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blog / Freitag 31.07.20

APA Check Avatar Schutzmasken verursachen keine Atemwegserkrankungen

Die Bundesregierung führte mit 24. Juli 2020 erneut die Maskenpflicht für einige geschlossene Räume ein. Der Mund-Nasenschutz muss also aufgrund des weiter grassierenden Coronavirus unter anderem wieder in Supermärkten und Postämtern getragen werden. In Sozialen Netzwerken finden sich zahlreiche Theorien dazu. „Masken machen krank“, behauptet etwa ein Facebook-Posting. Demnach gelangen „Bakterien, Viren sowie Keime aus der Mundhöhle durch die Maske in die Lunge und sorgen für Atemwegserkrankungen“. Illustriert ist das Posting zum einen mit einer Grafik, die den Weg von Viren in die Lunge darstellt, zum anderen mit einem Foto von einer Hautirritation in der Mundhöhle.

Zu überprüfende Behauptung: Bakterien, Viren sowie Keime gelangen aus der eigenen Mundhöhle durch die Maske in die Lunge und sorgen für Atemwegserkrankungen.

Einschätzung: Für die Behauptung gibt es keinen Beleg. Wie ein Pneumologe der APA – Austria Presse Agentur via Mail sagte, erfolgt ein Austausch von Mikroorganismen mit der Lunge fortlaufend. Das Tragen einer Maske habe keinen relevanten Einfluss darauf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) empfehlen mittlerweile das Tragen von Masken.

Überprüfung: Das Facebook-Posting stellt die Behauptung auf, dass durch das Tragen von Masken Bakterien, Viren sowie Keime aus der Mundhöhle in die Lunge gelangen und Atemwegserkrankungen verursachen. Für Helmut Salzer, Pneumologe vom Kepler Universitätsklinikum in Linz und Leiter des Arbeitskreises „Infektiologie und Tuberkulose“ der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP), ist diese Argumentation „nicht nachvollziehbar“.

Salzer erklärt gegenüber der APA am 30. Juli 2020 per Mail: „Unser Mund-Nasen-Rachenraum ist durch eine Vielzahl von Mikroorganismen besiedelt, auch unsere Lunge, Darm, Haut, etc.. Ein Austausch mit der Lunge erfolgt fortlaufend durch Inhalation und Mikroaspirationen. Es ist äußerst unwahrscheinlich bis ausgeschlossen, dass ein vorübergehendes Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in definierten Bereichen einen relevanten Einfluss darauf haben könnte.“

Es ist nicht das erste Mal, dass so eine Behauptung durch Soziale Medien geistert. Bereits vor rund zwei Monaten wurde auf Facebook ein ähnlicher Beitrag geteilt. Darin wurde unter anderem behauptet, die Lunge werde durch das Tragen einer Atemschutzmaske „nicht mehr so ‚belüftet‘ wie es soll“ und das fördere Lungenkrankheiten.

Zu dieser Behauptung sagte Dr. Önder Yildirim, Direktor des Instituts für Lungenbiologie am Helmholtz Zentrum München, im Mai 2020 der Deutschen Presse-Agentur (dpa) im Rahmen eines Faktenchecks: „Das stimmt so nicht. Es gibt keine Studien darüber, dass eine Maske eine Lungenerkrankung verursachen würde.“ Bei Benutzung der professionellen Masken sei bei Patienten mit Atemerkrankungen eine stärkere „Müdigkeit“ beim Atmen zu erwarten. Aber das bedeute nicht, dass eine Krankheit gefördert werde. Falls die Kohlendioxidmenge kurzfristig steige, „wird das durch das Abnehmen der Maske innerhalb von Sekunden wieder besser sein“, sagte er der dpa.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt der Öffentlichkeit mittlerweile das Tragen eines Mund-Nasenschutzes an Orten, an denen Abstand halten nur schwer möglich ist. Am 6. April 2020 hatte die Organisation noch erklärt, dass der Nutzen von einfachen Masken noch nicht ausreichend erforscht sei, um eine Empfehlung für oder gegen ihre Verwendung auszusprechen. Am 5. Juni 2020 hieß es allerdings, neue Beweise hätten ergeben, dass der Mund-Nasenschutz „tatsächlich eine mechanische Barriere darstellen kann, die verhindert, dass die Tröpfchen eines COVID-19-Infizierten durchdringen und jemanden anderen infizieren“. Das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt ebenfalls „das generelle Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) in bestimmten Situationen im öffentlichen Raum“.

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Elisabeth Hilgarth/Valerie Schmid