APA-Value / Freitag 27.06.25

Digital News Report: Vertrauen in Medieninhalte steigt wieder

Am 17. Juni wurden die Österreich-Ergebnisse des Reuters Institute Digital News Report im APA-Pressezentrum präsentiert und von einer hochkarätig besetzten Podiumsrunde diskutiert. Das Vertrauen in Nachrichten ist in Österreich demzufolge nach dem Tiefststand im Vorjahr erstmals nach Jahren deutlich gestiegen. Einen kräftigen Zuwachs verzeichnet auch die Online-Zahlungsbereitschaft.
Universität Salzburg/APA-Fotoservice/Hörmandinger
Die Ergebnisse wurden von einem hochkarätigen Expert:innenpanel diskutiert: (v.l.) Stefan Lassnig (Missing Link Media), Maximilian Dasch (Salzburger Nachrichten und VÖZ-Präsident), Katharina Schell (stellvertretende APA-Chefredakteurin), Answer Lang (stellvertretender Kabinettchef und Referent für Medienpolitik und Medienrecht bei Medienminister Andreas Babler), Olivera Stajic-Fidler (Leiterin Standard-Newsdesk), Josef Trappel (Mitglied des Projektteams und Leiter des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg), Helene Voglreiter (ORF) und Christian Kneil (stellvertretender APA-Chefredakteur/Moderation).

Die Präsentation des diesjährigen Digital News Report begann mit einer guten Nachricht: Das Vertrauen in Nachrichten hat im Vergleich zum Vorjahr gleich um knapp sechs Prozentpunkte zugelegt. 2025 gaben 40,6 Prozent der Erwachsenen an, sich auf Nachrichten zu verlassen, zuvor war der Wert mehrere Jahre in Folge auf zuletzt 34,9 Prozent gesunken. „Dass das Vertrauen um 5,7 Prozentpunkte zugenommen hat, ist eine Menge, und war so auch unerwartet. Es ist aber konsistent mit dem Befund, dass Menschen wieder mehr Interesse an Nachrichten zeigen“, führte Josef Trappel, Mitglied des Projektteams und Leiter des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg, aus.

Ein Foto von Josef Trappel, der die Ergebnisse des Digital News Report 2025 präsentiert. Josef Trappel, Mitglied des Projektteams und Leiter des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg, präsentierte die Österreich-Ergebnisse des Digital News Report.
Universität Salzburg/APA-Fotoservice/Hörmandinger

Als Hauptnachrichtenquelle liegen in Österreich weiterhin TV-Nachrichten mit 29,7 Prozent an der Spitze, deutlich vor Social Media, die von 14,8 Prozent der Befragten genutzt werden. Im internationalen Vergleich überdurchschnittlich viel konsumiert werden Radionachrichten (14,1 Prozent) sowie gedruckte Zeitungen (10 Prozent). Über den Onlineauftritt von Zeitungen bzw. deren Apps informieren sich laut Bericht 11,3 Prozent. Ebenfalls relevant ist hierzulande die Reichweite von Nachrichtenpodcasts, die von elf Prozent der Befragten zumindest wöchentlich genutzt und speziell bei jüngeren Personen mit hohem Bildungsgrad nachgefragt werden. Etwa jede zweite Person im Land gibt an, äußerst (21,4 Prozent) oder sehr interessiert (31,1 Prozent) an Nachrichten zu sein. Parallel steigt jedoch die Zahl jener im Land an, die Nachrichten bewusst vermeiden. 16,5 Prozent geben an, dies „oft“ zu tun, 22,8 Prozent „manchmal“. Damit liegt Österreich ziemlich genau beim globalen Schnitt von ca. 40 Prozent – ein Höchststand.

Sehnsucht nach Journalismus

Diskutiert wurden die Ergebnisse des Digital News Report anschließend von einem Panel bestehend aus Maximilian Dasch (Salzburger Nachrichten und VÖZ-Präsident), Answer Lang (stellvertretender Kabinettchef und Referent für Medienpolitik und Medienrecht bei Medienminister Andreas Babler), Stefan Lassnig (Missing Link Media), Katharina Schell (stellvertretende APA-Chefredakteurin), Olivera Stajic-Fidler (Leiterin Standard-Newsdesk) und Helene Voglreiter (ORF), moderiert von Christian Kneil (stellvertretender APA-Chefredakteur).

Foto des Panels beim DNR 2025 Die Expert:innen-Runde diskutierte die Österreich-Ergebnisse des Digital News Report 2025 im APA-Pressezentrum.
Universität Salzburg/APA-Fotoservice/Hörmandinger

Die Expert:innenrunde bewertete das gesteigerte Interesse an Nachrichten positiv, Lassnig ordnete ein: „Es gibt eine Sehnsucht nach Vertrauen und echtem Journalismus.“ Auch eine weitere Erkenntnis des Reports bestätigte das Panel: Demnach geben 22 Prozent der Befragten an, im vergangenen Jahr für Onlinenachrichten gezahlt zu haben – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren und auch im internationalen Vergleich ein sehr hoher Wert. „Wir haben bei unseren Podcast-Angeboten die gestiegene Zahlungsbereitschaft in den letzten Monaten gesehen. Ich glaube, die Bereitschaft, für echten und ehrlichen Journalismus zu bezahlen, ist vorhanden“, so Lassnig.

Dualen Zugang erhalten

Die Notwendigkeit, digitale Angebote stark auszubauen, wurde von allen Diskussionsteilnehmer:innen bekräftigt, wenngleich die Wichtigkeit eines dualen Zugangs betont wurde. Von der Bundesregierung wurden etwa 25 Millionen Euro für Vertriebsförderung von Printzeitungen budgetiert. Warum solche Initiativen wichtig seien, erläuterte VÖZ-Präsident Dasch: „Insbesondere in ausgedünnten Gegenden wird die Zustellung immer kostenintensiver. Wir wissen aber aus anderen Ländern, was passiert, wenn man Zwangsumstellungen auf Online vollzieht – ein Gutteil der Leserschaft geht dann verloren. Wir müssen diese Zielgruppe deshalb auch im Analogen weiter begleiten.“

Gleichzeitig ist die Förderung neuer Formate entscheidend, gerade auch um junge Zielgruppen zu erreichen. Auch hier sind von der Regierung 30 Millionen Euro für die Förderung von Medienangeboten und Medienkompetenz junger Menschen budgetiert. „Ich bin froh, dass es gelungen ist, diese Mittel freizumachen, um junge Menschen an qualitätsvollen Journalismus heranzuführen“, erläuterte Lang. Geplant ist dabei etwa ein Modell, das im Regierungsübereinkommen als „Meine-Zeitung-Abo“ bezeichnet wird und jungen Menschen kostenlosen Zugang zu Qualitätsjournalismus bieten soll.

Transparenz und Falschinformationen

Auch um die Herausforderungen, die der Digital News Report benannte, drehte sich die Diskussion. Bei der Trendumkehr im Nachrichtenvertrauen konstatierte Voglreiter eine Spaltung in der Gesellschaft: „Es ist natürlich schön, wenn die ORF-Nachrichten die stärksten Vertrauenswerte genießen, gleichzeitig sehen wir im Report aber, dass X und Telegram eine starke Nutzung erfahren und viele Menschen angeben, alternative Nachrichtenquellen zu konsumieren. Die Trendumkehr haben wir bei Menschen, die politisch links oder in der Mitte stehen, geschafft, bei Menschen, die sich politisch eher rechts einordnen, aber nicht.“

In engem Zusammenhang mit den angesprochenen alternativen Nachrichtenquellen steht das Thema Falschinformationen. Hier haben Medienhäuser bereits vor längerem begonnen, gezielt Aktivitäten zu setzen, unter anderem um aufzuklären, wie seriöse Nachrichtenanbieter arbeiten und wie Falschinformationen erkannt werden können. Schell betonte: „Wir haben das Thema der digitalen Desinformation und Manipulation seit etwa 2016 und die Aktivitäten, die Medienhäuser hier wirklich intensiv durchführen, sind sehr wertvoll. Sie sind auch ein Grund dafür, warum das Bewusstsein für die Möglichkeit, über gefälschte Informationen zu stolpern, so hoch ist. Ich glaube das ist eine echte journalistische Erfolgsgeschichte.“

Stajic-Fidler wies schließlich darauf hin, dass mehr Diversität in den Redaktionen essenziell sei, um auch bei den jungen Menschen in der Breite wahrgenommen zu werden: „Ich bin öfter in Schulklassen und wenn ich in sogenannten Brennpunktschulen Fragen zum Medienkonsum stelle, dann hat dort noch niemand etwas vom Standard gehört. In einer Schule im 7. Bezirk kommt das eher vor. Unsere Redaktionen sind einfach nicht divers genug für die Leute, die wir erreichen müssen. Ich mache mir keine Sorgen um den Schüler oder die Schülerin aus dem Akademikerhaushalt, aber demokratiepolitisch ist es katastrophal, wenn wir alle anderen vernachlässigen.“

Aufzeichnung Digital News Report 2025

Videomitschnitt der Veranstaltung und Diskussion der Österreich-Ergebnisse am 17. Juni 2025 im APA-Pressezentrum zum Nachsehen.

Fotogalerie

Die Foto-Highlights der Veranstaltung finden Sie hier.

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