilderrückwärtssuchen nach dem ersten Frame des Videos, so stößt man beispielsweise mit Bing (4) auf ein YouTube-Video (5) von Juli 2013, das dieselbe Szene aus einem etwas anderen Blickwinkel zeigt. Übereinstimmend sind das graue Auto direkt neben den Explosionen, das unmittelbar nach dem Unfall folgende Ortsschild mit einem geraden und einem nach rechts zeigenden Pfeil, der Wald rechts von der Fahrbahn und die Wolkenkratzer links im Hintergrund. Der Überschrift des Videos zufolge zeigt das Video eine große Explosion auf einer russischen Autobahn. In der Videobeschreibung ist von einem Lkw mit Gasflaschen die Rede.

Es finden sich auch noch zahlreiche weitere Videos (6,7,8), die den Vorfall aus anderen Perspektiven und Zeitpunkten wiedergeben. In einem dieser Videos (9) sieht man bei Sekunde 23 das Fahrzeug, das später in Flammen aufgeht, vorbeifahren. An der seitlichen Bordwand des Transporters steht „PROMTECH GAZ ОГНЕОПАСНО“. Das letzte Wort heißt übersetzt in etwa „brennbar“.

Bei „Promtech Gaz“ bzw. „Промтехгаз“ dürfte es sich um eine Firma (10,11) mit Sitz im Moskauer Umland gehandelt haben, die Gasflaschen lieferte – so wie auch in dem Video zu sehen ist. Das passt auch zu dem Unfallort (12) in Moskau.

Bei dem Fahrzeug handelt es sich um ein älteres Lkw-Modell von Isuzu (13). Die Fensterscheiben, die Spiegelmontage sowie der Türgriff stimmen überein. Auch die blaue Lackierung des Fahrerhauses findet sich auf Fotos (14) von Gebrauchtfahrzeugen der Marke.

In einem Medienbericht von „Ria Novosti“ (15) ist ebenfalls von einem Isuzu-Lastwagen die Rede, der über 100 Gasflaschen auf der Ladefläche transportierte, die nach einem Unfall mit einem Bus auf der Moskauer Ringstraße explodierten. Um ein E-Fahrzeug handelte es sich dabei aber nicht. Das Unternehmen kommentierte das Video auf APA-Anfrage: „Isuzu ist bekannt für seine Dieseltechnologie und verfügte 2013 über keine E-Fahrzeuge.“

Autofahren in Russland ist gefährlich. Jedes Jahr kommen dort Tausende Menschen ums Leben (16). Sogenannte Dash-Cams in Autos erfreuen sich in Russland großer Popularität und taten das bereits im Jahr der Aufnahme des Videos (17). Nicht selten helfen deren Aufzeichnungen beim Aufklären von Unfällen. Viele davon finden den Weg in soziale Medien wie YouTube.

Quellen:

(1) Tweet: http://go.apa.at/0RcRYBHZ (archiviert: https://archive.is/SgsoC, Video archiviert: https://perma.cc/96LZ-LNYH)

(2) Weiterer Tweet: http://go.apa.at/55wdlIUj (archiviert: https://archive.is/zyAq8)

(3) Weiterer Tweet: http://go.apa.at/F2XW9ifn (archiviert: https://archive.is/U1gNI)

(4) Bing-Suche: http://go.apa.at/OMG4wZHw (archiviert: https://archive.is/P8Pzn)

(5) YouTube-Video: http://go.apa.at/UBDdcRWZ (archiviert: https://perma.cc/F8FQ-7798)

(6) YouTube-Video: http://go.apa.at/hze5doxX (archiviert: https://perma.cc/7777-M6MT)

(7) YouTube-Video: http://go.apa.at/LgPtkBfn (archiviert: https://perma.cc/S22L-AT54)

(8) YouTube-Video: http://go.apa.at/vSRUgqjI (archiviert: https://perma.cc/3H57-JQDW)

(9) YouTube-Video: http://go.apa.at/KDrLiZD6 (archiviert: https://perma.cc/MR2D-RK32)

(10) Firmenlogo: http://go.apa.at/f2poyqAU (archiviert: http://go.apa.at/xfSCP4rI)

(11) Archivierte Version von Firmen-Webseite: http://go.apa.at/3iA2iIPZ

(12) Unfallort auf Google Street View (Version 2014): http://go.apa.at/a1hbDZ0j (archiviert: https://archive.ph/gPNtm)

(13) Isuzu-Fahrzeug: http://go.apa.at/FO8os2Cp (archiviert: https://perma.cc/3TAD-7DYV)

(14) Blaues Fahrerhaus: http://go.apa.at/BMorwgH8 (archiviert: https://perma.cc/3KZZ-6TRC)

(15) Artikel von „Ria Novosti“: http://go.apa.at/kCZnQp0V (archiviert: https://archive.is/gkqlf)

(16) Artikel von MDR über Autofahren in Osteuropa: http://go.apa.at/g49tuirU (archiviert: https://archive.is/bilqi)

(17) Artikel der Süddeutschen Zeitung zu Dash-Cams: http://go.apa.at/aYdkUUdW (archiviert: https://archive.ph/C0uV5)

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Valerie Schmid / Stefan Rathmanner / Florian Schmidt