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APA-Value / Freitag 07.06.24

Wie die APA Trusted Visual Content sicherstellt

Im aktuellen APA-Value-Interview sprechen Luzia Strohmayer-Nacif, Leiterin des APA Visual Desk, und Susanne Puller-Knittelfelder, Ressortleiterin Innenpolitik und stellvertretende APA-Chefredakteurin, über die aktuellen Herausforderungen im Bildjournalismus, über den Umgang mit KI im Kontext von Trusted Visual Content und wie die APA in wahlkampfintensiven Zeiten eine ausgewogene Bildauswahl sicherstellt.

APA-Value: Was sind derzeit die zentralen Herausforderungen im Bildjournalismus? Welche Skills sind für Bild- und Videoredakteur:innen essenziell, um diesen Herausforderungen begegnen zu können?

Luzia Strohmayer-Nacif: Fotojournalist:innen sind sich seit jeher stets bewusst, dass News-Fotografie nur ein Abbild der Realität ist; neu ist, nicht zu wissen, was vor uns liegt – ein Foto oder ein KI-generiertes Bild? Ersteres hat die Fotografin als Augenzeugin am Ort des Geschehens aufgenommen, zweiteres entspricht wohl eher einer realitätsnahen Zeichnung.

Seit Jahren steht eine sinkende Anzahl an Bildredakteur:innen einer rasant wachsenden Bildmenge gegenüber. Zur personellen Situation in Medien-Redaktionen kommt nun die neue Herausforderung der vereinfachten Bildbearbeitung bzw. Manipulation mit KI-Tools hinzu. Was die Skills anbelangt, bedeutet dies Belastbarkeit, Team-Arbeit und ein wachsames Auge.

„News-Fotografie ist ein Abbild der Realität.“
Luzia Strohmayer-Nacif, Leiterin APA Visual Desk
Luzia Strohmayer-Nacif
Foto: APA/Hochmuth

APA-Value: Über die Möglichkeiten, wie KI-Tools verwendet werden können, um Bilder und Videos zu generieren, wird derzeit viel debattiert. Wie geht die APA-Redaktion mit KI-generierten visuellen Inhalten um? Wie sorgt sie für Trusted Visual Content?

Strohmayer-Nacif: Aktuell erlaubt die APA keine KI-generierten Bilder in ihren Bilddatenbanken. Alle Fotolieferanten wurden dahingehend informiert. Zusätzlich prüft unser Bildredaktionssystem die Metadaten hereinkommender Bilder auf Hinweise wie „AI generated” bzw. Dall-E oder Midjourney. Für den APA-Bilderdienst selbst gilt das Vier-Augen-Prinzip, d.h. der Fotograf bzw. die Fotografin beschriftet das selbst aufgenommene Foto und ein:e weitere:r Bildredakteur:in überprüft Bild und Bildunterschrift, bevor das Foto ins Netz gestellt wird.

 

APA-Value: Wir erinnern uns an ein bearbeitetes Foto der britischen Royal Family, das zunächst Eingang in die Bilddatenbanken namhafter Agenturen fand, kurze Zeit später jedoch mit einer „Kill Notice“ zurückgezogen und mit dem Verweis versehen wurde, das Foto nicht weiter zu verwenden. Wo hört Retusche für die APA auf und wo fängt Verfälschung an?

Strohmayer-Nacif: In Nachrichtenredaktionen gelten strenge Regeln. Mit Ausnahme von der Veränderung des Bildausschnittes, im Fachjargon „Cropping“ genannt, und einer leichten Anpassung von Helligkeit, Kontrast und Farbgebung sind keine Bearbeitungsschritte erlaubt. Im Rahmen eines unserer aktuellen Fotoprojekte entsteht derzeit eine neue Leitlinie für die Fotoredaktion – darin werden wir auch auf diese Frage im Detail eingehen.

 

APA-Value: Rutscht doch einmal ein unpassendes Bild durch die strengen Qualitätskontrollen der Redakteur:innen, wie geht die APA mit solchen Fehlern um?

Susanne Puller-Knittelfelder: Qualitätsjournalismus bedeutet für die APA auch, einen transparenten Umgang mit Fehlern zu pflegen. Dank der peniblen, professionellen Arbeit unserer Bildredaktion konnten wir gröbere Fehler bisher vermeiden. Sollten wir dennoch einmal in eine solche Situation kommen, würden wir das betroffene Bild selbstverständlich innerhalb kürzester Zeit vom Netz nehmen und unsere Kund:innen offensiv und breit informieren, damit auch diese das Foto aus ihren Datenbanken löschen.

 

APA-Value: Stichwort Superwahljahr 2024: Woher erhält die APA – über die Eigenproduktion hinaus – Bildmaterial für die Wahlberichterstattung? Und wie stellt sie sicher, dass dieses a) aus sicheren Quellen stammt und b) nicht manipuliert ist?

Susanne Puller-Knittelfelder: In einem so sensiblen Bereich wie der österreichischen Wahlberichterstattung verwendet die APA-Bildredaktion prinzipiell kein Material von außen, sondern setzt auf ihre eigenen Fotografinnen und Fotografen.

In anderen Bereichen gibt es hin und wieder Fälle, in denen es unvermeidbar ist, auf Material von außen zurückzugreifen, zum Beispiel von einer wichtigen Auslandsreise eines Regierungsmitglieds, bei der wir nicht dabei sein können. Derartige Fotos werden allerdings im Sinne der Transparenz ausnahmslos und ganz klar als „Handout“ gekennzeichnet. Auch die Quelle und der Fotograf oder die Fotografin werden genannt.
Wir arbeiten nur mit vertrauenswürdigen Quellen zusammen und selbstverständlich durchlaufen diese Fotos ebenfalls den routinierten Qualitätscheck unserer Bildredaktion. Internationale Bilder erhalten wir von unserer Partneragentur AFP – Agence France Presse, auch sie arbeitet nach strengen Qualitätskriterien.

„Qualitätsjournalismus bedeutet für die APA auch, einen transparenten Umgang mit Fehlern zu pflegen.“
Susanne Puller-Knittelfelder, Ressortleiterin Innenpolitik und stellvertretende APA-Chefredakteurin
Susanne Puller-Knittelfelder
APA/Hochmuth

APA-Value: Insbesondere in Zeiten intensiven Wahlkampfes sind Bilder wirkmächtige Faktoren. Wie stellt die APA die Ausgewogenheit der Bildselektion sicher, d.h. wie werden einseitige Darstellungen vermieden?

Susanne Puller-Knittelfelder: Für den Bildjournalismus der APA gelten dieselben Qualitätskriterien wie im Textbereich. Das bedeutet, auch hier fühlen wir uns der Ausgewogenheit und Äquidistanz verpflichtet. Wir achten bereits bei der Auswahl der Termine darauf, unseren Kund:innen ein breites Angebot an Bildmaterial aller Parteien zu bieten.

Unsere Fotografinnen und Fotografen sind Journalistinnen und Journalisten und halten ohne jegliche Parteinahme das Geschehen fest. Auch durch das Vier-Augen-Prinzip stellen wir den Grundsatz der Unparteilichkeit der APA-Redaktion sicher.

 

APA-Value: Im Mai wurde die crossmediale Plattform APA-NewsDesk gelauncht, die eine nahtlose und optimierte Durchsuchbarkeit der APA-Bildbestände erlaubt. Welche weiteren Neuerungen soll es hier zukünftig im Bildbereich geben?

Strohmayer-Nacif: Im Sinne von Trusted Content bietet die APA auch Trusted AI-Lösungen an. Im Bildbereich haben wir hier das Bild-Managementsystem APA-PIX und ein Face Recognition System zur optimierten Suche nach Bildern bekannter Persönlichkeiten. Aktuell prüft unser Faktencheck-Team, ob ein automatisierter „KI-Manipulations-Check“ beim Bildimport in unser neues Redaktionssystem möglich wäre.