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news/APA/Dienstag, 10.12.24, 13:22:33

Opulente Schau im MAK würdigt „Ornamentgenie“ Dagobert Peche

Er ließ die Formensprache der Wiener Werkstätte (WW) gleichsam explodieren: Dagobert Peche (1887-1923) arbeitete mit opulenten, poppigen Dekoren, die bis heute begeistern, Gebrauchsgegenständen verlieh er Vielschichtigkeiten, die den Nutzwert bewusst unterliefen. Das MAK widmet dem "Ornamentgenie", wie Josef Hoffmann Peche genannt haben soll, nach über 25 Jahren wieder eine große Schau. Rund 650 Objekte umgibt eine dem Thema angepasste, formschöne Ausstellungsarchitektur.
APA/APA/Christian Mendez/MAK/Christian Mendez

„Peche Pop. Dagobert Peche und seine Spuren in die Gegenwart“ (ab 11. Dezember) zeigt u.a. anhand von Entwürfen, Möbeln, Tapeten, Schaukästen, Fotos von Raumgestaltungen, Vorhängen, Stoffen und Spiegelrahmen wie Peche die Formsprache der WW in eine neue Richtung führte: weg von der Geometrie hin zu opulenten Dekoren, inspiriert von der Natur. Dabei wird die Präsentation ihrem Titel gerecht; nicht zuletzt anhand von Gegenüberstellungen anderer Arbeiten zeigt sich der Einfluss des Designers bis ins Heute. „Peches Werk ist geprägt von einem Gestaltungsdrang“, sagte Generaldirektorin Lillie Hollein bei einem Medientermin am Dienstag und strich dessen „Formenreichtum“ hervor.

Der im Lungau geborene und in Oberösterreich aufgewachsene Peche, der eigentlich Maler werden wollte, aber auf Wunsch des Vaters Architektur in Wien studierte, arbeitete mit unterschiedlichsten Materialien und entwarf Schmuck, Möbel, Stoffmuster und Ausstellungsdisplays. „Man hat das Gefühl, aus seinen Möbeln sprießt und wächst etwas heraus“, so Anne-Katrin Rossberg, die mit Claudia Cavallar die Schau kuratierte. Peche überlagerte die Ornamente nach dem Motto „es kann nie genug sein“, wie es Rossberg auf den Punkt brachte. Dabei erinnerte seine erste Wohnung anhand der Möbel noch an das Neobiedermeier, wie in der Ausstellung zu sehen, aber bereits diese war so gestaltet, „wie es kein anderer machen würde“. Schnell entwickelte sich Peche dann aber zu einem Visionär.

Beim Besuch im MAK nähert man sich dem Peche-Kosmos nicht chronologisch, sondern thematisch. Die Ausstellung ist in sieben Kapitel unterteilt, was durchaus Sinn macht. „Metamorphose“ etwa zeichnet das Ausspielen von Gegensätzen nach, das Peches gesamtes Schaffen durchzieht – ob Verwandlung von Raum in Fläche (und umgekehrt) oder von Materialien. So wirkt in seinen Arbeiten Holz wie Stoff oder Blech wie Keramiken. Als Architekt gestaltete Peche vor allem Innenräume. Ein Glanzstück im Abschnitt „Boudoir“ ist der erste von ihm entworfene Sessel in der Art des Rokoko, verwendet im Boudoir der von Peche inszenierten Modeausstellung 1915 in der Säulenhalle des heutigen MAK. Aber auch dem Unheimlichen (Rossberg: „Er ist nicht nur Behübscher, der Blümchen malt“) und Peches Gegenwelten zur Realität – nicht zuletzt in seinen Arbeiten mitten im Ersten Weltkrieg – wird Raum geboten.

Die Ausstellungsarchitektur von Cavallar erinnert an einen Palast. Man betritt ihn durch eine Tür, drapiert mit Vorhängen, wie sie Peche in seinen verschiedenen Interieurs bzw. in Ausstellungsgestaltungen verwendet hat. Beim Wandeln durch die „Räume“ erschließt sich Werdegang, Kreativität und Einzigartigkeit des jung an Krebs gestorbenen „Künstlerhandwerkers“, wie ihn sein Biograf Max Eisler einst bezeichnete. Ergänzend erschien eine im MAK Shop erhältliche umfangreiche Publikation.

(S E R V I C E – „Peche Pop. Dagobert Peche und seine Spuren in die Gegenwart“ im MAK, Ausstellungshalle EG, Stubenring 5, 1010 Wien von 11. Dezember bis 11. Mai 2025. Di 10-21 Uhr, Mi bis So 10-18 Uhr. )