In Österreich gilt seit dem Inkrafttreten der 3. Covid-19-Notmaßnahmenverordnung am 25. Jänner 2021 das Tragen einer FFP2-Maske ohne Ausatemventil in vielen öffentlichen Bereichen als verpflichtend. Begründet werden diese und andere Maßnahmenverschärfungen vom Gesetzgeber mit der höheren Ansteckungsgefahr durch die Virusmutation B.1.1.7.
In Sozialen Medien kursieren jedoch seit geraumer Zeit Postings mit Auszügen aus Gebrauchsanweisungen für entsprechende Atemschutzmasken, in denen es heißt, diese würden nicht vor Viren schützen.
Zu überprüfende Information: FFP2-Masken schützen nicht vor Viren und speziell nicht vor SARS-CoV-2-Viren. Das ist Gebrauchsanweisungen von solchen Masken zu entnehmen.
Einschätzung: Diese Behauptung ist nicht zutreffend. Die Filter von FFP2-Masken schützen durchaus vor Viren. Bei den Hinweisen in den Gebrauchsanweisungen dürfte es vor allem um Haftungsfragen gehen.
Überprüfung: In dem bereits angeführten Facebook-Posting und auch in anderen Beiträgen in den Sozialen Medien wird das fragliche Bild eines Auszuges aus einer Gebrauchsanweisung weder mit Quelle noch mit Datum versehen. Auch das konkrete Produkt und der Hersteller sind dem Auszug nicht zu entnehmen. Es lässt sich daher nicht nachvollziehen, ob an dem Bild etwas geändert wurde und ob die Angaben noch aktuell sind. Im Internet lassen sich aber gleichlautende oder ähnliche Angaben zu verschiedenen Atemschutzmasken bei Online-Händlern finden. Zu finden ist auch eine Gebrauchsanweisung des deutschen Herstellers Uvex, die den entsprechenden Hinweis „Nicht gegen Partikel radioaktiver Stoffen, Viren und Enzyme” enthält.
Eine Rückfrage beim Hersteller ergibt, dass der Grund für den Hinweis vor allem Haftungsfragen zu sein scheinen. Uvex-Produktmanager Wolf Wagner bestätigt gegenüber der APA folgende Erklärung, die er bereits Faktencheckern des Bayerischen Rundfunks gab: „FFP2-Masken sind ursprünglich Arbeitsschutzmasken, die im Handwerk eingesetzt werden. Sie werden deshalb standardmäßig nicht darauf getestet, dass sie vor Viren wie dem SARS-CoV-2-Virus schützen. Daher übernehmen wir keine Haftung für diese Art der Nutzung.” Deswegen würden die Produkte auch nicht als „Corona-Masken” beworben.
Auch nach Angaben des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind FFP2-Masken Gegenstände der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) im Rahmen des Arbeitsschutzes. Sie seien ursprünglich als sogenannte „Staubschutzmaske” aus dem Bereich des Handwerks bekannt. Aufgrund ihrer Filterleistung attestiert das BfArM FFP-Masken dennoch, „den Träger der Maske vor Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen” zu schützen.
FFP2-Masken sind im Unterschied zu FFP3-Masken „keine virendichten Masken”, erläutert der Virologe Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Gespräch mit der APA. Das habe mit der geringeren Anzahl an Filterschichten zu tun. Dennoch würden FFP2-Masken vor Viren schützen. Die Porengröße der Filter liege bei 600 Nanometer. SARS-CoV-2-Viren sind zwar nur 100 bis 120 Nanometer groß, erklärt Nowotny, sie bewegen sich in der Luft aber in Form kleinster Tröpfchen (Aerosole) oder haften an Staubpartikeln an. Diese seien in der Regel größer als 600 Nanometer und würden daher auch von FFP2-Masken abgefangen.
Die Filterleistung der verschiedenen FFP-Masken muss in speziellen Prüfverfahren bestätigt werden. So müssen FFP2-Masken in Tests mindestens 94 Prozent der Prüfaerosole filtern um die europäische Norm EN 149:2001+A1:2009 zu erfüllen, FFP-3-Masken sogar 99 Prozent, informiert das BfArM. Die Tests werden zwar nicht mit Viren durchgeführt, sondern mit Prüfaerosolen. Daraus kann aber auf die Infektionsschutzwirkung von Partikelfiltern rückgeschlossen werden, heißt es in einem Beitrag der FH Münster. Die Prüfnorm ist, gemeinsam mit dem CE-Kennzeichen und der vierstelligen Kennnummer des Prüfinstituts, auf der Oberfläche der FFP-Maske aufgedruckt. Beim Kauf sollte man auf die korrekte Kennzeichnung achten, so das BfArM und die Deutsche Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).
Jetzt stellt sich noch die Frage, ob man nicht die besseren FFP3-Masken verwenden sollte. Der dichtere Filter habe den Nachteil, erläutert Experte Nowotny, dass man ohne Ausatemventil damit schwer atmen kann. Masken ohne Ventil würden aber nicht nur den Maskenträger vor Viren schützen, sondern auch das Umfeld vor Viren des Trägers. Daher seien FFP2-Masken ohne Ventil im Kampf gegen die Corona-Pandemie besser geeignet.
Im Gesundheitsbereich werden FFP2-Masken bereits seit längerem eingesetzt und von Organisationen wie dem Robert Koch-Institut (RKI) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen. Im Alltagsbereich sind die Empfehlungen nicht so eindeutig.
Das RKI etwa weist auf seiner Webseite darauf hin, dass außerhalb des Gesundheitswesens noch keine Untersuchungen zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Tragens von FFP2-Masken durchgeführt worden seien. Bei der Anwendung durch Laien müsse u.a. sichergestellt sein, dass „die individuelle gesundheitliche Eignung sichergestellt ist und der Dichtsitz und die korrekte Handhabung gewährleistet ist.” Die BAuA empfiehlt aktuell das Tragen von FFP2-Masken außerhalb des Gesundheitswesens bei „sonstigen Tätigkeiten” zur Erhöhung des Eigenschutzes oder wenn das Gegenüber keinen Mund-Nasen-Schutz trägt.
Dem Virologen Nowotny ist noch keine Studie bekannt, die eine Wirkung des breitflächigen Einsatzes von FFP2-Masken bei der Eindämmung der Corona-Pandemie bestätigen würde. Aber die zuvor beschriebene Wirkungsweise der Masken gelte „allgemein für virale Atemwegserreger”.
Das belegen mittlerweile auch zahlreiche Studien. Eine Metaanalyse von „The Lancet” von Juni 2020 kam etwa zu dem Schluss, dass die Verwendung von Gesichtsmasken zu einer starken Verringerung des Infektionsrisikos führen kann. Noch stärker zeigte sich der Effekt demnach bei N95-Masken. Diese sind gleichwertig mit FFP2-Masken.
Einer im Oktober 2020 veröffentlichten japanischen Studie der „American Society for Microbiology” zufolge haben sowohl Stoffmasken als auch OP-Masken und N95-Masken eine schützende Wirkung in Bezug auf die Übertragung infektiöser Tröpfen bzw. Aerosole von SARS-CoV‑2. Die N95-Maske war dabei die sicherste.
Gerade bei der derzeit hohen Virus-Zirkulation in der Bevölkerung macht es laut Nowotny „viel Sinn, dass sich Menschen in der Öffentlichkeit mit der FFP2-Maske schützen”. Zu dieser Jahreszeit sei besonders wichtig, dass Masken auch vor kleinsten virushaltigen Tröpfchen in der Luft schützen, die in schlecht gelüfteten Innenräumen auftreten. Aufgrund der neuen Virusvarianten, die vermehrt zirkulieren, sei deren Verwendung „noch mehr zu empfehlen”.
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Gregor Hochrieser/Valerie Schmid/Florian Schmidt