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blog / Dienstag 12.12.23

APA-Chefredakteurin Maria Scholl im Interview

Nachrichtenvermeidung, Falschinformation, Künstliche Intelligenz: Die Medienbranche kämpft mit vielen Herausforderungen. Wie die Austria Presse Agentur damit umgeht und welche Neuerungen im APA-Newsroom geplant sind, erläutert Chefredakteurin Maria Scholl im Interview.
APA/Roland Schlager APA-Chefredakteurin Maria Scholl

Die Medienbranche kämpft mit einer Vielzahl von Herausforderungen. Welche Aufgabe kommt der APA dabei zu?

Die APA ist eine Nachrichtenagentur, die sowohl für das demokratische Grundnahrungsmittel als auch für das Geschäftsmodell des Nachrichtenjournalismus der wichtigste Rohstofflieferant und zentraler Dienstleister ist. Die Medienkrise hat viele Gesichter: Von der Nachrichtenvermeidung über die Falschinformation, ob mit oder ohne Künstliche Intelligenz, von der mangelnden Zahlungsbereitschaft im digitalen Raum für die Abos bis hin zu den hohen Papier- und Zustellpreisen. Das alles sind Herausforderungen, mit denen sich die APA auseinandersetzen muss und wo wir versuchen, gemeinsame Lösungen für das österreichische Nachrichten-Ökosystem zu finden und bereitzustellen.

Das tun wir zum einen durch die Versorgung mit unserem Basisdienst, mit dem unabhängigen Qualitätsjournalismus, den wir rund um die Uhr liefern. Dadurch können sich unsere Kundinnen und Kunden auf Basis von richtigen und relevanten Informationen ihre eigenen Angebote schnüren. Wir tun es aber zum anderen auch, indem wir unser Know-how sowie technische Lösungen zur Verfügung stellen und indem wir für die österreichische Nachrichtenbranche – gerade im Bereich Künstlicher Intelligenz und Trusted AI – zu einer integrierten Produktionsplattform werden.

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in der Entwicklung der Medien?

Es liegt an uns das zu gestalten, indem wir uns gründlich und differenziert mit den Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz auseinandersetzen und sie dort einsetzen, wo sie uns unterstützen kann. Und zwar selbstbestimmt, angstfrei und souverän. Dafür brauchen wir KI-Kompetenz, Leitlinien sowie ein geschärftes Bewusstsein dafür, was unsere zentrale Währung in der APA – nämlich Trust und Vertrauenswürdigkeit – in diesem Bereich leisten kann. Gesicherte vertrauenswürdige Daten, auf denen vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz trainiert ist, kann dem Journalismus helfen.

Künstliche Intelligenz kann die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten effizienter machen und uns damit freispielen für Storytelling und für eine Auseinandersetzung mit den Interessen unserer Leserinnen und Leser. Das sind beides Dinge, die wir ganz dringend brauchen. Zugleich besteht natürlich auch die Gefahr, dass sich ein Trend verstärkt und sich potenziell auch stark beschleunigt, den wir in den vergangenen Jahren schon beobachtet haben: Dass Journalismus für die Nutzerinnen und Nutzer immer schwerer als solcher zu erkennen ist. Denn Künstliche Intelligenz, wenn sie professionell eingesetzt wird, hilft nicht nur dem Journalismus, sondern sie hilft auch den Verbreitern von Falschinformationen.

Was für Neuerungen stehen in der APA-Redaktion auf dem Plan?

Wir befinden uns in der APA, wie in der Branche insgesamt, in einer permanenten Anpassung an immer schneller werdende Veränderungszyklen. Wir haben aber wichtige Weichen dafür schon in den vergangenen Jahren gestellt, zum Beispiel mit der Entwicklung des neuen APA-NewsDesk, der im kommenden Jahr den APA-OnlineManager ablösen wird. Diese neue Plattform wird es uns ermöglichen, unsere Inhalte in einer zeitgemäßen Form quer über alle Medientypen bestmöglich zu präsentieren. Und zwar wird das den Prinzipien folgen: Themenorientierung, Echtzeitorientierung und natürlich auch ganz viel KI.

Wir werden dort alles integrieren, von Texten bis zu Live-Videos, Daten und Visualisierungen. Und wir werden als APA-Newsroom auch unsere eigene Planung für unsere Kundinnen und Kunden live schalten. Das hat natürlich auch Auswirkungen darauf, wie wir bei uns im Newsroom arbeiten und produzieren. Wir werden unsere System-Landschaft umkrempeln, hier entsteht gerade eine ganz neue Toolbox. Und wir bauen auch im Newsroom ein wenig um. Wir haben zum Beispiel bereits seit November den neuen Live-Desk in Betrieb, eine neue zentrale Schaltstelle, wo alle Fäden der Echtzeitproduktion quer durch den ganzen Newsroom zusammenlaufen.