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blog / Freitag 23.02.24

APA Check Avatar Fleisch-Etikettierungsfehler verursachte Empörung

APA/dpa/Symbolbild

Kaum ein Schlagwort ist Konsumenten beim Lebensmittelkauf so wichtig wie Regionalität. Besonders gerne werden Lebensmittel aus dem eigenen Land gekauft, sie stehen für Qualität, Frische und strenge Kontrollen (1). Das ist auch in Deutschland so (2). Umso mehr regte zuletzt das Etikett auf einer Packung Gulaschfleisch auf. Der dafür verwendete deutsche Jungbulle soll im Wüstenstaat Bahrain geschlachtet worden sein (3).

Einschätzung: Das Tier wurde in Deutschland geschlachtet. Das bestätigte der Produzent auf Anfrage der APA und verwies auf einen Fehler bei der Etikettierung. Auch das Etikett selbst gibt Aufschluss über den tatsächlichen Ort der Schlachtung.

Überprüfung: Für eine erste Einordnung ist es hilfreich, eine zentrale Logikfrage zu stellen: Warum sollte ein Tier, das in Deutschland geboren, aufgezogen und gemästet wird und für den Verkauf in Deutschland bestimmt ist, tausende Kilometer weit weg geschlachtet werden? Der am Etikett ausgewiesene Produzent GLOBUS Markthallen Holding versicherte dazu in einem Kommentar auf Facebook (4): „Die GLOBUS Markthalle aus Neutraubling bezieht dieses Fleisch aus ihrer Region Bayern. Das heißt, die Tiere werden dort geboren, groß gezogen und auch geschlachtet.“

Die sogenannten Community Notes (5) unter dem betreffenden Posting bei X (früher: Twitter) legen nahe: Das Foto des Etiketts sei „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ manipuliert worden. Darauf deutet bei einer Überprüfung durch APA-Faktencheck allerdings nichts hin. Die Community Notes werden von nicht bekannten Personen über einen Voting-Prozess beschlossen und sind daher manchmal mit Vorsicht zu genießen (6).

Die Lösung ist deutlich banaler: Es handelte sich um einen Fehler beim Etikettieren der Ware. Das bestätigte auch der Produzent, allerdings erst nach anfänglicher Unsicherheit. Am 17. Februar hieß es in oben zitiertem Kommentar bei Facebook noch: „Leider können wir anhand des Bildes nicht ganz nachvollziehen, ob es sich hierbei um ein nachträglich bearbeitetes Bild handelt oder es hier zu einem Etikettenfehler gekommen ist.“

In einem zwei Tage später veröffentlichten Artikel des „Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatts“ ist erstmals ein Statement zu finden, das den Fehler beim Etikettieren aus Ursache bestätigt (7). „Beim händischen Etikettieren unseres ‚Rindergulasch geschnitten, vom Jungbullen‘ in unserer GLOBUS Markthalle in Neutraubling ist es am 9. Februar 2024 versehentlich und unbemerkt zu einem Fehler gekommen“, heißt es dort.

Der Produzent bestätigte diese Informationen auf Anfrage von APA-Faktencheck. Es handle sich um keine Fotomanipulation, versicherte Isabel del Alcazar von Buchwald, Pressesprecherin der GLOBUS Gruppe. Der Fehler sei auch einigen Kunden im Markt aufgefallen, etwa 250 Verpackungen seien betroffen gewesen.

Auch am Etikett selbst ist trotz teils fehlerhafter Beschriftung ein Hinweis auf den Schlachtbetrieb zu finden. Der Vermerk „BY 10504“ führt zum bayerischen Hersteller „Südfleisch Waldkraiburg“ (8) rund 50 Kilometer westlich von Braunau. An der genannten Adresse findet sich laut Google Maps ein Schlachthof (9). Ebendiesen nannte der Produzent als Ort der Schlachtung.

Erst kürzlich kam es in Frankreich zu einem ähnlichen Fall, in dem das betreffende Tier in Österreich geboren und Argentinien aufgewachsen sein soll, ehe es in Frankreich geschlachtet und verkauft wurde (10). Auch damals wurde das Fleisch falsch etikettiert. Und schon damals war die Problematik nicht neu (11).

Quellen:
(1) AMA-Infoblatt zu Konsumverhalten: https://go.apa.at/pP5ZERIx (archiviert: https://go.apa.at/Yj6ENn3V)
(2) Ergebnisse aus dem deutschen Ernährungsreport 2021: https://go.apa.at/nPOh8eUI (archiviert: https://archive.ph/sbeR5)
(3) Posting bei Twitter/X: https://go.apa.at/0ixI8Ula (archiviert: https://perma.cc/F8VA-F9GE)
(4) Posting mit Reaktion auf Facebook: https://go.apa.at/sNPLc7O6 (archiviert: https://go.apa.at/MWePn2pU)
(5) Erklärung der Community Notes bei X: https://go.apa.at/dx4VXI2j (archiviert: https://perma.cc/A3NJ-2NXB)
(6) Analyse von Community Notes: https://go.apa.at/9bybNnd3 (archiviert: https://go.apa.at/v3saapxZ)
(7) Artikel mit Stellungnahme des Produzenten: https://go.apa.at/0gt5NoFa (archiviert: https://archive.ph/wohZ1)
(8) Herstellernummer bei supermarktcheck.de: https://go.apa.at/TOZ5uHMr (archiviert: https://archive.ph/F0NCm)
(9) Schlachtbetrieb bei Google Maps: https://go.apa.at/0KWpQvmR (archiviert: https://archive.ph/lh3b7)
(10) Artikel zum Vorfall in Frankreich: https://go.apa.at/GCkb0Eo2 (archiviert: https://perma.cc/9TRS-PZ9H)
(11) Französischer Artikel aus 2023: https://go.apa.at/eF5xCSLD (archiviert: https://perma.cc/FQC8-L7KS)

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Stefan Rathmanner / Florian Schmidt